Sprockhövel. Carsten Dalbring hat viel vor mit der Stadtverwaltung. Der Digitalisierungsbeauftragte will Bürgerservice vereinfachen und verbessern.
Nicht selten müssen sich Bürgerinnen und Bürger einen Tag freinehmen, um bei der Stadtverwaltung etwa Bescheinigungen zu bekommen, einen Personalausweis zu beantragen, den Unterricht an der Musikschule zu buchen oder eine andere Dienstleistung in Anspruch zu nehmen. Bis Anfang übernächstes Jahr soll da einiges einfacher werden, bis dahin sollen viele Dienste der Stadt auch online zu haben sein.
Weiter Weg für die Kommunen
Hintergrund ist das Online-Zugangsgesetz des Landes, das einen überaus komplexen Beitrag leisten soll, damit Bürokratie abgebaut wird und Bürger und Amt rund um die Uhr einfacher zusammen finden, um alltägliche Lösungen zu finden. Das bedeutet viel Lern- und Vorbereitungsarbeit für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rathaus und natürlich auch ein finanzielles Investitionsvolumen. Verantwortlich für diese quasi alle Abteilungen der Verwaltung betreffende Umsetzung ist seit 1. April dieses Jahres Carsten Galbring, der Digitalisierungsbeauftragte der Stadt. Der gelernte Bankkaufmann mit IT-Qualifikation ist zertifizierter Prozess- und Projektmanager, und er hat solche Umstellungen bereits bei Genossenschaftsbanken erfolgreich umgesetzt. „In der freien Marktwirtschaft, mustergültig in der Automobilindustrie, sind solche Prozessabläufe längst Realität, aber die meisten Kommunen haben da noch einen weiten Weg vor sich“, sagt der 45-jährige Experte.
Leitbild „Smart City“
Leitbild ist die „Smart City“, die digitale Stadt, und für eine Annäherung daran winkt in NRW viel Fördergeld. Das Leben in der digital aufgestellten Kommune macht vieles leichter, Anträge lassen sich zu Hause ausfüllen. Im Kern soll es so funktionieren: Mit einer bestimmten Anfrage, etwa der Beantragung eines Ausweises, wird online ein Servicekonto, für das der Bürger über den Personalausweis eine Zugangsberechtigung besitzt, angesteuert. Man loggt sich ein und wird vom Bund übers Land NRW direkt nach Sprockhövel weitergeleitet – oder, bei einem anderen Problem, wegen der Zuständigkeit an die Kreisverwaltung in Schwelm. 109 Einzelleistungen der Stadt für die Bürgerschaft sind ermittelt worden, dafür wird nun jeweils eine digitale Lösung gesucht; in einigen Bereichen meldet die Stadtverwaltung intern bereits Vollzug.
Nutzen liegt auf der Hand
Carsten Galbring zeigt, wohin es gehen kann – und wo Vorteile der digitalen Vernetzung der Verwaltung beispielsweise liegen werden: „Ein Baby kommt auf die Welt, das ist Auftakt für viele Aufgaben, die die Eltern zu erledigen haben.“ Aber wenn von der Geburtsklinik aus wichtige Behörden wie das Einwohnermeldeamt, der Kinderarzt für die Erst- und Folgeuntersuchungen, die Kindergeldstelle und das Jugendamt für einen Kita-Platz und auch für die Einschulung bereits mit Informationen versorgt werden, können sich die Eltern mehr auf ihr Kind als auf die Bürokratie konzentrieren. Verbunden mit einer entsprechenden Sensorik wird es möglich sein, online zu erfahren, welche Ladestation für E-Autos im Stadtgebiet gerade frei ist.
Neuer Mängelmelder
Voraussichtlich ab Mitte November soll es eine neue Form der Mängelmeldung geben: Über eine App (funktioniert auch mit einem normalen Browser) soll es möglich werden, etwa Fotos von wilden Müllkippen an die Verwaltung weiterzuleiten, auf fehlende Straßenbeleuchtung hinzuweisen oder auf Lärmbelästigungen. „Das spart eine Menge Kommunikation, und die Melderin oder der Melder bekommt digital Statusmeldungen, wie weit die Problembearbeitung bereits gediehen ist.“
Analoges Angebot bleibt
Nicht jeder Mensch fühlt sich jedoch in der Lage, seine Alltagsprobleme digital zu bewältigen. „Das ist uns bewusst“, sagt Galbring. „Daher wird die Stadtverwaltung möglichst zweigleisig fahren und den analogen Weg, die persönliche Betreuung im Rathaus, auch anbieten.“
Funkmasten für 5G-Ausbau
Damit sich Stadtverwaltung und Bürgerschaft auf digitalem Wege treffen können, muss auch der heimische Internetanschluss in ausreichender Qualität vorhanden sein. Carsten Galbring, der auch Leiter der IT in der Verwaltung ist, betont die Bedeutung dieser Infrastruktur.
Galbring steht in Kontakt mit den Providern, um die so genannten „grauen Flecken“ im Stadtgebiet, wo es Nachbesserungsbedarf beim schnellen Internet gibt, zu beheben. Da klaffen zwischen den Firmenversprechungen und dem, was oft am Ende im Privathaushalt an Mbit ankommt, eine erhebliche Lücke. Galbring sucht auch nach Standorten für zusätzliche Funkmasten für den 5G-Ausbau.