Velbert-Mitte. Innerhalb von zweieinhalb Jahren hat Küpper zum dritten Mal Insolvenz angemeldet. Aus den Reihen der Belegschaft gibt es Erschütterndes
Alle schlechten Dinge sind drei: Das gilt derzeit für die Belegschaft der früheren Küpper Metallverarbeitung GmbH. Denn das Velberter Traditionsunternehmen hat am 7. Februar zum bereits dritten Mal innerhalb von gerade zweieinhalb Jahren Insolvenz angemeldet. Für Hakan Civelek von der IG Metall und Küpper-Mitarbeiter Ramon Rocha liest sich diese Zeit wie eine Chronik des Missmanagements und Scheiterns. Dabei gibt es auch Erschütterndes zu berichten.
Sorge um die Zukunft geht ans Gemüt
Wenn Ramon Rocha von seinem Arbeitgeber spricht, dann merkt man, wie nahe ihm die Sorge um die Zukunft bei Küpper geht. „Wir waren ein gesundes Unternehmen, nun sind wir wieder insolvent. Uns wurden so viele Versprechen gemacht, die nicht eingehalten wurden“, sagt der 26-Jährige kopfschüttelnd. Er ist der neue Betriebsratsvorsitzende des Unternehmens, betrachtet aber die Entwicklungen der vergangenen Jahre aus Sicht des Arbeitnehmers – und steht so stellvertretend für die rund 215 Küpper-Beschäftigten, die nicht wissen, wie es für sie weitergeht.
Begonnen habe die Misere 2014, als Küpper an das indische Unternehmen Amtek verkauft wurde. „Damals hieß es, es würden Investitionen getätigt, die uns nach vorne bringen“, so Rocha. Doch geschehen sei – nichts. Dies alles mündete 2017 in die erste Insolvenz. Damals wurde Küpper von der thailändischen Holding PCS und der deutschen Unternehmerfamilie von Waldow übernommen. „Am Anfang waren wir noch euphorisch“, erinnert sich Rocha, der seit 2009 für Küpper arbeitet und dort auch seine Ausbildung zum Gießerei-Mechaniker absolviert hat.
Zuversicht schnell verflogen
Doch die Zuversicht verflog rasch, auch diese Übernahme habe sich als schlecht erwiesen, sagt Hakan Civelek, 1. Bevollmächtigter des IG-Metall-Bezirks Velbert. Denn: „Die Unternehmerfamilie hat den jungen und unerfahrenen Sohn in das Management geschickt.“ Damit nicht genug der Sprösslinge, die sich ihre ersten Sporen verdienen sollten. „Auch der Inhaber von PCS hat seinen jüngsten Sohn nach Velbert beordert. Somit sollten zwei völlig unerfahrene junge Männer die Geschicke von Küpper leiten.“
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Das habe trotz hoffnungsvoller Ansätze im Chaos geendet, wie der heutige Betriebsratschef Ramon Rocha ausführt: „Wir hatten einen großen Auftrag für eine Automatisierung, der dem Unternehmen einen Impuls hätte geben sollen. Doch daraus ist nichts geworden.“ Vielmehr sei Küpper, dessen Sitz sich an der Haberstraße befindet, auf eine völlig undurchsichtige Weise von PCS herausgelöst worden und in eine neue Firma übergegangen. Daraufhin stand 2019 die nächste Insolvenz vor der Tür.
Küpper an unbekannte Beteiligungsgesellschaft verkauft
Und da seien zwei Unternehmen in die engere Auswahl für eine Übernahme gekommen, so Civelek: Die Gramax-Gruppe und ein anderer Interessent. Besonders die letztere Firma, „die auch Investitionen am Standort tätigen wollte“, hätte gut gepasst, so Rocha. Das Problem: „Das Unternehmen hatte aber angekündigt, eine Zeit lang die Küpper-Produktion weiterzuführen, dann aber auch eigene Produkte hier herstellen zu wollen.“ Das wiederum sei den Küpper-Kunden bitter aufgestoßen, da sie befürchtet hätten, ihren Zulieferer zu verlieren.
Wuppertaler Anwalt ist vorläufiger Sachwalter
Als vorläufiger Sachwalter für die nunmehr dritte Insolvenz bei Küpper ist der Wuppertaler Anwalt Dr. Jens Schmidt bestimmt. Er soll darauf achten, dass das Insolvenzverfahren ordnungsgemäß durchgeführt wird. Die IG Metall begleitet das Verfahren. Hakan Civelek, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Velbert, sitzt mit im Gläubigerausschuss.
Neben dem Velberter Unternehmen Küpper hatte der indische Investor Amtek 2014 auch die zur Küpper-Gruppe gehörende Heiligenhauser Gießerei August Küpper übernommen. Diese musste zweimal Insolvenz anmelden. Mitte 2019 kam das endgültige Aus.
Und als dann der Interessent noch um mehr Zeit zur Prüfung einer Übernahme gebeten habe, so Gewerkschafter Civelek, habe Gramax den Zuschlag bekommen. „Die wollten auch die Preise teilweise gleich um 400 bis 1000 Prozent erhöhen.“ Daraufhin hätten die Kunden sich neue Zulieferer gesucht. Es folgte am 7. Februar die dritte Insolvenz – nachdem Küpper von Gramax an eine Schweizer Beteiligungsgesellschaft verkauft worden war, „deren Namen wir bis heute nicht kennen, was wiederum für völlige Intransparenz spricht“, so Civelek.
Kein Geld, um zu Beerdigung zu fahren
Die Situation hat auch massive Auswirkungen auf die Beschäftigten, seit Oktober werden keine regelmäßigen Schichten gefahren, die Mitarbeiter erhalten Kurzarbeitergeld in Höhe von 60 bis 67 Prozent ihres Gehaltes. Im Prinzip, denn: „Es fallen nun die Schichtzuschläge weg, so dass wir weniger als 50 Prozent in der Tasche haben“, schildert Ramon Rocha. Das ist noch nicht alles: „Nach dem Dezember-Gehalt mussten wir über sieben Wochen auf das nächste Gehalt warten. Die meisten meiner Kollegen haben Familie, da fehlt das Geld an allen Ecken und Enden. Viele sind verzweifelt“.
Und dann kam auch noch etwas ganz Tragisches hinzu. „Im Dezember ist ein 41-jähriger Kollege gestorben. Viele Küpper-Mitabeiter wollten zu dessen Beerdigung. Doch sie hatten kein Geld für den Sprit“, schildert Rocha.
Nun wollen Civelek und Rocha alles dransetzen, Küpper zu retten. Dafür müssten aber verprellte Lieferanten und Kunden zurückgewonnen werden. Doch ob das gelingt, „das müssen wir sehen“.