Kreis Mettmann. In Velbert gibt es einen ersten Corona-Verdachtsfall. Der Mann hatte Kontakt zu einem Erkrankten in Heinsberg. Der Kreis hat eine Diagnosestelle.

Nun gibt es auch in Velbert einen ersten Verdachtsfall: Wie der Kreis Mettmann mitteilt, hatte der Mann Kontakt zu einem Erkrankten aus dem Kreis Heinsberg. Der Velberter und seine Familie dürfen vorerst das Haus nicht verlassen. In Ratingen gibt es einen weiteren, zweiten, Verdachtsfall – eine Schülerin der Helen-Keller-Schule ist betroffen. Auf Empfehlung des Gesundheitsamtes wird der Kreis die Förderschule am Freitag, vorsorglich zunächst für einen Tag schließen.

Der Kreis Mettmann hat schnell auf die ersten Corona-Verdachtsfälle reagiert. Nur 48 Stunden nach Bekanntwerden hat das Gesundheitsamt in Kooperation mit dem Roten Kreuz und dem Evangelischen Krankenhaus Mettmann eine Diagnosestelle eingerichtet.

Auf dem Gelände des Krankenhauses an der Mettmanner Gartenstraße steht ein Container des DRK, der ab sofort als Anlaufstelle für Verdachtsfälle dient. Allerdings, so betont Dr. Rudolf Lange, kann nicht jeder, der sich krank fühlt, einfach in Mettmann vorbeischauen.

Erste Anlaufstelle ist das Bürgertelefon des Kreises Mettmann

Boris Ulitzka ist Hygienefachkraft am Evangelischen Krankenhaus in Mettmann. Hier steht er in der Diagnosestelle, in der ab sofort Mitarbeiter des Krankenhauses – natürlich unter entsprechendem Schutz – Abstriche von möglichen Patienten nehmen können.
Boris Ulitzka ist Hygienefachkraft am Evangelischen Krankenhaus in Mettmann. Hier steht er in der Diagnosestelle, in der ab sofort Mitarbeiter des Krankenhauses – natürlich unter entsprechendem Schutz – Abstriche von möglichen Patienten nehmen können. © Sascha Döring

Wer sich nicht gut fühle und meine, Symptome bei sich erkannt zu haben, die auf eine Ansteckung hindeuten könnten, solle zunächst das Bürgertelefon des Kreises Mettmann anrufen, erläutert der Leiter des Kreisgesundheitsamtes den Ablauf (02104 99 3535).

„Die Mitarbeiter dort stellen gezielt Fragen damit wir erkennen können, ob ein Risiko besteht.“ Die Kriterien dafür seien auch nicht willkürlich gewählt, „die gibt das Robert-Koch-Institut vor“, so Lange: Zeigt der Anrufer Symptome einer Erkrankung? Kommt er aus einer Krisenregion oder hatte er Kontakt zu einer Person, die nachweislich infiziert ist?

Das Kreisgesundheitsamt macht einen Termin mit dem Patienten

Besteht nach dem Telefonat die Möglichkeit, dass tatsächlich eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 (oder Covid 19) vorliegt, gehen die Daten des Anrufers an das Kreisgesundheitsamt. „Wir verifizieren die Daten um festzustellen, ob es sich um einen überprüfenswerten Fall handelt“, erläutert Rudolf Lange. Wenn ja, nimmt das Kreisgesundheitsamt Kontakt auf.

„Wir rufen an“, betont Lange, „und vereinbaren einen Termin in der Diagnosestelle.“ So, und nur so, komme ein Erkrankter nach Mettmann. In dem mobilen Container auf dem Hof des Krankenhauses nimmt dann ein Mitarbeiter in Schutzkleidung einen Abstrich, danach kann der Patient wieder nach Hause.

Test immer auf Covid 19 und Influenza

„Wir prüfen immer, ob Covid 19 oder eine Influenza vorliegt“, erläutert Dr. Clemens Stock, ärztlicher Direktor am Evangelischen Krankenhaus Mettmann. Denn die Symptome beider Krankheiten seien sehr ähnlich. Nach dem Abstrich geht die Probe in ein Labor. „Wir haben das organisatorisch so geplant, dass die Probe nach Möglichkeit noch am gleichen Tag im Labor ankommt und möglichst auch noch am selben Tag zurückkommt.“ Das könne dann je nach Auslastung des Labors auch am Abend sein. Von der Auswertung im Labor hängen dann die weiteren Maßnahmen ab.

