Velbert. . Hygiene wird im Tierheim an der Langenberger Straße in Velbert groß geschrieben. Trotz fester Abläufe ist hier kein Tag wie der andere.
Um acht Uhr dreht Anja Schambach ihre erste Runde. 64 hungrige Mäuler warten dann schon sehnsüchtig auf sie. Die 40-Jährige füttert die Katzen des Velberter Tierheims. „Da hat man sie alle schön im Blick, kann sehen, ob alles in Ordnung ist“, sagt Schambach. Deshalb bleibt sie stets einige Minuten mit den Tieren im Raum. Die Katzen im Tierheim leben verteilt auf acht Katzenstuben, die Quarantänestation für Neuankömmlinge und die Krankenstation.
Vorsichtsmaßnahmen getroffen
„Ich freue mich jeden Morgen, hierher zu kommen“, sagt Schambach, die zuvor in der Gastronomie gearbeitet hat. „Ich mache das unwahrscheinlich gern. Etwas für Tiere zu tun war schon immer mein Wunsch.“ Sie trägt einen hellblauen Kittel, Latexhandschuhe und Clogs, die sie sich vor der Tür der Katzenstube 7 angezogen hat. Nicht ihr normales Arbeits-Outfit. „In diesem Raum sind Darmbakterien unterwegs, daher die Vorsichtsmaßnahmen“ , erklärt Tierheims-Leiterin Nadja ten Haaf.
„Hygiene ist bei uns sehr sehr wichtig“, sagt die 33-Jährige. „Deshalb verwenden wir generell für jeden Raum eigene Putzutensilien, so schleppen wir keine Keime oder ähnliches von einem Zimmer ins andere.“
Heim wurde 2011 geschlossen
Anders als 2011. Da schlossen Beamte der Kreispolizeibehörde Mettmann das Tierheim – das damals noch unter anderer Leitung stand – auf Veranlassung des Kreisveterinäramts. Wegen „katastrophalen Zuständen“ im Hinblick auf Hygiene und räumliche Unterbringung der Tiere.
In der „Sunny Suite“, der Katzenstube Nummer 8, steht jetzt die Reinigung an. Fester Punkt auf dem Tagesprogramm der vier Tierheimmitarbeiter, ebenso wie in den Hundehäusern. Während ten Haaf die mittlerweile leeren Futterschüsseln spült, Decken ausschüttelt, Kratzbäume abbürstet, das Katzenklo reinigt und den Boden und anschließend die Wandfliesen putzt, tollen drei der fünf Katzenkinder ständig um sie herum, springen auf sie oder jagen den Putzlappen.
Katzenschmuser kommen
Zwei kleine Kätzchen hingegen verstecken sich und beobachten das Schauspiel aus sicherer Entfernung. „Besonders für scheuere Tiere haben wir unsere ehrenamtlichen Katzenschmuser“, sagt ten Haaf. Bis zu 15 Personen kommen regelmäßig ins Tierheim, um den Katzen Nähe und Zuneigung zu geben – und um sie an menschliche Gesellschaft zu gewöhnen.
15 Gassi-Geher, 22 Hunde
Das Tierheim lebt auch von seinen freiwilligen Helfern, ohne sie bekämen nicht nur die Katzen weniger Streicheleinheiten, sondern auch die Hunde weniger Auslauf. „Wir sind darauf angewiesen, dass sie regelmäßig kommen“, sagt ten Haaf. Gemeint sind die Gassi-Gehern. Eine Gruppe von etwa 15 Personen, die mit den aktuell 22 Hunden Auslauf ermöglichen.
Einer von ihnen ist Holger Andrecke. Gegen elf Uhr holt er Hündin Kimba ab. Zuvor füllt er sich noch in der Futterküche des Tierheims eine kleine Dose mit Leckerlis. „Ich wollte einfach was Gutes tun. Außerdem hätte ich selber gerne einen Hund. Momentan geht das aber leider nicht“, sagt der 44-Jährige.
Fast bis auf den letzten Platz gefüllt
Das Tierheim ist fast bis auf den letzten Platz gefüllt. „2016 sind wirklich sehr sehr viele Tier abgegeben worden im Vergleich zu den Jahren davor“, zieht ten Haaf Bilanz. „Hier ist kein Tag wie der andere. Vieles ist nicht vorhersehbar, planbar. Wenn zum Beispiel kranke Tiere abgegeben werden, wirft das den Tagesablauf durcheinander“, erzählt ten Haaf.
Es ist kurz nach zwölf, Mitarbeiter Ingo Verstraten putzt den zentralen Gang des Heims. Für heute ist damit die Reinigung beendet, nur im Waschkeller laufen noch die Maschinen. Am Nachmittag wird das Haus seine Türen für Besucher öffnen, ten Haaf und Vertraten vermitteln dann vielleicht das ein oder andere Tier in ein zukünftiges Zuhause.
Alltag im Tierheim