Velbert. . Wenn Tiere betagt und krank sind, wollen einige Besitzer sie loswerden. Dann nimmt das Tierheim sie auf – auch einige Höfe helfen
- Wenn Tiere betagt sind und die Wehwehchen zunehmen, werden sie manchem Besitzer lästig
- Dann werden die tierischen Senioren bisweilen im Tierheim abgegeben, wo man ein neues Zuhause für sie sucht
- Doch die Vermittlung ist oft schwierig, hier helfen Tierheim und auch manche Höfe mit einem Gnadenbrot
Haustiere sind fast wie Familienmitglieder. Zumindest für die meisten Menschen. Doch was geschieht, wenn sie alt und krank sind und nicht mehr im Alltag des Besitzers mithalten können? Und was passiert mit Tieren wie Kühen und Hühnern, wenn sie eben keinen Nutzen mehr für den Bauernhof darstellen.
Fälle gehen unter die Haut
Claudia Michel, Vorsitzende des Tierschutzvereins Velbert, weiß, dass es auch im Tierheim Hunde und Katzen gibt, die aufgrund ihres Alters oder ihrer Krankheit nicht vermittelt werden können. „Wir versuchen natürlich in diesen Fällen, zumindest Pflegefamilien für die Tiere zu finden, damit sie nicht dem Stress im Tierheim ausgesetzt sind.“ Nicht immer gelingt es aber den engagierten Tierschützern: „Wie bei Rocky, einem alten und blinden Schäferhund. Wir haben alles probiert. Aufrufe bei Facebook, auf Internetseiten und waren mit ihm auch schon bei ‘Tiere suchen ein Zuhause’. Wir haben nirgendwo Erfolg gehabt“.
Fälle wie dieser gehen Claudia Michel unter die Haut. Doch Rocky ist nicht der einzige Senior, den niemand mehr haben möchte. „Leider kommt es immer wieder vor, dass Menschen ihre Tiere abgegeben, wenn sie alt und krank werden“, so Michel.
Wenn dann die 14-jährige Katze Pipi auf den Boden macht oder die Tierarztkosten hoch werden, „verlieren einige Menschen leider ihr Interesse an dem Tier.“ Auch solche Fälle nimmt das Tierheim natürlich auf. „Derzeit haben wir alleine vier Katzen, die zwischen 14 und 16 Jahren alt sind.“
Sollten die Tiere allerdings nicht mehr vermittelt werden können und sich auch keine Pflegestelle für sie findet, bleiben sie im Tierheim. „Sie werden selbstverständlich nicht eingeschläfert, bis es medizinisch notwendig ist“, bestätigt Michel. „Doch natürlich ist hier kein optimaler Platz bei all dem Trubel und Stress für die alten Tiere“, führt sie weiter aus.
Auf Gut Hixholz bekommen die Tiere, die nicht mehr „genutzt“ werden können, ein Gnadenbrot. „Wir haben eine Reihe an Gnadenbrottieren aufgenommen, etwa unsere Ziegen, die Schweine, die Ponys, und wir bekommen jede Woche Anfragen für weitere Tierübernahmen“, erklärt Claudia Greshake von dem Gut.
Im Reitstall Doll auf dem Thünershof gibt es einen Schulbetrieb. „Wir behalten einen kleinen Teil der Pferde und Ponys, das sind dann unsere Lieblingstiere“, schildert Corinna Doll. „Die anderen Pferde, die sich nicht mehr für den Schulbetrieb eignen, kommen nach Lindlar auf einen Betrieb. „Hier werden sie noch genutzt, um Menschen mit Behinderung zu führen.“ Einen Gnadenbrothof in NRW zu finden, sei schwer. „Land und Boden sind knapp. Ein solcher Hof kann sich hier nicht ernsthaft halten.“
Einige versuchen es aus Idealismus. „Doch wenn von Mieten um 200 Euro gesprochen wird, kann ich nur sagen, dass das betriebswirtschaftlich nicht funktioniert. Man benötigt mindestens 260 Euro, wenn ein Pferd auch sinnvoll gefüttert werden soll.“ Bei den geringen Mieten, „geht dann entweder der Hof pleite oder der Besitzer muss ständig Futter anschleppen.“
Vorsicht vor manchem Anbieter
Auch in Norddeutschland werde auf der Suche nach einem geeigneten Gnadenhof viel Augenwischerei betrieben. Doll: „Oft wird den Besitzern erzählt, die Pferde würden täglich auf die Weide gebracht. Aber wenn man rechnet, dass ein Pferd im Winter etwa einen Hektar Wiese kaputt macht, ist das kaum umsetzbar.“ Viele erkauften sich mit dem Platz dann ein gutes Gewissen.