Sprockhövel. Es ist illegal, praktiziert wird es trotzdem: In Sprockhövel gibt es keine Grillplätze, aber viele Grillpartys. Die Politik verspricht Hilfe.

Mit einer großen Wahrscheinlichkeit wird auch dieser Sommer wieder viel Sonnenschein und hohe Temperaturen bringen. Da zieht es die Menschen raus aus den Wohnungen. Gemeinschaft erleben in der Natur, da wären öffentliche Grillplätze bestimmt ein beliebter Anlaufpunkt. In Sprockhövel gibt es sie bislang nicht – was manche kritisieren, was aber auch begrüßt wird.

Klassentreffen im Grünen

Es kommt auf den Standpunkt an. Hanspeter Wordenbeck hat es letztens beim Besuch im Gartencenter Mencke so erlebt. „Da habe ich einen früheren Klassenkameraden getroffen, der gerade dabei ist, ein Treffen nach 40 Jahren zu organisieren.“ Im Sommer wäre es doch schön, wenn sich die zu erwartenden 20 Personen auf einem öffentlichen Platz irgendwo draußen im Grünen treffen könnten. „Grillen, ein Bierchen dabei, ein paar Bänke und Tische. Aber sowas gibt es in Sprockhövel leider nicht“, beklagt Wordenbeck. Solch eine Veranstaltung, da war er sich mit dem ehemaligen Schulfreund einig, würde den privaten Rahmen sprengen.

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Viel Verständnis für Freunde von Feuerstellen

Feuerwehr und Grillpartys

Die Freiwillige Feuerwehr Sprockhövel ist von den schlimmen Folgen nicht erlaubter öffentlicher Grillpartys bis jetzt verschont geblieben, sagt Feuerwehr-Sprecher Arno Peters. „In Sprockhövel sind es ab und an ausschließlich Osterfeuer, wo wir alarmiert werden“, so Peters.

Bekannt sind die öffentlichen Gelegenheiten am Kemnader Stausee, in Wuppertal (Grenze zu Herzkamp) und in Velbert-Langenberg (am Sender). Die Feuerwehr Sprockhövel hat ihren eigenen Grill – und zwar jede Einheit einen für sich. „Die sind für nach den Einsätzen“, sagt Peters, aber nicht öffentlich.

Öffentliche Grillplätze – die Stadt bestätigt, dass es sie in Sprockhövel bislang nicht gibt. Thomas Jansen, als Revierförster zuständig für Sprockhövel und Hattingen, hat bei dem Thema zwei Herzen, die in seiner Brust schlagen. „Ich habe großes Verständnis für dieses Bedürfnis“, sagt er. Öffentlich gegrillt werde immer, weiß Jansen, egal ober erlaubt oder nicht. Ein gut angelegter öffentlicher Grillplatz sei einerseits eine Gewähr dafür, dass das Hantieren mit Feuer und Glut sicher vonstatten gehen könne. Die Gefahr von Waldbrand werde so klein gehalten, wenn sich dort verantwortungsbewusste Menschen zusammenfinden.

Mehrere Interessenten auf einmal

„Aber was passiert, wenn so ein Platz bereits belegt ist und weitere Grillgemeinschaften an so einem Ort auflaufen?“, fragt der Förster. „Die würden ihren Wunsch ja nicht einfach aufgeben, sondern sich – ungesicherte – Ausweichstandorte suchen.“ Streng genommen würde also die Existenz von öffentlichen Grillplätzen sogar noch dazu beitragen, das „wilde Grillen“ abseits gesicherter Stellen zu fördern.

Üble Erfahrungen im Duisburger Stadtwald

Bei seinen Streifgängen durch Sprockhöveler Wälder wird Jansen immer wieder mit Hinterlassenschaften nicht erlaubter Grillfeiern konfrontiert. Ein direkter Kontakt mit solchen Veranstaltern habe er noch nicht gehabt. Jansen berichtet aber von einem Kollegen, der im Duisburger Stadtwald eine Grillparty überraschte, ein Verbot aussprach und dafür von den Anwesenden körperlich angegangen wurde. „So viel zum Thema Respekt vor dem Förster!“

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Sommerhitze birgt Gefahren

Der Revierförster hat alle Argumente auf seiner Seite, wenn es um den Schutz vor Waldbränden geht. „Wir steuern wieder auf einen heißen Sommer zu mit Trockenheit, die unseren Wäldern zu schaffen macht. Da verbietet sich ohnehin offenes Feuer, Rauchen, das Parken von Autos auf Grasflächen und das achtlose Zurücklassen von Glas“, mahnt er. Öffentliche Grillplätze sieht er also unter dem Strich eher noch als ein Risiko.

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Unterstützung durch SPD

Offensichtlich haben Leute wie besagter Hanspeter Wordenbeck noch keine Versuche unternommen, die Kommunalpolitik als Anschub für ihre Grillplatzwünsche einzuspannen. CDU-Fraktionschef Christian Waschke kann sich ebenso wie sein SPD-Kollege Wolfram Junge an keine Initiative dieser Art in Sprockhövel erinnern. Junge aber findet, das Grillthema habe Potenzial: „Wir rüsten doch unsere Glückauf-Trasse mit Sportgerät und Pausenstationen auf. Wenn hier solche öffentlichen Plätze geschaffen würden, wäre das doch ein Gewinn für die Menschen.“ Er verspricht: Wer mit dem Wunsch an die Politik herantrete, werde sofort Unterstützung finden.

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