Kreis Mettmann. Die IHK sieht keinen Grund, von einer Krise zu sprechen. Ihre Umfrage zeigt aber, dass die Konjunktur im Kreis Mettmann an einem Scheideweg ist.

Unsicherheiten steigen stark, Neanderland fällt regional zurück, Investitionsplanungen eingeschränkt, Beschäftigungsabbau möglich: Die Stichworte zur Herbst-Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Düsseldorf klingen nicht wirklich gut. „Wie erwartet, hat sich die Konjunktur im Jahresverlauf deutlich eingetrübt“, berichtet Gerd H. Diestler.

Im positiven Bereich und deutlich über der Nulllinie

Der Konjunktur-Experte der Kammer, der nunmehr schon seit 21 Jahren im regelmäßigen Turnus die Lage in der heimischen Wirtschaft in den Blick nimmt, weist darauf hin, dass es sich um eine „Abkühlung mit Ansage“ handelt. „Konjunktur im Kreis trübt auf hohem Niveau ein“ stand zuletzt über der Frühjahrsumfrage. „Wir kommen aus einer sehr großen Hochkonjunkturphase“, gibt er zu bedenken. „Es geht abwärts“, aber man befinde sich immer noch im positiven Bereich. „Die Lage ist noch gut und deutlich über der Nulllinie.“ So überschreibt denn die IHK ihren aktuellen Lagebericht zum Kreis Mettmann auch „Abschwächung – aber keine Krise“.

Keine Konjunkturkrise

Gerd H. Diestler (li.) legte zusammen mit Marcus Stimler den Herbst-Konjunkturbericht der IHK für den Kreis Mettmann vor.
Gerd H. Diestler (li.) legte zusammen mit Marcus Stimler den Herbst-Konjunkturbericht der IHK für den Kreis Mettmann vor. © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

Insgesamt beurteilen die Unternehmen ihre Geschäftslage mit plus 24 Prozentpunkten noch als gut und damit sogar leicht besser als im langjährigen Schnitt. Diestler: „Von einer Konjunkturkrise kann deshalb keine Rede sein.“ Er sieht die regionale Konjunktur an einem Scheideweg. Denn bislang habe sie sich nur abgekühlt, allerdings auf das niedrigste Niveau seit sechs Jahren. „Und das, obwohl alle großen Branchen – insbesondere die konsumnahen und auf Inlandskunden ausgerichteten – ihre Lage noch als positiv einschätzen.“

Industrie-Schwerpunkt wirkt sich aus

Im Neanderland mache sich besonders der industrielle Schwerpunkt nachteilig bemerkbar. Knackpunkt seien die hier besonders stark vertretenen Vorleistungsgüterproduzenten – „Ein ordentliches Schwergewicht“ –, im Wesentlichen also Zulieferer für andere industrielle Kunden. Unter ihnen überwiegend leicht die negativen Stimmen; und diese Befragten äußern sich vorsichtiger als andere.

Region und Inland gut, Ausland eher weniger

Im Frühjahr habe es nur eine dezente Abkühlung gegeben. „aber noch im grünen Bereich“, erinnert der hiesige Zweigstellen-Leiter Marcus Stimler, „die Erwartungen waren lediglich gedämpft.“ Jetzt zeichnet die

Insgesamt gaben 850 Betriebe Auskunft

Die gesonderte Umfrage-Auswertung für den Kreis Mettmann hat bei der IHK Tradition. Die aktuelle Befragung fußt auf den Auskünften von rund 180 Unternehmen mit etwa 19.000 Beschäftigten. In der Regel machen immer 170 bis über 200 Firmen mit.

An der zugrundeliegenden gemeinsamen Umfrage der beiden Kammern Düsseldorf und Mittlerer Niederrhein haben sich knapp 850 Betriebe mit zusammen 85.000 Mitarbeitern beteiligt. Sie trägt die Überschrift „Konjunktursorgen nehmen zu“.

IHK konjunkturell ein geteiltes Bild: In Region und Inland gut – im Ausland eingetrübt. Hierzu seien z. B. Faktoren wie Handelsbarrieren, Wachstumskrise in China, Sanktionen oder Brexit-Wirrwarr erwähnt.

Bauwirtschaft und Einzelhandel sind gut dran

Für 2020 befürchtet die Wirtschaft, dass es den Binnenkräften immer weniger gelingt, außenwirtschaftliche Beeinträchtigungen zu kompensieren. Inzwischen erwartet nur noch jeder sechste Betrieb, dass es mit den Geschäften aufwärts geht; hingegen erwartet jeder Dritte ein rückläufiges Geschäft. Nur die weiterhin boomende Bauwirtschaft und der Einzelhandel – jahrelang ein Sorgenkind – rechnen mit einer Fortsetzung ihrer bisherigen Performance.

Von Arbeitsmarkt und Konsum hängt viel ab

Da die Auslastung von Maschinen und Ausrüstungen in der schwächelnden Industrie bereits zurückgegangen ist, haben immer mehr Betriebe vor, weniger zu investieren. Bei den Beschäftigungsplänen überwiegen erstmals wieder Abbaupläne. Unverändert expansiv ausgerichtet bleibt dagegen die Bauwirtschaft. Diestler zufolge hängt jetzt viel davon ab, ob Arbeitsmarkt und Konsum stabil bleiben. Im Kreis Mettmann und deutschlandweit.