Velbert. In den Velberter Werkstatt für Behinderte werden alte Super-8-Filme, VHS & Co. digitalisiert. Seit elf Jahren sind die Mitarbeiter ausgelastet.

Wer früher Kindergeburtstage, Hochzeiten oder den Familienurlaub festhalten wollte, der besaß eine Super-8-Kamera. Die Idee, Schmalfilme mit drei Minuten Laufzeit zu produzieren, sie benutzerfreundlich und preiswert anzubieten, war genial und prägte das Bilder der Sechziger- und Siebzigerjahre. Die PC-Abteilung der Werkstätten für Behinderte (WfB) rettet eben diese Filme vor dem physischen Verfall: Zehn körperlich benachteiligte Mitarbeiter digitalisieren analoge Medien.

Super-8-Filme, Kassetten, Dokumente, VHS’ und LPs – alles wird eingescannt, abgefilmt oder abgetastet. Dieter Harodt leitet die Gruppe seit elf Jahren. „Hauptsächlich digitalisieren wir hier Super-8-Filme und Dias.“, erzählt er. Für einen kleinen Betrag werden die Aufnahmen nachbearbeitet und später auf DVD, CD oder USB-Sticks zurückgegeben.

Persönliche Übergabe privater Schätze

„Die meisten Kunden kommen zu uns, weil hier die Übergabe persönlich erfolgt“, sagt Harodt. Es gebe im Internet zwar viele – mitunter auch günstigere – Angebote, aber Dinge mit ideellem Wert einfach irgendwo hinzuschicken, sei nicht für jeden eine Option. „Hier wissen sie, wer ihre privaten Schätze bearbeitet“.

Nur Körperbehinderte arbeiten in der Gruppe

Der Schmalfilmprojektor ist mit einer hochauflösenden Kamera modifiziert, die das Material abfilmt und das digitale Signal an den Computer weitergibt. Hier nimmt Mitarbeiter Florian Elsner dann Farbkorrekturen vor und schneidet die Filme in einem Programm zusammen. Die Arbeit wird nur von Körperbehinderten ausgeführt, die sich in der Montage- oder Verpackungsabteilung der Werkstatt unterfordert gefühlt haben. Vor elf Jahren hatte die Reha-Fachbereichsleiterin Sibylle Boeck die Idee, die Abteilung zu eröffnen. Dieter Harodt übernahm als gelernter Radio- und Fernsehtechniker die Leitung.

Eigene Zeitung der Werkstatt

Raphael Mazyrko scannt Fotos ein und bearbeitet sie anschließend am Computer.
Raphael Mazyrko scannt Fotos ein und bearbeitet sie anschließend am Computer. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Raphael Mazyrko ist auch Mitarbeiter der PC-Gruppe. Er ist für das interne Netzwerk der Werkstätten verantwortlich und ermöglicht auch Mitarbeitern aus anderen Abteilung jede Woche am Donnerstag und Freitag an einem Computerkurs teilzunehmen. Dabei betreut er über fünfzig Computer. Auch eine eigene Zeitung wird in der Abteilung produziert, mit dem Namen „Werkstadt“. In den jeweils 16- bis 20-seitigen Ausgaben gibt es Geschichten zu lesen, Bilderrätsel zu lösen und auch Kochrezepte zum Nachkochen.

Über 1000 Mitarbeiter

Norbert Stevens, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit, erzählt von einer weiteren Zeitung: „Die Zeitung heißt ,Blickpunkt’ und erscheint einmal pro Monat“. Der Gedanke hinter ihr sei der Versuch, den über 1000 Mitarbeitern der WfB auch Einblick in die anderen Bereiche wie Holzbearbeitung und Metallarbeiten zu geben. „Da können

Adventsbasar der WfB

Der WfB-Adventsbasar findet am Volkstrauertag (17. November) ab 11 Uhr in den Räumen der Werkstatt am Flandersbacher Weg 8 statt. In diesem Jahr veranstaltet der Förderverein wieder eine Tombola.

Seit 2012 zählt Deutschland etwa 682 Behindertenwerkstätten. Die WfB sind auch anerkannte Bildungs- und Ausbildungsstätte für ein Freiwilliges Soziales Jahr oder Bundesfreiwilligendienst.

sie lesen und auf Bildern sehen, was ihre Kollegen an den anderen Standorten erarbeiten“, sagt Stevens. Die Standort am Flandersbacher Weg beschäftigt über 320 körperlich- und geistig benachteiligte Menschen.

Basar im November

Indes fahren die Mitarbeiter mit der Digitalisierung der analogen Medien fort. Fleißig müssen sie sein, denn manchmal gibt es auch Anfragen über zweitausend Dia-Digitalisierungen. „Da arbeitet unsere Abteilung dann ein ganzes Jahr dran“, sagt Dieter Harodt. Die meisten Kundenanfragen tauchen in Folge des jährlichen Adventsbasars auf. Die Abteilung macht sich keine Sorgen, dass irgendwann die Aufträge nachlassen. „Irgendwo hat jeder noch sowas im Keller“, sagt Dieter Harodt.