Velbert. Nutznießer des Umbaus verweisen auf die Wichtigkeit des Forums für Velbert. Einrichtungen und Vereine bekommen endlich zeitgemäße Räume.
Als vor einigen Tagen die Nachricht kam, dass das Land Nordrhein-Westfalen den Umbau des Forums Niederberg zu einem Bürgerforum mit 29 Millionen Euro fördert, „haben hier die Sektkorken geknallt“, erzählt Ulrike Motte, Leiterin der Zentralbibliothek. Denn die Bibliothek ist einer von fünf offiziellen Nutznießern des Geldregens: Neben Motte und Kollegen sollen dort zudem die Volkshochschule (VHS) Velbert/Heiligenhaus, die Musik- und Kunstschule, der Kultur- und Veranstaltungsbetrieb (KVBV) sowie der Fachbereich Jugend, Familie und Soziales der Stadt einen Platz finden.
Für die Bibliotheks-Chefin heißt die erfreuliche Nachricht vor allem, dass das neue Bücherei-Konzept, das sie und ihre Mitarbeiter seit Jahren geplant hatten, nun endlich in die Tat umgesetzt werden kann. „Für uns hat das vor allem räumliche Vorteile, da wird ein Riesen-Modernisierungsschub auf uns zukommen“, sagt sie und ergänzt umgehend: „Ich freue mich wirklich auf die Zusammenarbeit mit den anderen Kulturinstitutionen.“
„In die alten Räume kann ich doch keine Professoren einladen“
So sieht es auch VHS-Direktor Rüdiger Henseling. Gerade mit Mottes Bibliothek hofft er, eine enge Beziehung aufbauen zu können. So träumt er von einem universitätsähnlichen Idealzustand, in dem VHS-Kursteilnehmer die benötigte Fachliteratur direkt in der Bücherei ausleihen könnten. Denn bisher scheint von Universität in der VHS wenig zu spüren zu sein. „Wir kooperieren mit verschiedenen Unis und Kliniken, aber wenn wir Leute eingeladen haben, sind wir immer an andere Orte ausgewichen. Ich kann doch in diese alten Räume keine Professoren einladen“, sagt er und schließt drastisch: „Da schäme ich mich.“
2000 Quadratmeter für die VHS
In Zukunft soll das anders aussehen: 2000 Quadratmeter stehen der Volkshochschule zur Verfügung. Die neuen Räumlichkeiten sollen dann auch endlich barrierefrei zu erreichen sein. Bisher sei das laut Henseling nicht der Fall: „Unter den Kursteilnehmern gibt es einen Rollstuhlfahrer. Der wurde bisher immer von den anderen Kursteilnehmern zum Raum getragen. Das ist doch kein Zustand im 21. Jahrhundert.“
Ähnliches lässt auch Heike Jorzig, stellvertretende Schulleiterin der Musik- und Kunstschule, verlauten: „In dem Gebäude, in dem wir aktuell sitzen, gibt es verschiedene Probleme, weil es nicht barrierefrei ist: Ältere Menschen oder Mütter mit Kinderwagen kommen kaum die Treppen hoch.“
Musikschule bekommt ein Tonstudio
Doch nicht nur dieses Problem soll sich in Zukunft ändern: Auch auf mehr oder weniger neue Ausstattung baut die Musikschule. So wird es neue isolierte Ton- und Aufnahmestudios geben, dazu einen Probenraum für Bands und ein Fotolabor samt technischer Ausstattung. „Das neue Forum wird hoffentlich einen richtigen Schub geben“, sagt Jorzig, „auch für die Innenstadt. Vielleicht gehen die Menschen dann nach dem Konzert wieder mehr in die Stadt, etwas essen oder trinken“.
Chöre freuen sich über den wieder nutzbaren Theatersaal
Obwohl der Stadtverband Velberter Chöre nicht direkt im neuen Forum sitzen wird, profitiert auch er von der Neueröffnung. Besonders der seit längerer Zeit geschlossene Theatersaal ist für die Musiker fundamental. „Dass dieser Saal wieder geöffnet wird, ist so ziemlich das Wichtigste, was uns hier in Velbert passieren könnte“, sagt die Stadtverband-Vorsitzende Heidi Besold. Denn besonders die beiden Männerchöre sind auf die Eintrittsgelder angewiesen, „um große Konzerte überhaupt durchführen zu können“, wie Besold sagt. Bisher seien die Chöre immer in die Bleibergquelle ausgewichen, aber das sei mit dem Ambiente im Theatersaal natürlich nicht zu vergleichen.
Hoffen, dass alles klappt
Neben den ganz konkreten Wünschen und Vorstellungen hat besonders VHS-Chef Henseling auch eine ganz pragmatische Hoffnung: „Ich hoffe wirklich, dass hier logistisch alles klappt. Oftmals hat aus verschiedenen Gründen niemand abgeschlossen und das Licht war an.“ Auch das soll zukünftig besser funktionieren. Damit die Korken nicht umsonst geknallt haben.
Forum ist ein Kind der 70-er Jahre
Das Forum Niederberg wurde 1979 von den Architekten Behrendt und von Chamier entworfen und sollte mithilfe seiner Architektur „spielerisch die schönsten Seiten der 1950er-Jahre aufgreifen und mit Glas und klaren Formen in das neue Jahrtausend weisen“. Vorerst hat das Forum allerdings genug bewiesen: Der Umbau wurde beschlossen.
In dieser Woche wurde bekanntgegeben, dass das Land NRW dafür rund 29 Millionen Euro zur Verfügung stellt - 90 Prozent der Gesamtkosten. Der Gesamtumbau muss bis zum Jahr 2022 abgeschlossen sein.