Langenberg. Die Bücherstadt Langenberg hatte Besuch aus Norwegen: Nann Moldskred hat dort eine Bücherstadt mitgegründet und verschaffte sich einen Eindruck.

Relativ mittig, an einem schmalen, nordwärts führenden Arm des Sognefjords in Norwegen liegt Fjærland. 280 Menschen wohnen hier, rund vier Autostunden nördlich von Bergen. Und Fjærland hat etwa mit Langenberg gemeinsam – den Titel Bücherstadt.

Mitgründerin ist Nann Moldskred, die inzwischen in Schleswig lebt. Gemeinsam mit ihrer Tochter Charlotte Grude hat sie nun Langenberg besucht, um den Bücherstadtverein und das Konzept der Bücherstadt kennenzulernen. Denn auch in ihrer Wahlheimat in Norddeutschland würde die 61-Jährige gerne eine Bücherstadt ins Leben rufen.

Ambiente in Langenberg passt zum Titel Bücherstadt

Die Norwegerin Nann Moldskred (rechts) war mit ihrer Tochter Charlotte Grude zu Besuch in der Bücherstadt Langenberg.
Die Norwegerin Nann Moldskred (rechts) war mit ihrer Tochter Charlotte Grude zu Besuch in der Bücherstadt Langenberg. © Bücherstadt Langenberg | Andrea Müller

„Wir sind sehr, sehr nett empfangen worden“, schwärmt die Norwegerin von den aktiven Buchfreunden aus der Senderstadt. „Auch das Ambiente in der Altstadt passt wunderbar.“ Doch diese Atmosphäre habe sich ihr erst auf den zweiten Blick erschlossen, erzählt Nann Moldskred: „Wir sind dienstags angekommen, es hat geregnet und war dunkel.“ Sie habe das Gefühl gehabt, in ein ganz enges Tal gekommen zu sein. „Aber am Tag haben wir dann gesehen, wie schön das hier ist.“

Besonders interessiert habe sie sich aber für die Umsetzung des Konzepts Bücherstadt. Natürlich. „Ich habe geschaut: Wie machen die das in Langenberg?“ Sehr, sehr gute Einblicke habe sie erhalten. „Ich finde es toll, dass hier in Langenberg so viele Privatleute mitmachen“, lobt sie. Auch die Veranstaltungen rund um das Buch gefallen der gebürtigen Norwegerin: „Es gibt Lesungen in der Bücherquelle, zu denen jeder kommen darf, es gibt die Buchbinderei, private Antiquariate.“

Das zentrale Lager des Vereins ist ein Pluspunkt

Hinzu komme das Alldiekunst-Haus, in dem auch Veranstaltungen stattfinden. „Ein gutes Beispiel was man machen kann, wenn etwas leer steht.“ All das gefällt Nann Moldskred ausgesprochen gut: „Es zeigt, dass man andere Seiten des Themas ,Buch’ wunderbar integrieren kann.“

Und noch etwas hat ihr gut gefallen: das zentrale Lager. „Es ist immer jemand da, der die Bücher grob sortiert und jeder, der Bücher verkaufen möchte, kann sich dort welche abholen.“

In Norwegen hat sich das Konzept etabliert

In Norwegen, erinnert sich Nann Moldskred, sei der Anfang sehr holprig gewesen: „Wir haben die Bücher selbst abgeholt oder sogar gekauft.“ Das habe sich mittlerweile aber erledigt: „Das Konzept ist bekannt, die Leute kommen jetzt zu uns und bringen uns Bücher.“ Und zwar aus der gesamten westlichen Region Norwegens. „Das hat sich rumgesprochen.“ So groß ist der Zuspruch, „dass die da inzwischen wählerisch sein können.“

Das Bücherdorf Fjærland

Zwischen Mai und September sind alle Buchläden im Bokby (Bücherdorf) Fjærland zwischen 10 und 18 Uhr geöffnet. Dazu gibt es zahlreiche Veranstaltungen. Im Winter sind die Öffnungszeiten eingeschränkt.

Über das Internet sind jedoch das ganze Jahr über Bücher erhältlich. Mehr als eine Viertel Million halten die Läden für Leseratten parat.

Fjærland ist außerdem geprägt durch Landwirtschaft und Tourismus. Der Ort liegt am Südende des Gletschers Jostedalsbreen. Zwei seiner Arme ragen in Fjærland ins Tal hinunter. Nirgendwo sonst am Jostedalsbreen kann man den Gletscher so leicht mit Auto und Bus erreichen.

Allerdings gebe es einen großen Unterschied zwischen Fjærland und Langenberg: „In Norwegen setzt die Bücherstadt ganz stark auf das Internet.“ Das liege aber an der Geographie, erläutert Nann Moldskred: „Das Städtchen liegt in einem sehr engen Fjordtal unterhalb eines Gletschers.“ Langenberg wiederum sei sehr gut erreichbar, „sogar mit dem Zug.“ Daher müsse man hier gar nicht so sehr online unterwegs sein.

Eine Rückkehr nach Langenberg ist nicht ausgeschlossen

Ob sie denn auch Tipps für ihre Gastgeber habe? „Nein“, sagt sie lachend, „dazu ist es noch zu früh.“ Außerdem, fährt sie fort, „kennen die doch ihre Stadt viel besser.“ Jetzt ist sie wieder zu Hause, in Schleswig. Aber eine Rückkehr nach Langenberg ist nicht ausgeschlossen: „Ich habe eine Einladung für Mai“, sagt Nann Moldskred. „Ich muss das prüfen, aber ich fand es so schön in Langenberg.“