Rhein-Ruhr. Viele Tierheime im Ruhrgebiet geben vor Weihnachten keine Tiere mehr heraus. Tierschutzvereine: Tiere sollen nicht zur Ware werden.
Weihnachten steht vor der Tür. Und die Frage, die jeden umtreibt ist: Was soll man seinen Liebsten bloß schenken? Viele entscheiden sich für ein Haustier.
Tierschützer und Tierschutzvereine schlagen aber Alarm. Der Grund: Zu viele Tiere werden nach Weihnachten wieder zurückgegeben oder sogar ausgesetzt. Sie landen dann im Tierheim. Deshalb geben viele Tierheime in der Region spätestens zwei Wochen vor den Festtagen keine Tiere mehr aus. Tiere sollen nicht zu bloßen Weihnachtsgeschenke reduziert werden. In Einzelfällen soll aber genau geprüft werden, ob ein Käufer tatsächlich an einer längerfristigen Bindung mit dem Tier interessiert ist.
Wenn man ein Tier haben möchte, weiß man es nicht erst kurz vor Weihnachten
Denn, wenn man wirklich ein Tier haben möchte, dann wisse man, das nicht erst kurz vor Weihnachten, meinen Tierschützer und Tierheimbetreiber.
So handhaben es die Tierheimen im Ruhrgebiet:
Das Essener Tierheim, dahinter steckt der Tierschutzverein-Groß-Essen, vermittelt zwar noch Tiere in der Weihnachtszeit, aber nicht als Weihnachtsgeschenk. „Wenn jemand zu uns kommt, und plausibel erklären kann, dass er es ernst meint mit dem Tier und es nicht gleich im neuen Jahr zurückbringt, dann vermitteln wir auch kurz vor Weihnachten noch Tiere“, sagt die erste Vorsitzende des Vereins, Elke Esser-Weckmann.
Tiere sollen nicht zu Accessoires werden
Jedoch habe die Tierschützerin auch in den vergangenen Jahren festgestellt, dass die Nachfrage kurz vor den Festtagen rückläufig sei. Besonders beliebt seien aber nach wie vor Katzen, Hunde und Welpen. Esser-Weckmann bemängelt, dass „die Tiere oft zu modischen Accessoires verkommen, wenn man sie neben die Geschenke unter den Weihnachtsbaum setzt.“
Entscheidung sollte aus dem Herzen kommen
In Oberhausen ist es etwas klarer. Hier formuliert der Tierschutzverein, der ebenfalls eine Tiertafel im Stadtgebiet unterhält, es klarer. „Wir geben grundsätzlich etwa zwei Wochen vor Weihnachten keine Tiere mehr heraus“, sagt Petra Barth. Die Erfahrung aus den vergangenen Jahren lehre, dass es so besser für die Tiere sei. „Es ist absolut nicht gut, wenn die Tiere wieder kurz nach den Feiertagen zurückgegeben werden.
Der ständige Ortswechsel stresst sie.“ Die Oberhausener sehen auch davon ab, Tiere als Geburtstagsgeschenk zu vermitteln. „Wenn die Geburtstagskinder sich für ein Tier bewusst entscheiden und es eine Herzensentscheidung ist, dann ja. Sonst nicht“, sagt Barth.
Das Tierheim Bochum setzt auf mehrmalige Begegnungen mit dem Tier
Eine Vermittlungssperre gibt es auch im Bochumer Tierheim – kurz vor Weihnachten. Dann werden dort keine Tiere mehr herausgegeben. Ausnahmen: Interessenten, die schon im Vorfeld zu Besuch waren und sich ausgiebig über ein Tier informiert haben. Den Vermittlungsstopp vor Weihnachten gibt es schon seit einigen Jahren, seitdem sei die Lage besser geworden: "Früher wurden oft Hunde und Kleintiere vor Weihnachten mitgenommen und danach wieder abgegeben", sagt Tierpflegerin Melissa Schneider.
"Das hält sich mittlerweile in Grenzen, vergangenes Jahr hatten wir nur einen Welpen, der nach Weihnachten zu uns kam." Die Tierpflegerin empfiehlt besonders bei Hunden, das Tier zwei bis dreimal zu besuchen, bevor man es mitnimmt. Bei schwierigen Hunden sollte man noch mehr Besuche planen.
"Probe-Gassigehen" in Bottrop
Ähnlich wird das Problem im Bottroper Tierheim gehandhabt: Keine spontanen Käufe mehr, nur wer schon länger Interesse an einem neuen Haustier hat, bekommt auch eins. Denn unüberlegte Käufe passieren immer wieder - in den vergangenen Jahren wurden rund zehn Tiere, die als Weihnachtsgeschenk gedacht waren, kurze Zeit später wieder aufgenommen. "Man merkt aus Erfahrung sehr schnell, ob jemand ein Tier für sich selber haben möchte oder ob, es ein Geschenk werden soll", sagt Hildegard Frank-Tüllmann, Vorsitzende der Tierfreunde Bottrop e.V.
"Kinder betteln oft ihre Eltern an, dass sie ein Haustier möchten, merken dann aber, wie viel Arbeit es macht und verlieren das Interesse." Um seinen zukünftigen Vierbeiner besser kennenzulernen, bietet das Bottroper Tierheim an, ihn im angrenzenden Wald „Probe-Gassi“ zu führen.
Diese Fragen sollten Sie sich vor einem Tierkauf stellen:
1. Welches Tier passt zu mir?
2. Welche Tierart hat welche Ansprüche?
3. Wie sollte das Tier gehalten werden?
4. Wo bleibt das Tier, wenn ich in den Urlaub fahre?
5. Darf ich in meiner Wohnung ein Haustier halten?
6. Könnte es Allergien bei mir oder meiner Familie geben?
Chemie zwischen Tier und Mensch muss stimmen
Der Deutsche Tierschutzbund empfiehlt, Tiere grundsätzlich nicht als Überraschung zu verschenken. Der zukünftige Tierhalter muss informiert sein und sollte das neue Haustier schon mehrmals besucht haben.
"Die Chemie muss stimmen", sagt Lea Schmitz, Pressesprecherin beim Deutschen Tierschutzbund. "Man kann besser Alternativen verschenken, zum Beispiel ein Buch über die Haltung eines Kaninchens." Außerdem sei die Weihnachtszeit nicht die beste Zeit, um sich einen neuen Vierbeiner anzuschaffen. "Besser im Januar oder Februar, da ist nicht so viel Trubel, sondern etwas ruhiger."