Sprockhövel. Die Preise für Gas und Öl steigen rapide an. Manche vergreifen sich auch in Sprockhövel am Holz im Wald. Ein Fall liegt schon beim Staatsanwalt.

Auch eine Folge der Energiekrise: In Sprockhövel mehren sich Beobachtungen, wie in den Wäldern Holz gestohlen wird. „Es wurden auch schon einzelne professionelle Holzdiebe angezeigt, die ganze Lkw-Ladungen im Wald geklaut haben“, heißt es vom Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen. Es wird berichtet, dass bereits Fälle aus Sprockhövel bei der Staatsanwaltschaft in Essen anhängig sind.

Niederländische Fahrzeuge

Der Spaziergänger Wolfram Wenckert berichtete am vergangenen Wochenende, wie am Sirrenberg ein geländegängiges Fahrzeug mit Anhänger und niederländischem Kennzeichen voll mit kleingesägten Baumstämmen beladen Richtung Querspange davon düste. „Ich hätte mir da zunächst nichts dabei gedacht“, berichtete Wenckert am Telefon. „Aber dann kam noch ein zweites und drittes Fahrzeug aus Holland hinterher, das sah dann doch nach einer konzertierten Aktion aus.“

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Holzdiebstahl gab es schon immer

Gefällte Baumstämme liegen meist an Betriebs- oder Wanderwegen im Wald. Auch in Sprockhövel wird es in letzter Zeit oft gestohlen.
Gefällte Baumstämme liegen meist an Betriebs- oder Wanderwegen im Wald. Auch in Sprockhövel wird es in letzter Zeit oft gestohlen. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Revierförster Thomas Jansen kennt solche Fälle, „Holzdiebstahl hat es immer wieder gegeben, manchen auch besonders dreist in Anwesenheit vieler Wanderer.“ Absolut professionell wirkend fahre da ein Lkw am Waldrand vor, und nach 20 Minuten voll beladen wieder weg. „Wer macht sich da schon Gedanken?“ In diesen Zeiten, wo die Energiekosten fast explodieren, sei es fast zu erwarten, dass „Menschen, die es mit dem Eigentum anderer nicht so ernst nehmen, sich im Wald beim Holz bedienen“, sagt Jansen. Aber konkrete Beobachtungen habe er aktuell nicht gemacht, „zumal die Waldbesitzer und ich auch nicht immer vor Augen haben, wie viel Holz sie an welcher Stelle stehen haben.“

Wolfgang Trilling, der am Obersohler Weg einen Garten- und Landschaftsbaubetrieb hat, hat andere Erfahrungen gemacht. „Es ist noch nicht lange her, da fuhr an der Wuppertaler Straße ein Traktor mit Anhänger vor, der große Mengen Holz aufnahm“, berichtet er. Zufällig habe sich ein anwesender Bekannter das Kfz-Kennzeichen gemerkt und es an die Stadtverwaltung weitergemeldet im Glauben, es handele sich um eine städtische Waldfläche. Das war so nicht, aber am Ende sei der Vorfall zur Anzeige gebracht worden und liege nun bei der Staatsanwaltschaft.

Wald als rechtsfreien Raum missverstanden

Rechtslage und Maßnahmen

Rechtslage: Wer ohne Erlaubnis eine größere Menge an Brennholz im Wald sammelt, begeht eine Straftat (Holzdiebstahl), die mit einer Geldstrafe von bis zu 100.000 Euro oder Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren geahndet werden kann.

Maßnahmen: Um dem Diebstahl etwas entgegensetzen zu können, setzt der Landesbetrieb Wald und Holz NRW stichprobenhaft GPS-Tracker-Technik ein. Richtig angewendet, können damit Holzdiebe auf frischer Tat erwischt werden. Wird der Stamm bewegt, löst der Sender beim Besitzer einen Alarm aus, und die Route, die der Dieb nimmt, kann genau verfolgt werden.

Das Problem liege nicht allein an den hohen Energiepreisen, die manchen zum Holzklau in den Wald lockt, meint Wolfgang Trilling. „Der Wald gilt vielen als rechtsfreier Raum, der gehöre doch allen.“ Trilling besitzt eine Waldfläche am Gedulderweg wo er auch Douglasien, eine immergrüne Nadelbaumart, stehen habe. „Viele Spaziergänger brechen sich schnell mal einen Zweig ab für ihre Adventsdeko im Wohnzimmer. Das dürfen sie nicht!“ Es herrsche da überhaupt kein Unrechtsbewusstsein.

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Problemfall Pilzwanderung

Das müsse mehr zu Ende gedacht werden: „Wenn ich in der Zeitung eine Ankündigung lese, dass jemand gegen Bezahlung fachkundige Pilzwanderungen anbietet, geht das doch meistens nicht mit rechten Dingen zu, denn man bewegt sich da doch nicht auf Flächen des Wanderführers.“ Es dürfe doch mindestens erwartet werden, dass da vorher eine Erlaubnis eingeholt wird, meint Trilling.

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