Sprockhövel. Im Bereich der Grundschule Börgersbruch in Sprockhövel werden neue Flüchtlingscontainer aufgebaut. Das gefällt nicht jedem, der dort wohnt.

Während die Grundschulkinder im Börgersbruch am Donnerstag lautstark und fröhlich Karneval feierten, wurde auf dem Nachbargrundstück konzentriert gearbeitet: Zurzeit entsteht dort die zweite Wohnanlage für geflüchtete Menschen.

Im Stundentakt werden neue Container herbeigeschafft und mit einem Kran aufeinander gestellt. Wie geht die Schule, die allein durch einen Zaun von der Anlage getrennt ist, und die Anwohnerinnen und Anwohner mit dieser Entwicklung um?

Keine Bedenken von der Elternschaft

Schulleiterin Ulrike Böller hat den Donnerstag in ihrer Schule grazil geschminkt im Tigerkostüm verbracht. Das Treiben jenseits ihres Schulhofes sieht die Schulleiterin gelassen. Gut 56 Personen leben bislang in der ersten fertiggestellten Containeranlage, die Berührung zwischen ihrer Schulgemeinschaft und den dort Untergebrachten ist gleich null. „Auch vonseiten der Elternschaft sind keine Bedenken geäußert worden gegenüber den neuen Nachbarn, warum auch?“

Kritik an der Zaunanlage

Ulrike Böller erwähnt den Zaun, der zwischen ihrer Schule und den Containern erreichtet wurde. Der soll die Flüchtlinge schützen, wurde von der Stadtverwaltung bei einer Informationsveranstaltung im vergangenen Jahr berichtet. „Es sieht aber so aus, als wäre die Containeranlage ein Gefängnis“, kritisiert die Schulleiterin. Das fördere nicht gerade das Miteinander. Das sei 2015 alles noch ganz anders gewesen, sagt Böller. Als zum ersten Mal Flüchtlingscontainer neben der Grundschule aufgebaut wurden, hat es ein von der Schule organisiertes Willkommensfest gegeben, wo auch die Anwohner eingeladen wurden.

Seniorin sieht Stadt unter Druck

Daran kann sich auch Christel Simrock erinnern. Die Seniorin steht draußen auf der Straße mit ihren Einkaufstaschen und beobachtet die Containeranlieferung. 2015, das seien andere Zeiten gewesen. „Jetzt weiß die Stadt doch gar nicht mehr, wo sie die Flüchtlinge alle unterbringen soll“, weiß sie. „Und wenn erst das Hauhinco-Gebäude geräumt werden soll, was dann?“ Christel Simrock meint, der Flüchtlingszuzug sollte besser gestoppt werden. Noch sei ja alles ruhig, auf den Spielplätzen in der Nähe treffe man häufiger Kinder und jugendliche Flüchtlinge. „Die sind laut, aber das dürfen die jungen Menschen ja auch sein.“

Anlage auf zwei Jahre befristet

Zurzeit ist es die zweite Containeranlage, die am Börgersbruch errichtet wird. Die erste ist fertig, sie ist für 72 Personen ausgelegt. Zu Beginn es zweiten Quartals, also im April, soll die zweite fertig sein. Dann wird ausgebaut und mit Möbeln ausgestattet. In der ersten Anlage leben bislang 56 Menschen, Familien, alleinreisende Frauen und Paare finden hier ein vorübergehendes Zuhause. Vorübergehend, denn der Vertrag, den die Stadt geschlossen hat, läuft über zwei Jahre. Dann, so die Planung, kommt die Grundschule zu ihrem Recht, denn auf dem Grund der Containeranlage sollen dann Gebäude für den offenen Ganztag und zusätzliche Klassenräume gebaut werden.

Mitleid mit den Flüchtlingen

Auf besagter Informationsveranstaltung der Stadt für die Anwohner im vergangenen Jahr hatte es einige Bedenken gegenüber der Containerplanung gegeben. Einige Anwohner wurden jetzt besucht und nach ihren heutigen Erfahrungen befragt. Roswitha Weber schaut von ihrem Balkon direkt auf die Anlage. Sie gehört nicht zu denen, die damals lautstark gegen die Planungen protestiert haben. „Wir haben doch gar keinen Kontakt zu diesen Menschen“, findet sie. „Wenn man sich vor Augen führt, was die durchgemacht haben, kann man nichts gegen sie sagen.“ So denkt auch Birgit Gotthelf: „Es gibt mein Leben und es gibt ihr Leben. So lange wir uns nicht gegenseitig stören, ist doch alles in Ordnung“, sagt sie.

Denkzettel bei der Europawahl

Aber an den Haustüren befragt gibt es auch diejenigen, die mit geballten Fäusten in der Tasche beobachten, was da neben der Grundschule zurzeit errichtet wird. „Die Quittung für diese Zumutung wird es demnächst bei der Europawahl geben“, sagt ein Rentner, der sich die namentliche Erwähnung verbittet. „Wenn ich Bürgermeister in dieser hochanständigen Stadt wäre, würde ich den Zuzug blockieren“, sagt er bitter. Eine junge Frau, auch sie möchte ihren Namen nicht in der Zeitung lesen, erzählt von schlimmen Auseinandersetzungen von Flüchtlingen und „ehrlichen Bürgern“ abends auf dem Spielplatz. „Warum kümmert sich darum nicht die Polizei?“, ereifert sie sich. Ihre ältere Nachbarin winkt ab: „Ich wohne ja auch hier. Sowas habe ich aber nie erlebt.“