Langenberg. Kinder der Langenberger Waldorf-Kita haben gemeinsam mit Seniorinnen aus Haus Meyberg gebastelt. Die Anregung dazu kam von Bochumer Stundeten.
Rosemarie Thabor freut sich: „Es ist ganz gut, dass man so etwas mal macht, in meinem Leben musste ich so viel Ernsthaftes machen.“ So etwas, das ist gemeinsames Basteln mit Kindern des Waldorf-Kindergartens, der dem Seniorenzentrum Haus Meyberg, in dem Thabor lebt, gleich gegenüber liegt. Obwohl beide Häuser in Sichtweite stehen, bedurfte diese Zusammenkunft erst eines Impulses von außen.
Carlotta ist im fünften Semester der Hochschule für Gesundheit in Bochum und gemeinsam mit insgesamt acht Studienkolleginnen und einem Kollegen, die im ersten oder fünften Semester Ergotherapie studieren. Zusammen mit ihrem Dozenten haben sie das Konzept ausgearbeitet, die Idee im Team entwickelt und setzen es nun um: „In dieser Form und Größe ist es das erste Mal.“
Paarweise kommen Kinder und Seniorinnen zusammen
Die Idee ist so einfach wie naheliegend. Zehn Kita-Kinder treffen auf zehn Seniorinnen. Mit einem Findungsspiel kommen sie paarweise zusammen. Simon (5) hat eine Schnecke dargestellt und Christel (83) hat das Tier als erste erraten. Und schon sind sie ein Paar. An den Tischen finden immer zwei Paare mit einer Studentin oder dem Studenten zusammen. Dort bemalen sie Blumentöpfe aus Ton. Christel malt Blumen und einen Schmetterling.
Waltraud (84) trifft Wim (4), Martha (96) auf Charlotte (4). Schnell entwickeln sich neben dem Gestalten Gespräche. Martha hat eine Urenkelin in dem gleichen Alter wie die beiden Kinder. Waltraud malt Blumen. Zentral im Raum stehen Amaryllen und warten darauf, später in die bemalten Töpfe gepflanzt zu werden. „Das Team Schmetterling macht seinem Namen alle Ehre“, stellt Studentin Sarah fest.
Kinder helfen den Älteren – zum Beispiel beim Ausschneiden
Dann sind die Tontöpfe fertig gestaltet und mit Namen versehen, bei dem die Seniorinnen gerne helfen. Dafür übernehmen die Kinder kleine Arbeiten, die die Älteren alleine nicht mehr durchführen können. So wie Ruth Schulz, die ihre linke Hand nicht mehr benutzen kann. Ihre kleine Tischnachbarin Lynn (4) hilft ihr beim Ausschneiden.
Rosemarie (85) zeigt den Kleinen, wie man die Amaryllis in den Tontopf pflanzt und diese machen es ihnen nach. Schnell hat sich ein Team gebildet, das sich selbstverständlich gegenseitig unterstützt. Caspar (5) hat einen Kreisverkehr gemalt und tauscht am Ende seinen Topf gegen den mit dem Gemälde seiner Partnerin Ruth (88).
Bewohnerinnen bringen Kinder zur Ruhe
Zwischendurch wird es auch mal etwas hektischer, weil es beim Basteln nur zwei Scheren pro Tisch gibt. Caspar wird unruhig, will abkürzen, aber die Akteure am Tisch bringen wieder Ruhe und Konzentration zurück in die Gruppe. Ruth bittet Caspar, für sie den Frosch auszuschneiden und er kommt dem gerne nach. In einem unbeobachteten Moment streckt er die Zunge raus und bastelt dann weiter, als sei nichts gewesen. Rosemarie schneidet derweil einen Apfel aus.
Ruth wird traurig, weil sie ihre Hand nicht mehr benutzen kann. Doch der Moment vergeht schnell wieder, als sie zeigen kann, welch guten Blick sie für Details hat und wie geschickt ihre rechte Hand immer noch ist. Lynn hat für Ruth das Froschgesicht gemalt und Ruth vergrößert die Augen, zeigt ihr künstlerisches Talent und erzeugt eine Mimik, die den Frosch lebendig werden lässt.
Bewohner, Kinder und Studenten sind begeistert
Projekt wird ausgewertet und dokumentiert
Über das Projekt der Hochschule für Gesundheit in Bochum wird eine Dokumentation erstellt und beiden Einrichtungen im Anschluss zugeleitet.
Neben den vielen Bildern, die nachgeliefert werden, haben alle Teilnehmer auch eine Amaryllis in ihrem kunstvoll gestalteten Blumentopf mitnehmen können.
Am Samstag, 23. November, lädt das Seniorenzentrum Haus Meyberg zum Wintermarkt von 13 bis 16.30 Uhr ein. Bei dem Basar gibt es Selbstgemachtes von Hausbewohnern und der Küche des Hauses Meyberg.
Karin Engelen, Sozialer Dienst Haus Meyberg, ist begeistert von der Begegnung: „Ich finde das eine tolle Aktion und bin total begeistert. Die Bewohner sind ganz aufmerksam und zum Teil auch anders, als man sie sonst erlebt.“ Allen, ob großen oder kleinen Teilnehmern oder den Studenten, hat es Spaß gemacht und lachend rücken sie noch einmal für ein Gruppenfoto zusammen, singen zum Abschluss gemeinsam ein Herbstlied.