Sprockhövel. Den 14. März wird Familie May aus Sprockhövel nicht vergessen: Der Vater erleidet einen Herzstillstand. Was in den dramatische Stunden geschah.

Den 14. März 2024 wird Familie May aus Haßlinghausen nicht vergessen. Nachmittags hatte sich Vater Josef für ein Nickerchen auf die Couch gelegt, wie er es öfter tut, bevor er nachts Zeitungen austrägt. Doch dieser Donnerstag droht für die vierköpfige Sprockhöveler Familie zur Katastrophe zu werden. Mit einem Mal hören Mutter Annette und die Söhne Jan und Marius röchelnde Geräusche aus dem Wohnzimmer. Der 74-Jährige hat akute Atemnot, dann wird er bewusstlos, der Puls ist nicht mehr zu spüren.

Ein Augenblick völliger Hilflosigkeit

„Herzstillstand“, stellen die Mays bestürzt fest. Einen schrecklichen Augenblick lang herrscht völlige Hilflosigkeit. Doch anstatt in Panik zu verfallen, handelt die Familie besonnen und adäquat. „Natürlich hatten wir alle mal gelernt, wie Erste Hilfe zu leisten ist“, sagt Sohn Jan im Gespräch mit dieser Zeitung. „Aber wenn dann der Ernstfall plötzlich da ist, merkt man, dass all diese Fertigkeiten nicht routinert eingesetzt werden können.“

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Aber die Mays reagieren richtig: Sie alarmieren den Rettungsdienst, und der Notarzt gibt während seiner Fahrt zum Haus der Mays am Schleifkotten telefonisch verständliche Anweisungen an die Familie, wie der Bewusstlosen in Akuthilfe zu behandeln sei, bis der Rettungsdienst eintrifft.

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Um die Gesundheit des 74-Jährigen ist es schon länger nicht gut bestellt. 40 Jahre lang hat er als Bauingenieur gearbeitet, 2011 war eine Herzoperation fällig. „Von der habe ich mich gut erholt, doch danach waren regelmäßige Besuche beim Kardiologen Pflicht“, sagt Josef May. Mit Eintritt in den Ruhestand empfiehlt ihm der Arzt, viel zu laufen. „Da habe ich angefangen, nachts Zeitungen auszutragen“, erzählt der Sprockhöveler. Seither ist er immer zwischen 1.30 Uhr und halb vier in seinem Revier in Haßlinghausen unterwegs, steckt etwa 80 Zeitungen in die Briefkästen, WAZ, Rundschau, Westfalenpost.

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Josef May macht den Job gerne, er läuft viel, er schätzt die Ruhe nachts im Stadtteil. „Auch an den veränderten Tagesrhythmus habe ich mich gewöhnt“, sagt er. Ende Februar jedoch muss er sich einer Hüftoperation unterziehen, die Herzattacke trifft ihn während der Reha-Phase zu Hause.

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Annette May steht vor dem Haus, um den Rettungswagen gleich an die richtige Stelle zu lotsen. Drinnen arbeiten die Söhne an der Reanimation des bewusstlosen Josef. „Fünf Minuten hat das Team benötigt, um bei uns zu sein, das war schon echt Rekord“, sagt Jan May dankbar. Jetzt übernehmen die Profis: der Defibrilator kommt zum Einsatz. Eine Stunde lang kämpfen Rettungssanitäter und Notarzt um das Leben Josef Mays. Dann ist sein Zustand stabil genug, um ihn ins Helios Klinikum nach Schwelm bringen zu können.

Familie May im Blick

Doch auch im Krankenhaus bleibt die Situation heikel, zur akuten Herzproblematik kommt später noch eine Lungenentzündung hinzu. Während der Patient auf Intensivstation ins künstliche Koma versetzt wird, kümmert sich das Pflegepersonal ebenso um die sehr besorgte Familie May. „Ich kann es Ärzten und Pflegern und auch dem Rettungsteam gar nicht hoch genug anrechnen, wie gut sie nicht nur auf den Vater, sondern auch auf uns geschaut haben“, sagt Jan May.

Hat sein Gehirn Schaden erlitten?

Gut zwei Wochen lang bleibt Josef May im Koma, ist nicht ansprechbar, seine Zukunft ist ungewiss. „Schließlich stellte sich die Frage, ob er nach dem Aufwachen noch derselbe sein würde oder ob sein Gehirn durch Sauerstoffmangel Schaden genommen hat“, sagt der Sohn. Über Chancen und Risiken klärt das Personal auf, ist immer für Rückfragen der Familie erreichbar. „Es hat sich wie angefühlt, als seien die Schwelmer Teil unserer Familie“, sagt Jan.

Ende März erwacht er

Ende März erwacht Josef May, er hat erwartungsgemäß zunächst Schwierigkeiten, seine Lieben wiederzuerkennen. Aber das gibt sich, auch dank der sehr guten Pflege und Förderung durch das Krankenhaus. „Am Ende möchten wir allen Beteiligten unsere Dankbarkeit zeigen, dass wir in dieser schrecklichen und ungewissen Zeit nicht allein waren“, sagt Jan May.