Sprockhövel. Zweiter Tag der leicht gelockerten Notbremse in Sprockhövel: Immer noch gibt es Unsicherheit bei der Kundschaft. Ein Gang entlang der Hauptstraße.
Auch am zweiten Tag nach der Einführung der gelockerten Notbremse zeigen sich viele Kunden in Sprockhövel immer noch unsicher beim Einkauf. Wo darf ich in den Laden, wo muss ich mich anmelden oder vorher testen lassen? Immerhin brachte sonniges Frühlingswetter gute Laune in die Innenstadt.
Kinderbuch für Besuch aus Korea
Gertrude Steinhagen fasst die derzeitige Stimmung folgendermaßen zusammen: „Das riskante Leben unter Corona ist wie ein böses Spiel, wo zwischendurch immer wieder die Regeln verändert werden.“ In solch einem Fall folgt Verunsicherung, und die fördert nicht gerade die Einkaufslust. Sjan Bahrmann etwa wollte am Dienstagmorgen noch schnell ein hübsches Kinderbuch für ihren Besuch aus Korea kaufen. Für gewöhnlich stöbert sie dann in der Buchhandlung oder im Spielwarenladen Zwergenhäuschen im reichhaltigen Sortiment so lange, bis etwas Passendes gefunden wird. „Letzte Woche hätte es genügt, mit Maske einen Zettel auszufüllen“, sagt Inhaberin Ute Weber. Aber seit Montag ist das anders, in den Laden kommt niemand mehr ohne negatives Testergebnis rein. Kundin wie Händlerin machen das Beste aus der Situation: Ute Weber holt ein paar Bücher aus dem Laden und zeigt sie draußen Sjan Bahrmann. Die wählt aus, bezahlt und das Kinderbuch wird noch schön verpackt.
Kundenbindung trägt in der Krise
An vielen Stellen in Niedersprockhövel ist plakatiert worden: Wir Sprockhöveler unterstützen unsere Einzelhändler. Man gewinnt im Gespräch mit der Kundschaft entlang der Hauptstraße, dass das stimmt. Eine ältere Dame möchte Kinderkleidung bei Lutz & Lucy kaufen. „Für einen Schnelltest hat die Zeit nicht gereicht, da habe ich mir auf der Homepage eine Auswahl an Kleidung angesehen“, sagt sie. Bianca Herrling, die Inhaberin des Ladens, reicht der Frau einige Teile heraus. „Auch per Whatsapp verschicken wir an Kunden Werbefotos unserer Kollektion, dann kann eine Kaufentscheidung auch ohne Besuch im Geschäft fallen“. Nicht wenig Aufwand, „die Kundenbindung funktioniert auch über die verrücktesten Coronabeschlüsse hinweg“, sagt Bianca Herrling.
Laufkundschaft fehlt
Was nur weitgehend auch an diesem schönen Frühlingstag fehlt, ist die sonst so wichtige Laufkundschaft. „Ich habe jetzt vor Ostern einen ganzen Schwung schöner Kinderlektüre ins Schaufenster gestellt“, sagt Buchhändlerin Helga Schulz. In den Laden an der Hauptstraße kommt zurzeit niemand, der nicht einen maximal 24 Stunden alten negativen Coronatest vorweisen kann. „Viele Kunden bestellen über meine Homepage oder sie lassen sich die im Schaufenster gesehenen Bücher nach draußen reichen“, sagt Schulz.
Ganz anders ist die Situation bei Juwelier und Optiker Krenzer. „Wer sich eine Brille kaufen möchte und Beratungsbedarf hat, kann natürlich mit Maske in den Laden kommen“, sagt der Chef Stefan Krenzer. Für medizinische Dienstleistungen gelten andere Bestimmungen. Wer jedoch am Uhrensortiment Krenzers interessiert ist, schaut sich eine Auswahl der Chronografen außerhalb des Ladens an.
Einige Teststellen ausgebucht
Corona-Schnelltests liegen bei den Sprockhövelern zurzeit hoch im Kurs. Allein in der Rosen Apotheke ist bis Mitte April alles ausgebucht. Hier sind zwei Kolleginnen an drei Tagen in der Woche je zwei Stunden im Hinterhof der Apotheke mit Testen beschäftigt.
Apotheker Klaus Przondziono berichtet, viele Niedersprockhöveler seien zudem nach Hattingen ausgerichtet und versuchen dort ihr Glück. Hier im Ortsteil wird bald ein zusätzliches Testzentrum in der Glückauf-Halle erwartet.