Langenberg. Der Langenberger Kantor Peter Nowitzki verabschiedet sich nach 32 Dienstjahren von der Gemeinde. Zum Abschluss spielte er noch einmal Bach.

Kaum einer hat das Musikleben in Langenberg und darüber hinaus so mitgestaltet wie Peter Nowitzki, Kantor an der Alten Kirche. Nun wurde er nach 32 Jahren erfolgreicher Tätigkeit von der Evangelischen Kirchengemeinde verabschiedet.

Seinen „Schwanengesang“ hat er schon vor einiger Zeit eingeleitet mit der Interpretation des Orgel-Gesamtwerkes von Johann Sebastian Bach. In 27 Konzerten hat Nowitzki das Mammutwerk bewältigt, immer auch laufende Neuentdeckungen der Bachforscher miteinbeziehend. Am Reformationstag erfolgte nun das 27. Konzert, verbunden mit seiner feierlichen Verabschiedung durch die Kirchenleitung.

Zum Abschied gab es Bach

Pfarrer Jens Blaschta und Kantor Peter Nowitzki (r).
Pfarrer Jens Blaschta und Kantor Peter Nowitzki (r). © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

In einleitenden Worten meinte Nowitzki, er habe sich überlegt, welche Komponisten er in seinem letzten Konzert darstellen soll, und er sei dann doch an Bach „hängengeblieben“. So hörte man das gewichtige „große“ Präludium und Fuge e-moll von Bach neben mehr spielerischen Stücken wie dem Trio C-dur. Dazwischen eine Anzahl von Choralvorspielen unterschiedlichsten Charakters und differierender Registrierungen.

Die Interpretationen wurden immer leiser, immer besinnlicher, so als wollte Nowitzki auf musikalische Weise ausdrücken, dass ihm der Abschied auch schwer fällt. Pfarrer Jens Blaschta lobte die Tätigkeit von Nowitzki in den vielen Jahren und zählte eine Unmenge von Aufgaben auf, die Nowitzki bewältigt hatte, auch über die Kirchengemeinde hinaus.

So oblag ihm zum Beispiel die Sorge bei der Einrichtung der Orgel im Historischen Bürgerhaus oder die Kooperation mit der Kirchengemeinde Neviges. Große Werke wurden vom Kirchenchor unter Nowitzkis Leitung aufgeführt, 750 mal gestaltete Nowitzki die „Orgelmusik zur Marktzeit“. Eine Reger-Orgel-Reihe wurde genauso angeführt wie jetzt der zu Ende gegangene Bach-Zyklus.

Chöre waren überrascht vom Abschied des Kantors

In den verschiedenen Chören, die Nowitzki leitete, war man – so Blaschta – erstaunt und betroffen, zu hören, dass Nowitzki sich verabschiedet, denn er sei „schon immer da gewesen“, also eine Konstante, ohne die man sich das Musikleben gar nicht mehr vorstellen könne.

Wer Nowitzki kennt, schätzt auch immer seine Freundlichkeit, sein natürliches Auftreten, seine stete Bereitschaft zum Gedankenaustausch. Die Arbeit in Langenberg sah er immer auch „nah am Menschen“, bei allen musikalischen Ereignissen hatte er „ein persönliches Konzept“, das jeden ansprechen sollte. Trennungen z.B. von „sakraler und nicht-sakraler Musik“ wollte er überwinden, auch Konfessionsgrenzen sollte die Musik überschreiten.

Engagierter und liebenswürdiger Mitbürger

Alte Kirche ist der Mittelpunkt Langenbergs

Die Alte Kirche bildet schon viele Jahrhunderte den Mittelpunkt des Stadtbezirks. Die Kapelle, an deren Stelle die Kirche heute steht, geht auf den Rellinghauser Damenstift zurück. Der 1265 erstmals erwähnte romanische Vorgängerbau mit Steingewölbe stammte wahrscheinlich noch aus dem 10. Jahrhundert.

Der stark beschädigte Vorgängerbau wurde 1725 abgerissen. Das Ziel war der Bau einer neuen Kirche, die „größer, weiter, luftiger, und vor allem würdiger“ sein sollte als die bisherige. Architekt Johann Michael Moser aus Unna baute den schlichten Saal mit dreiseitigem Abschluss und je drei großen Fenstern an den Langseiten.

So verliert Langenberg nicht nur einen ausgezeichneten, einfallsreichen Organisten, sondern auch einen engagierten, liebenswürdigen Mitbürger. Nowitzki will in den Norden ziehen und sein Elternhaus übernehmen. Und er freut sich schon auf das Spiel auf Schnitger-Orgeln, die es im Norden Deutschlands so zahlreich gibt.

Sein Abschiedskonzert beschloss Nowitzki mit Bachs letzter Komposition dem Teil der „Kunst der Fuge“, der unvollendet geblieben ist. Auch das dürfte wieder programmatisch gemeint sein: Trotz erfüllter Tätigkeit bleibt immer etwas „unvollendet“. Und so ist anzunehmen, dass Nowitzki weiter strebt, jetzt zu neuen Ufern, und sich einen neuen interessanten Lebensabschnitt gestaltet. Die Glückwünsche, die nach seinem Abschiedskonzert ausgesprochen wurden, werden ihn begleiten.