Sprockhövel. Die Motorradsaison startet und die Herzkämper sind wieder in Aktion: Gegen Lärm wird protestiert. Ein Sprockhöveler will eine Straße verlegen.
Seit es an der Elberfelder Straße in Herzkamp am Ortsteingang und am Ausgang eine Einrichtung zur Geschwindigkeitsmessung von Verkehrsteilnehmern gibt, bei der ein Smiley das jeweils aktuelle Fahrtempo angibt, wissen die Anwohner immer genau, wie oft hier Limits übertreten werden. Zum Beginn der Motorradsaison hat sich jetzt eine Gruppe von Herzkämpern zu einer Aktion verabredet, um gegen Tempo und Lärm zu demonstrieren. Einer kämpft sogar seit Jahren, um eine Straße vor seinem Haus verlegen zu können.
Drehen an dem ganz großen Rad
Arvid Feuerstack dreht im Kampf gegen den Lärm das ganz große Rad. Er wohnt direkt an der Elberfelder Straße, bevor sie sich in engen Kurven nach Horath hoch schlängelt. Sein Teilstück ist über ein paar Hundert Meter schnurgerade, eine Einladung zum Beschleunigen und Lärmen. Er hält an seinem Plan fest, besagtes Teilstück um einige Meter parallel Richtung Mettberg zu verschieben. „Durch die dann notwendigen Kurven an den beiden Anschlussstücken würde der Verkehr verlangsamt“, ist er sicher. Dafür führt Feuerstack ein Klageverfahren, und die Kosten für den Straßenbau würde er, so sagt er, selbst tragen.
Bürger auf Probleme aufmerksam machen
Derweil protestieren Teile des Ortsteils ganz konventionell gegen Motorenlärm. „Eigentlich ist zu dem Thema alles gesagt, dennoch wollten etliche Bürger Herzkamps erneut auf die Probleme Lärm, Geschwindigkeit und Gesundheitsbelastung aufmerksam machen“ sagt Roswitha Mertes. Konkret wurde das am Pfingstmontag, wo sich gut 50 Einwohner aus dem Ortsteil trafen – zu Fuß, mit dem Rad, mit Rollator und mit Kinderwagen.
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Provokation für Autofahrer
Durchaus nicht ohne Provokation, denn sie nutzten die Elberfelder Straße gleichberechtigt zu den motorisierten Nutzern. Letztere, berichtet Demo-Teilnehmerin Mertes, waren offensichtlich mit dieser Situation überfordert: Sie überholten Radfahrer, fuhren dabei über die rote Ampel und/oder über den durchgezogenen Mittelstreifen, mit oft hoher Geschwindigkeit. „Anscheinend ist man nicht gewohnt, in Herzkamp eine belebte Straße vorzufinden, statt mit 80 Stundenkilometern durch den Ort zu donnern“, schimpft sie.
Bislang wenig Erfolg
Wer durch Herzkamp kommt, wird an einigen Ecken auf großformatigen Plakaten und Transparenten auf das Ruhebedürfnis der Einwohner hingewiesen. Gebracht hat es, ebenso wie der Tempo-Smiley, bislang wenig. Um ihren Unmut angesichts der Demonstranten kundzutun, drehten einige Fahrer die Motoren ihrer Fahrzeuge nochmals ordentlich auf.
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Angestrebt wird kein Verbot
„Um es deutlich zu sagen, den Beteiligten geht es nicht um ein Verbot, sondern um rücksichtsvolles und den Verkehrsregeln angepasstes Verhalten“, sagt Mertes. Und wieder haben die Herzkämper Buch geführt, haben sich vor die Smiley-Anzeige gestellt, und die dort angezeigten Übertretungen der vorgeschriebenen 50 Stundenkilometer dokumentiert. „Von den 115 in einer Stunde gezählten Motorrädern auf der Elberfelder Straße fuhren 56 ein höheres Tempo“, so Mertes. Neun Motorräder fuhren 74, 76, 78 und 84 km/h, ein Auto sogar 96 km/h.
Polizei misst Lärm völlig anders
Die Herzkämper Demonstranten wissen, dass ihre aufgeschriebenen Zahlen von Behörden so nicht anerkannt werden, die Polizei berichtet von eigenen Geschwindigkeitsmessungen, die mit der Absicht einer Repräsentanz zu ganz unterschiedlichen Zeiten durchgeführt werden – und dann eben ein insgesamt anderes Lärm- und Tempobild abgeben als das von einem Feiertag. Frühere Bemühungen der Bürgerschaft wurden von den Ordnungsbehörden zur Kenntnis genommen, Versprechungen gegeben, allerdings nicht eingehalten, stellen es die Herzkämper dar. „Wo ist die Überprüfung der frisierten Maschinen? Wer nimmt die Probleme ernst und bringt den Bürgern hier ihre Lebensqualität in den Wohnort zurück?“, klagt Demonstrantin Gerlinde Honke-Feuerstack.
Keine Absicht, sich festzukleben
„Wir gehen nicht so weit, uns auf der Elberfelder oder der Elfringhauser Straße festzukleben“, versichert Roswitha Mertes, illegale Aktionen kämen für die Menschen aus Herzkamp nicht in Frage. „Aber wir werden weitermachen mit unserem Protest.“
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