Sprockhövel. Am Freitag begann der Drogen-Prozess gegen den Hagener Ex-Polizisten John R. vor dem Essener Landgericht. Dem 36-jährigen wird vorgeworfen, eine als Straußenfarm getarnte Cannabis-Plantage in Sprockhövel für einen seit 2012 spurlos verschwundenen Betreiber bewirtschaftet zu haben. John P. versuchte in der Haft, sich das Leben zu nehmen.

Depressiv ist er, leidet unter Ängsten, Suizidgefahr ist nicht auszuschließen, sagen die Gutachter über den 36-jährigen Angeklagten. So begann der Drogen- Prozess vor dem Essener Landgericht mit einstündiger Verspätung. Der ehemalige Polizeibeamte, Zeitsoldat, selbstständige Personal- Trainer und Ernährungsberater steht vor Gericht, weil er seit 2011 in Sprockhövel eine in acht Seecontainern eingegrabene unterirdische Cannabisplantage bewirtschaftet haben soll.

Getarnt war das Ganze als Straußenfarm. In den finanziellen Genuss von im Dezember 2011 geernteten 80 Kilo, die im Straßenverkauf bis zu 760 000 Euro bringen können, kam der Angeklagte nicht. Denn Betreiber der Plantage und Nutznießer war laut Staatsanwaltschaft Axel P., der seit Februar 2012 verschwunden ist. Die Polizei geht von einer möglichen Gewalttat aus und suchte die Leiche bislang vergeblich auf dem Gelände der Straußenfarm, das mit Baggern komplett umgegraben wurde. Ermittelt wird in diesem Zusammenhang auch gegen den Angeklagten.

Zeugen wurden ausgeladen

Immer wieder verzerrt der 36-Jährige anscheinend verzweifelt sein Gesicht. Sein linkes Handgelenk ist verbunden, nach einem Versuch, sich das Leben zu nehmen. Außerdem soll er es Mitte der Woche mit einer Dosis Insulin versucht haben, die in die Haft geschmuggelt worden sein soll.

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Am Freitag wird er geschont, auf Empfehlung der Gutachter, die seine Verhandlungsfähigkeit geprüft haben. Das bedeutet, der Verhandlungstag wird verkürzt, Zeugen ausgeladen. Der Angeklagte spricht nicht über die Tatvorwürfe. Nach fünf Jahren als Polizeibeamter kündigte er. Zögerlich kommt die Antwort auf die Frage der Vorsitzenden Gabriele Jürgensen nach dem „Warum.“ Der Schichtdienst habe ihm nicht behagt, sagt er. Bis März 2011 verbüßte er eine sechsjährige Haftstrafe wegen einer Beziehungstat.

Mittlerweile verschwundenen Komplizen im Gefängnis kennengelernt

In der Haft hat er nach eigenen Angaben Axel P. kennengelernt, der ihm laut Anklage im Herbst 2011 anbot, die Plantage zu bewirtschaften. Zehn Prozent vom Verkaufserlös der Pflanzen sollte er dafür bekommen. Er soll einverstanden gewesen sein und in der Folgezeit bei der „Arbeit“ mit einer geladenen Pistole Browning neun Millimeter mit zwölf Schuss Munition unterwegs gewesen sein.

Im Dezember 2011 war Ernte. Fünf Helfer aus den Niederlanden sollen eine Woche in Sprockhövel gearbeitet haben. Der Angeklagte bekam eine Anzahlung von 2000 Euro. Der Prozess wird am 11. Juli fortgesetzt.