Kreis Mettmann. Auf dem Ausbildungsmarkt Kreis Mettmann wird die Lücke zwischen Suchenden und Lehrstellen zunehmend kleiner. Arbeitsagentur legt Bilanz vor.
Wenn’s um die Bilanz des jeweiligen Ausbildungsjahres geht, treten Arbeitsagentur sowie Kreishandwerkerschaft (KH) Mettmann und Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Düsseldorf stets als Partner auf. Das Resumee der Drei für das Berufsausbildungsjahr 2018/19 fällt jetzt höchst unterschiedlich aus. Derweil Agentur und Handwerk nämlich gegenüber dem Vorjahr steigende Zahlen bei Ausbildungsstellen (plus 16,9 Prozent) und neuen Verträgen (plus 10,7 Prozent) verkünden, meldet die Kammer einen Rückgang um fast sieben Prozent.
Ursachen sind noch nicht geklärt
Man sei davon selbst ein bisschen überrascht und stecke noch in der Ursachen-Forschung, kommentiert Jens Peschner (IHK) diese Entwicklung „gegen den Trend der letzten Jahre“. Zu den vorgelegten Zahlen: Bis Ende des dritten Quartals hat die Kammer 1557 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge im Neanderland eingetragen – 116 Verträge oder 6,9 Prozent weniger als im gleichen Vorjahreszeitraum. Betrachtet man den gewerblich-technischen Bereich und die kaufmännischen Berufe genauer, so zeigt es sich, dass der Rückgang in etwa gleich hoch ist.
Zusätzlich 70 Plätze gewonnen
Das Handwerk liegt derzeit bei kreisweit 636 neu eingetragenen Lehrverhältnissen. „Ein beachtliches Ergebnis“, urteilt Thomas Grünendahl. Er ist angesichts „dieser erfreulichen Zahlen“ stolz auf seine Kollegen. Noch stärker stellt der Kreishandwerksmeister allerdings die 70 zusätzlichen Ausbildungsstellen heraus, die Mitarbeiter der KH eigens im Zuge des neuen ESF-geförderten „Ausbildungsprogramms NRW“ akquiriert hätten. Davon profitieren Grünendahl zufolge nicht zuletzt Aspiranten, die nicht unbedingt mit bombastischen Schulabschlüssen bestechen.
Viele Fachkräfte müssen ersetzt werden
Es gibt viele Hilfsangebote
Wer sich jetzt auf einen Ausbildungsplatz bewerben möchte, dem kann die Berufsberatung der Agentur helfen. Einige dieser Stellen sind schon für nächstes Jahr, viele können aber auch früher besetzt werden. Jugendliche können einen Beratungsgespräch unter 0800 4 5555 00 vereinbaren.
Man kann auch noch über eine Einstiegsqualifizierung den Weg in die Ausbildung finden. Das gilt insbesondere für schwächere Bewerber. Infos hält die IHK auf www.duesseldorf.ihk.de, Nummer 3031, bereit.
Nach Auskunft der Agentur für Arbeit Mettmann schließt sich die Schere zwischen Bewerber- und Stellenzahl immer weiter. „Die Jahresbilanz verdeutlicht, dass der Wandel vom Stellen- zum Bewerbermarkt anhält. Wir nähern uns der Eins-zu-Eins-Marke. Die Rekrutierung von Nachwuchs verlangt von den Unternehmen zunehmend mehr Engagement. Zu dieser Entwicklung passt es, dass deutlich mehr Unternehmen die Unterstützung der Agentur bei der Nachwuchsgewinnung in Anspruch genommen haben. So wurden knapp 400 Stellen mehr gemeldet“, berichtet Wolfgang Mai. „Das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage ist dadurch günstiger geworden. Aber es reicht noch nicht. Es müsste noch mehr ausgebildet werden, um die Fachkräfte der geburtenstarken Jahrgänge zu ersetzen, die demnächst in den Ruhestand gehen“, mahnt der Geschäftsführer Operativ.
Präsenz an Schulen wird aufgebaut
Mai spricht von einer „massiven“ Zunahme der gemeldeten Stellen. Die Agentur habe ihren Arbeitgeberservice umgestellt und setze ihre Experten anders als bisher ein. Und da „etliche Schüler“ mittlerweile andere Wege gingen und nicht die Agentur einschalteten, habe man auch hier die Vorgehensweise geändert und sei dabei, an allen weiterführenden Schulen präsent zu sein. Bislang seien 18 von 49 dabei.
100 Bewerber auf 85 Offerten
Von Oktober 2018 bis Ende September 2019 haben Unternehmen insgesamt 2698 Ausbildungsplätze beim Arbeitgeber-Service gemeldet; das ist ein Zuwachs um 390 Stellen. Mai: „Das ist schon eine schöne Hausnummer“, der Negativ-Trend bei der Ausbildungsbereitschaft sei gestoppt, dementsprechend habe sich aber auch die Zahl der nichtbesetzten Stellen erhöht. Dem Angebot standen 3183 gemeldete Bewerber gegenüber – 1,3 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Laut Bilanz kommen auf 100 Bewerber 85 Stellen, zuletzt waren es noch 72.
Manches passt einfach nicht zusammen
299 Stellen waren am Ende des Beratungsjahres noch frei, andererseits suchten 210 junge Menschen vergeblich nach einer Ausbildungsstelle und blieben zunächst ohne Alternative. Das seien zumindest so wenige Unversorgte wie seit langem nicht mehr, merkt Wolfgang Mai an. Rein rechnerisch gehe das ja auf, es seien auch fast alle Berufe noch da, allerdings gebe es ein „Pass-Problem“: „Tatsächlich passen Angebot und Nachfrage hier einfach nicht zusammen.“