Sprockhövel. Was der Literaturfreund im Laden von Helga Schulz in Sprockhövel nicht findet, besorgt sie über Nacht. Nach Corona gibt’s auch wieder Leseabende.

Ähnlich wie die bereits vorgestellte Ute Weber mit ihrem Spielzeugladen ist auch Helga Schulz erst im Laufe ihrer Berufstätigkeit auf die Idee gekommen, ein eigenes Geschäft zu eröffnen. „Es ist wirklich so“, sagt die Inhaberin des Buchladens an der Hauptstraße 34: „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht.“

Seit 2007 besteht der Buchladen

Mitglieder des Motorsportclubs Sprockhövel berichten von ihrer Leidenschaft für so genannte „Benzingespräche“, und vergleichbar und doch völlig anders ist es auch bei Helga Schulz: „Wenn ich morgens meinen Laden betrete, bin ich sofort vom typischen Duft der Bücher und Druckerzeugnisse umgeben. Dann weiß ich jedes Mal, dass ich hier richtig bin!“ Seit 2007 verkauft Schulz im Ladenlokal des frei stehenden Hauses Bücher, zuvor hatte die gelernte Einzelhandelskauffrau in einer Buchhandlung in der Nähe gearbeitet und ihre Liebe zum Buch entdeckt. Als ich Chefin überraschend starb, wagte Helga Schulz den Schritt in die Selbstständigkeit.

Orientierung bietet Börsenblatt

Der Buchhandel in Deutschland, der inhabergeführte mittelständische zumal, macht schwierige Zeiten durch. Internetfirmen und die großen Ketten haben erhebliche Marktanteile erobert. In Sprockhövel wird die Misere vor dem Hintergrund sichtbar, dass der einzige Laden dieser Art in Haßlinghausen vor fünf Jahren wegen Perspektivlosigkeit geschlossen hat. Helga Schulz und ihre rund 1500 Präsenztitel hat bislang durchgehalten, und das lässt sich auch gut erklären. „Ich lebe von der Stammkundschaft, die hier in den Laden kommt, nach den Neuerscheinungen fragt und sich beraten lässt“, sagt Helga Schulz. Während der Corona-Isolationsphasen hat sich die Verbindung zwischen Buchladen und Kundschaft noch einmal intensiviert: „Nach Beratungsgesprächen am Telefon habe ich dann meistens die gewünschte Literatur auch selbst ausgeliefert“, sagt die Händlerin.

Über Nacht kann alles besorgt werden

Krimis, Kinderbücher, Unterhaltungslektüre und auch Werke über Sprockhövel laufen gut im Buchladen.
Krimis, Kinderbücher, Unterhaltungslektüre und auch Werke über Sprockhövel laufen gut im Buchladen. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Eine Spezialisierung hat der Buchladen nicht, „ich wollte schon immer alles verkaufen, was eben von den Leserinnen und Lesern gewünscht wird.“ Was nicht vorrätig ist, besorgt Helga Schulz und ihr Sohn, mit dem sie das Geschäft führt, bestimmt bis zum nächsten Tag. Orientierungsmarken für Helga Schulz ist einerseits die Bestsellerliste des Nachrichtenmagazins Der Spiegel, diese Bücher stehen stets bereit. „Aber ich schaue regelmäßig ins Börsenblatt des Buchhandels, da wird über Literatur-Trends berichtet.“ Auch Kataloge der Verlage studiert sie.

Seit vielen Jahren veranstaltet Helga Schulz Autorenlesungen. Wenn sie im Mittelteil ihres Ladenlokals die Tische und Regale beiseiteschiebt, ist Platz für 40 Sitzplätze. Die Leseabende sind ein Format, das gerne von den Bürgerinnen und Bürgern angenommen wird. Lokale Autoren wie Stefan Melneczuk oder Hans W. Cramer haben hier schon aus ihren Werken vorgetragen, selbstverständlich sind deren Bücher bei Helga Schulz stets verfügbar. Vor etwa zehn Jahren hatte auch die gebürtige Sprockhövelerin Edda Dammmüller einen Auftritt im Buchladen. Die WDR-Hörfunkmoderatorin mit der markanten Stimme trug Krimitexte von der Weinstraße vor. „Sie hat sich danach selbst gewundert, wie gut diese Geschichten eben durch Vortrag beim Publikum ankamen“, erinnert sich Helga Schulz. Nach Corona soll es wieder Leseabende geben.

Die Öffnungszeiten

Neben Büchern führt Helga Schulz auch E-Reader von Tolino, Bürobedarf und Grußkarten.

Das Geschäft „Der Buchladen“ an der Hauptstraße 34 in Niedersprockhövel ist montags bis freitags von 9 bis 13 Uhr und von 15 bis 18 Uhr geöffnet, samstags von 9 bis 13 Uhr.