Kreis Mettmann. Kliniken und Rettungsdienste im Kreis Mettmann sind für den Fall eines Coronavirus-Falles gebrieft. Die gefährliche Influenza gerät aus dem Blick

„Wir schieben hier keine Panik, aber wir haben viel zu tun“, sagt Dr. Rudolf Lange. Nach Auskunft des Leiters des Kreis-Gesundheitsamtes häufen sich zunehmend die Fragen zum Coronavirus. Etwa von einer Schule, an der ein Kind aus China stammt. Ebenso aber auch von international agierenden Unternehmen, die in Sorge um ihre Mitarbeiter sind. https://www.waz.de/staedte/velbert/article227940649.ece

Bei Ebola gehen alle Warnlampen an

„Wir bewegen uns nicht auf der Ebene von Ebola, wo gleich drei rote Warnlampen angehen“, erklärt der Facharzt (64) für öffentliches Gesundheitswesen sowie Sozial- und Umweltmedizin. Es sei allerdings sehr gut möglich, dass man einen konkreten Verdachtsfall zur Abklärung bekomme. Schließlich liege Duisburg in direkter Nachbarschaft zum Kreis Mettmann und sei Partnerstadt von Wuhan. Es sei nicht unwahrscheinlich, dass Mitarbeiter, die ihren Arbeitsplatz in Duisburg hätten, hier im Kreisgebiet wohnten.

Informationen kommen vom Institut in Berlin

Der Amtsleiter (seit 15 Jahren) hat zunächst wie wohl fast alle Bürger im Fernsehen von dem Virus erfahren und gedacht, „so etwas hatten wir schon einmal“. Umgehend seien ihm medizinische Assoziationen durch den Kopf gegangen, er habe an SARS und MERS gedacht.

„Wir schieben hier keine Panik“, berichtet Dr. Rudolf Lange. Er leitet das Kreis-Gesundheitsamt schon seit 15 Jahren.
„Wir schieben hier keine Panik“, berichtet Dr. Rudolf Lange. Er leitet das Kreis-Gesundheitsamt schon seit 15 Jahren. © Kreis Mettmann

Mittlerweile ist der offizielle Informationsfluss längst im Gange und wird permanent aktualisiert. Das Berliner Robert-Koch-Institut hat als wichtiges Element einer langen internationalen Kette, die ganz oben mit der Weltgesundheitsorganisation anfängt, u. a. Falldefinitionen und Ablaufdiagramme zum möglichen Vorgehen geliefert. Ebenso Nachweise von möglichen Laborkapazitäten, Hinweise zum Vorgehen bei Probeentnahmen und Hygieneempfehlungen. Im Kreis-Gesundheitsamt hat man das alle eingehend studiert, aufbereitet und weitergegeben: „Die Akut-Krankenhäuser sind vorinformiert, ebenso die Rettungsdienste und die Leitstelle.“

Uniklinik ist auf problematische Fälle spezialisiert

„Wenn wir einen akuten, hochverdächtigen Fall hätten“, beschreibt Rudolf Lange die Optionen beim Vorgehen, werde dieser möglicherweise in die Sonderinfektionsstation der nahen Uniklinik Düsseldorf gebracht, die auf höchst problematische Infektionsfälle wie Ebola und Lassa spezialisiert sei. Es komme aber im Prinzip auch ein ganz normales Krankenhaus in Betracht „mit entsprechenden Sondermaßnahmen“.

Prinzipiell kein Anlasse für eine Schutzmaske

Man könne nicht vorbeugen und es gebe bisher auch keine Impfung gegen das Coronavirus, so der Fachmann weiter. In Wuhan würde er „mit Sicherheit“ eine entsprechende Schutzmaske tragen, „aber hier sehe ich dafür absolut keinen Anlass“. Nach jetzigem Stand seien etwa Masern und Windpocken, und vermutlich auch die Influenza, „wesentlich ansteckender“ als das Coronavirus.

Influenza wird heillos unterschätzt

Was Rudolf Lange nachhaltig umtreibt und erhebliche Sorgen bereitet, ist die Influenza, „die echte Grippe“. Und das nicht nur, weil die Symptome – Fieber, Husten, Atemnot – identisch sind und Verwechslungsgefahr bergen. „Influenza kann man schnell testen, und wahrscheinlich ist es ein Spatz und

Amt widmet Kindern große Aufmerksamkeit

Das Kreis-Gesundheitsamt ist Teil der Kreisverwaltung Mettmann und hat aktuell 121 Mitarbeiter, darunter sehr viele in Teilzeit. Frauen haben ganz deutlich die Mehrheit. Das Amt unterhält in neun kreisangehörigen Städten Neben- bzw. Untersuchungsstellen.

Zu den Aufgaben gehören im Kinder-Bereich zum Beispiel deren Betreuung, teilweise bereits von der Geburt an, Kita- und Schul-Untersuchungen sowie die Präventionsarbeit mit dem renommierten Projekt „Lott jonn“.

kein Kolibri“, verdeutlicht der Experte die Wahrscheinlichkeit eines Coronavirus. Die erste wichtige Frage sei deshalb stets die nach dem Aufenthaltsort in den letzten 14 Tagen. Vor allem aber rangiere das Thema Influenza leider unter ferner liefen, obwohl es in seiner eigentlichen Bedeutung viel gewichtiger und sehr ernst zu nehmen sei. Das vor allem bei Vorerkrankungen. „Wir bewegen uns aktuell in einer aufsteigenden Welle mit deutlich steigenden Fallzahlen.“

Hände richtig, gründlich und mehrfach waschen

Und wie sieht’s angesichts des China-Virus mit geschäftlichen oder auch privaten Reisen aus? „Eine Telefon- oder Videokonferenz ist mit Sicherheit eine sinnvolle Alternative“, meint der Amtsleiter. Darüber hinaus solle man sich an den online verfügbaren Hinweisen und Empfehlungen des Auswärtigen Amtes orientieren.

Nicht quer durch den Raum husten

„A und O“, betont Lange, sei allemal das Händewaschen. „Aber richtig, gründlich und mehrfach am Tag!“ Es sei mit Sicherheit nicht unhöflich, zum Beispiel bei einer Besprechung nicht jedem Teilnehmer die Hand zu drücken und stattdessen mit einem freundlichen Kopfnicken zu grüßen. Unhöflich sei es hingegen, quer durch den Raum zu niesen oder zu husten. „Bitte ins Taschentuch oder in die Armbeuge. Hand vor den Mund ist der schlechtere Weg.“