Sprockhövel. Das Hochwasser hat auch Sprockhövel geschädigt. Bei der Stadt wird nun fieberhaft nach Versäumnissen und Verbesserungsmöglichkeiten gesucht.
Die meisten Spuren des durch Starkregen verursachten Hochwassers Mitte Juli sind beseitigt. Doch in der Tiefbauabteilung der Stadtverwaltung Sprockhövel wird seither intensiv an der Ermittlung der Ursachen für das außergewöhnliche Ereignis gearbeitet. Denn so viel ist sicher: Sprockhövel mag zwar im Vergleich zu den meisten betroffenen Kommunen noch glimpflich davongekommen sein. Aber man will für den nicht unwahrscheinlichen Wiederholungsfall vorbereitet sein und Vorkehrungen gegen zu schlimme Schäden treffen.
Kanalsystem hat Feuertaufe bestanden
Bei Ulrich Höhmann laufen die Ergebnisse dieser Nachforschungen zusammen. „Es war die Feuertaufe für unsere Kanalanlagen. Und die hat sie bestanden“, befindet der Leiter des Tiefbauamtes und betont, dass sich die umfangreichen Investitionen der Stadt in die Kanalisation während der 80er und 90er Jahre bewährt hätten – mit einem modernen System aus fünf Regenrückhaltebecken, Hauptsammler und auch zwei Hochwasser-Rückhaltebecken, eines an der Hiddinghauser Straße und das zweite in der Stefansbecke zum Schutz der drei Industriegebiete.
Regen wurde abgeleitet
Die verbreitete Meinung, dass Starkregen mit übermäßig hohen Wassermengen die Ablaufsysteme überfordert und Kanaldeckel in die Höhe schießen lassen, habe sich in Sprockhövel nicht bewahrheitet. „Das Netz hat alles anstandslos geschluckt, was von oben auf versiegelte Flächen gefallen ist“, sagt Höhmann.
Bäche wurden unterschätzt
Was jedoch im Hinblick auf eine Gefahr völlig unterschätzt wurde, waren Bäche und Wasserläufe in der Natur, Mulden, Wiesen, freie Landschaft. „Die Böden in den Außenbereichen waren durch den Dauerregen am 13. und 14. Juli gesättigt von Wasser und konnten schon da nichts mehr aufnehmen.“, berichtet Höhmann. Am Mittwoch war dann der Dauerregen in Starkregen übergegangen.
Schutzwall für die Innenstadt
Abends gegen 19 Uhr stand Ulrich Höhmann auf dem Damm der Anlage an der unteren Hiddinghauser Straße. „Das Becken lief kontinuierlich voll, obwohl es bereits vier Stunden vorher aufgehört hatte zu regnen. Das war verwunderlich, aber ein klares Zeichen dafür, dass dieses bald mehrere Meter hoch stehende Wasser von unbebauten Flächen stammte“, so Höhmann. Der Damm, baugleich mit der in den Medien damals oft erwähnten Steinbachtalsperre, hat die Funktion eines Schutzwalls für die Niedersprockhöveler Innenstadt.
Paasbach, Sprockhöveler Bach, Plessbach und Felderbach – aus den idyllischen Bachläufen im Stadtgebiet waren mit einem Mal reißende Ströme geworden, die weit über ihre Betten austraten. „Wir werten zurzeit noch Berichte der Feuerwehr aus, um die Punkte zu finden, wo das Wasser zerstörerisch gewirkt und wo es etwa auch Rückstau gegeben hat“, berichtet Höhmann. Das Regenereignis hat der Verwaltung auch noch einmal vor Augen geführt, dass die Kanäle etwa an der Hombergstraße oder der Brinkerstraße mit ihrem Neubaugebiet dringend vergrößert werden müssen, um zusätzlich anfallende Wassermengen über sie ableiten zu können.
Stadt spricht mit Geschädigten
Aber auch mit den Geschädigten kommt die Stadt ins Gespräch. Ein Mitarbeiter der Tiefbauabteilung sei in Kontakt, schaue sich vor Ort die Wasserschäden an. „Es handelt sich meist um voll gelaufene Keller und es ist im Einzelfall zu prüfen, ob die Stadt Verantwortung trägt, oder wir geben Tipps, wie die Objekte besser geschützt werden können.“ Ziel ist es auch, mit Hilfe vieler Informationen eine Starkregenkarte für Sprockhövel zu erstellen. „Für so ein digitales Geländemodell benötigen wir eine Fülle von Details wie Neigungen, Wälder, Wiesen, aber auch befestigte Flächen“, so Höhmann. Am Ende könne am Computer simuliert werden, wie Wasser im Stadtgebiet abfließe.
Die Rolle des Gesetzgebers
Es ist im Prinzip Sache der Kommune, Vorkehrungen gegen neue Starkregenereignisse zu treffen. Insofern kommt die Stadtverwaltung in Sprockhövel ihren Aufgaben nach.
Tiefbau-Chef Ulrich Höhmann gibt aber auch zu bedenken, dass möglicherweise noch mit Vorgaben des Gesetzgebers zu rechnen sein wird, die die Kommunen dann umzusetzen hätten.