Bisher überwiegend milde Krankheitsverläufe in NRW

Landrat Thomas Hendele (rote Krawatte) lobt alle Beteiligten. Links neben ihm Dr. Rudolf Lange, Leiter des Kreisgesundheitsamtes, und Dr. Clemens Stock; rechts Krankenhaus-Geschäftsführer Bernd Huckels.
Landrat Thomas Hendele (rote Krawatte) lobt alle Beteiligten. Links neben ihm Dr. Rudolf Lange, Leiter des Kreisgesundheitsamtes, und Dr. Clemens Stock; rechts Krankenhaus-Geschäftsführer Bernd Huckels. © Sascha Döring

Bislang, ergänzt Dr. Johannes Podlinski, gebe es in Nordrhein-Westfalen nur zwei Fälle, in denen Patienten stationär behandelt würden. Bei allen anderen sei der Krankheitsverlauf mild gewesen, erläutert der Vorsitzende der Kreisstelle der kassenärztlichen Vereinigung. „Für die meisten Menschen ist eine Erkrankung nicht gefährlich.“

Daher könne sich jemand, der sich nicht wohl fühle, sehr gut erst einmal über das Bürgertelefon informieren. „Und dann am besten zu Hause bleiben, sich von alten oder kranken Menschen fern halten und auf die Rückmeldung warten.“

Kreisgesundheitsamt rechnet aktuell mit nur wenigen Fällen

Insgesamt sei er als Vertreter der niedergelassenen Ärzte froh, „dass wir eine solche Struktur so schnell gefunden haben.“ Das entschleunige und „nimmt den Menschen auch die Angst“, ist er sich sicher. Erfahrungen aus Düsseldorf – dort gibt es ebenfalls ein Bürgertelefon und einen ähnlichen Ablauf – hätten gezeigt, „dass es doch gar nicht so viele Fälle gibt, wie befürchtet.“

Dr. Rudolf Lange rechnet aktuell mit nur wenigen Fällen: „Dank der Vorfilterung denke ich, dass wir Stand jetzt täglich zwischen 0 und 3 Besuche haben werden.“ Allerdings: „Wir wissen natürlich nicht, wie sich die Situation entwickelt.“ Doch auch für eine Zunahme der (Verdachts-)Fälle sei der Kreis vorbereitet: „Die Kapazitäten hier in Mettmann können schnell erweitert werden.“

Mobile Einheit kann im Notfall Hausbesuche machen

Neuer Verdachtsfall in Erkrath

Nach dem bestätigten Corona-Erkrankungsfall in Erkrath und dem Verdachtsfall in Ratingen stellt sich die Lage im Kreis Mettmann aktuell wie folgt dar: In Erkrath gibt es einen neuen Verdachtsfall.

Es handelt sich um eine Frau, die auf einer Großveranstaltung in Berlin Kontakt mit einem Erkrankten hatte. Die Frau – ohne familiären Anhang – wurde zuhause „abgesondert und steht unter Beobachtung“, teilt der Kreis Mettmann mit.

Sowohl bei dem Fall in Ratingen (Person ohne Familienanhang im Haushalt), als bei auch dem neuen Fall steht das Ergebnis der Probenuntersuchung noch aus.

Sollte ein Patient nicht in der Lage sein, selbst nach Mettmann zu kommen, vereinbart das Kreisgesundheitsamt auch einen Hausbesuch. „In Abstimmung mit dem Malteser Hilfsdienst, der die Fahrt übernimmt, und der Kassenärztlichen Vereinigung fahren wir zu dem Patienten und nehmen den Abstrich zu Hause.“

Bernd Huckels, Geschäftsführer des Evangelischen Krankenhauses, betont zudem, dass der Regelbetrieb in seinem Krankenhaus weiterlaufe. Das sei auch mit ein Grund für die räumliche Trennung von Diagnosestelle und Krankenhaus: „Wir schützen damit unser Personal vor Ansteckung und gleichzeitig auch die Patienten.“ Landrat Thomas Hendele lobt die „hervorragende Leistung“ aller Beteiligten: „Dieses umfassende Management ist ein ganz, ganz wichtiger Schritt für den Kreis Mettmann.“