Langenberg. . Das Langenberger Urgestein Helmut Kreze feiert seinen 95. Geburtstag. Bekannt ist er vor allem für die Sütterlin-Kurse und die Treppenwanderung.

Er kann bald jedes Jubiläum feiern: Seit 71 Jahren turnt er beim Männer-Turn-Verein Langenberg (MTV), seit bald 50 Jahren ist er treuer Leser und Abonnent der Langenberger Tageszeitung, vor 13 Jahren rief er die Langenberger Treppenwanderung ins Leben und heute wird er 95 Jahre alt – Helmut Kreze.

Immer noch regelmäßig und viel zu Fuß unterwegs, „übersetzt“ der rüstige Rentner Schriften, die in handschriftlichem Sütterlin geschrieben wurden und unterrichtete lange Zeit das Lesen dieser Schrift beim Bürgerverein Langenberg, bei privat organisierten Treffen, in der Seniorenresidenz Elisabeth und auch beim MTV, wo er als Turner schon im Jahr 1948 Mitglied wurde. Er schätzt vor allem die familiäre Atmosphäre dieses Vereins und war dort immer aktiv. „Mit dem MTV zusammen habe ich auch die Treppenwanderung auf die Beine gestellt.“

Helmut Kreze hat immer eine witzige Geschichte parat

Immer eine witzige Geschichte parat, kam Helmut Kreze regelmäßig in die Langenberger Redaktion und berichtete von seinen Entdeckungen. Ob gerodete und wieder aufgeforstet Kopfweiden oder falsche Beschriftungen bei den Straßenschildern – dadurch, dass der Langenberger viel zu Fuß unterwegs ist, entdeckt er auch immer wieder Interessantes in seinem Stadtbezirk. Da er sich auch mit der Druckschrift Fraktur beschäftigt hat, hatte er festgestellt, dass z. B. der Kreiersiepen falsch geschrieben ist. Das „s“ des Siepen müsste anders geschrieben werden. Dennoch findet er es toll, dass die Altstadt in dieser Weise ausgeschildert ist.

In Kriegsgefangenschaft begann er zu schreiben

Helmut Kreze ist immer noch gut zu Fuß – und stets im Stadtbezirk unterwegs.
Helmut Kreze ist immer noch gut zu Fuß – und stets im Stadtbezirk unterwegs. © Ulrich Bangert

Seit vielen Jahren bietet Helmut Kreze seine Sütterlinkurse an, auch heute immer noch beim MTV. Damit schafft er einen unschätzbaren Wert für alle historisch Interessierten. Langeweile kennt er bis heute nicht. „Selbst als ich in Kriegsgefangenschaft dreieinhalb lange Jahre in England war, kannte ich keine Langeweile.“ Damals fing er das Scheiben an. Da er nur Sütterlin als Schreibschrift kannte, begann er so seine Erlebnisse in ein Tagebuch zu schreiben. „Als ich zurück war und arbeitete, las ich in der Mitgliederzeitschrift einer Krankenkasse davon, dass es in der Schweiz eine Gesellschaft gibt, die sich mit der Aufrechterhaltung und Verbreitung der Sütterlinschrift beschäftigt.“ Diese war zuvor durch die Nationalsozialisten abgeschafft worden.

Brieffreunde in der ganzen Welt

Noch heute pflegt der Langenberger Brieffreundschaften mit Menschen in der ganzen Welt, die sich der alten Schreibschrift bedienen. Über die „Freunde der Deutschen Kurrentschrift“, kurz DKS, hatte er damals den Kontakt zu rund 400 Gleichgesinnten, die im gesamten deutschsprachigen Raum, inklusive Übersee, leben. Alle schreiben handschriftliche Briefe und verschicken sie mit der Post. Helmut Kreze hat sich umfassend mit der deutschen Handschrift befasst: Im Laufe der Jahrhunderte habe sich die deutsche Kurrent- oder Kanzleischrift entwickelt. „Viele alten Schriften, Geburts- und Todeseinträge in Kirchenverzeichnissen und auch Notizen in den Amtsstuben wurden in der Kurrentschrift verfasst.“ Dann versuchte man, die Schrift zu vereinheitlichen. Nach ein paar Varianten wurde 1924 einheitlich Sütterlin, nach dem preußischen Kultur- und Schulminister Ludwig Sütterlin, in den Volksschulen des Deutschen Reichs eingeführt.

2007 erfand Helmut Kreze die Treppenwanderung

„Ich wollte Treppenläufe als Koordinationstraining einführen“, erinnert sich Helmut Kreze. Der Turner war fast von Beginn an auch für die Kinder und Jugendlichen des Männer-Turn-Vereins Langenberg (MTV) als Übungsleiter aktiv. Im Jahr 2007 wurde zum ersten Mal die Treppenwanderung organisiert: Sie entwickelte sich von Beginn an als „wahrer Volkssport an Christi Himmelfahrt“. Von Jahr zu Jahr steigt die Zahl der Teilnehmer, 2018 bekamen 261 registrierte Teilnehmer/innen eine Urkunde.

Treppenwanderung beginnt an Himmelfahrt um 9 Uhr

Rund 1300 Stufen werden die Treppenwanderer am 30. Mai überwinden müssen.
Rund 1300 Stufen werden die Treppenwanderer am 30. Mai überwinden müssen. © Uwe Möller

An Himmelfahrt, 30. Mai, können sich die ersten Läufer und Läuferinnen bereits wieder ab 9 Uhr auf dem Hof am Vereinsheim des MTV, Rückseite Donnerstraße 13, registrieren und die Treppenführung aushändigen lassen. Wer es bis ins Ziel schafft, bekommt eine Urkunde, weshalb auch Streckenposten die Laufkarten abstempeln.

Auch in diesem Jahr werden es rund 1300 Stufen sein, auf die sich die sportlichen Gäste freuen können. Rund 20 bis 25 Vereinsmitglieder unterstützen den Lauf, markieren die Wege, besetzen die Streckenposten, drucken die Urkunden und übernehmen die Organisation der anschließend auf dem Hof stattfindenden „Vatertagsfeier“. Es gibt Getränke und Leckeres vom Grill, außerdem reichlich Kuchen. „Um den Fortbestand an Übungsleitern aus den eigenen Reihen zu sichern, ist es unumgänglich die Sportjugend zu begeistern und auszubilden“, weshalb der Reinerlös der diesjährigen Himmelfahrtsveranstaltung in die Ausbildung der Sportjugend investiert wird, kündigt der MTV auf seiner Webseite an.