Langenberg. . Eigentlich hätte es die Treppe vom Eickeshagen zur Hohlstraße in Langenberg nie geben sollen. Doch die Planer irrten – so kam diese Notlösung.
Nein – vor Stufen ist ihm bis heute nicht bange: Auch mit seinen 93 Lebensjahren ist Helmut Kreze, Erfinder der MTV-Treppenwanderung, heute noch treppauf treppab in Langenberg unterwegs. Und dass der diesjährige Treppenlauf des Männer-Turn-Vereins-Langenberg mit 1285 um ganze 36 Stufen länger ausfiel als in den Vorjahren, hat eine überaus originelle Vorgeschichte. Bei einem Ortstermin im Eickeshagen erzählte Kreze, der auch ein Experte für Sütterlin und andere „altdeutsche“ Schriften ist, der WAZ-Redaktion nun, wie es zu den Extrastufen kam.
„Tatsächlich ist die verlängerte Treppenwanderung lediglich einem Planungsfehler zu verdanken“, schmunzelt der drahtige Senior. Dann wendet er sich um und deutet auf die Treppenanlage, die gegenüber der Sophienstraße von der Hohlstraße zum Neubaugebiet Eickeshagen hinaufführt.
Einst pflanzte Helmut Kreze Erdbeeren im heutigen Neubaugebiet
„Diese Treppe zwischen Eickeshagen und Kuhstraße hätte es nämlich eigentlich nie geben sollen“, berichtet Kreze, dem früher in dem Neubaugebiet ein Stück Grabeland gehörte, wo er Erdbeeren anpflanzte, und der selbst ein Stück oberhalb am – so paradox es klingt – „Unteren Eickeshagen“ wohnt. Dort hat er miterlebt, wie das war, als vor einigen Jahren das Brachland zwischen Kuh- und Hohlstraße für die Wohnbebauung erschlossen wurde.
„Ursprünglich war geplant, das Neubaugebiet durch eine Verbindungsstraße zwischen Kuh- und Hohlstraße zu erschließen“, berichtet Kreze. Was die Anwohner der Sophienstraße aufs Äußerste beunruhigt hätte, denn: „Die befürchteten, dass so eine Abkürzung zwischen Kuh- und Wiemerstraße und damit erhebliche Unruhe in ihrer Straße entstehen würde.“
Doch soweit kam es nicht. „Um auf das Niveau der Hohlstraße zu kommen, begann man die Erschließungsstraße tiefer und tiefer auszubaggern, fuhr den Erdaushub, den man nirgendwo unterbringen konnte, mit Lkw ab. Und den Bewohnern rings um wurde angst und bang, dass ihr Haus in dieses Loch abrutschen könnte.“
Alternativ wäre eine meterhohe Stützwand erforderlich geworden
Als das Loch tief und tiefer wurde, sei es den Arbeitern schließlich wie Schuppen von den Augen gefallen: „Es wurde ihnen klar, dass man – hätte man so weiter gebaggert – an der Hohlstraße rechts und links der Straße fünf Meter hohe Stützwände hätte errichten wollen“, erzählt Kreze.
Und so habe der Bebauungsplan Nr. 312, der aus unerfindlichen Gründen „Unterer Eickeshagen“ hieß obwohl die Straße zum Teilstück des „Eickeshagen“ gewidmet wurde, nach der sechsten auch noch eine siebte Änderung erfahren: „Statt einer Verbindungsstraße wurde nun eine Stichstraße geplant, die am Ende zur Hohlstraße einen Wendehammer erhielt“, berichtet Kreze. Und um das Neubaugebiet wenigstens fußläufig doch an die Hohlstraße anzubinden, sei dort die 36 Stufen lange Treppenanlage gebaut worden.
„Vermutlich konnte kein Planer die Höhenschichtlinien lesen“
Warum es damals zu diesem Planungsfehler kam – auch das hat Helmut Kreze inzwischen herausgefunden: „Schauen Sie mal hier“, sagt er, und zieht eine alte, schon etwas vergilbte Karte hervor. „Ein Messtischblatt, das dieses Gebiet in einer Zeichnung von 1892 zeigt. Diese Striche hier – das sind die Höhenschichtlinien. Sie zeigen, welche Höhendifferenzen in dem Plangebiet überwunden werden müssen. Jede Planungskarte hat solche Höhenschichtlinien – aber die konnte damals wohl offenbar niemand richtig lesen.“
>>>DER “VATER“ DES MTV-TREPPENLAUFS
Eigentlich hatte er der Fitness dienen sollen: der „Treppenlauf“, den Helmut Kreze für die Sportler des Männer-Turn-Vereins Langenberg ausarbeitete.
An Himmelfahrt 2007 fand der Lauf dann jedoch als „1. MTV-Treppenwanderung“ statt. Seitdem gab es sie jedes Jahr. In diesem Jahr nahmen 233 Menschen daran teil.