Sprockhövel. Die Sprockhövelerin Künstlerin Bettina Bülow-Böll hat die Corona-Hochphase gelähmt - und doch auch etwas Neues geschaffen: die Baumfrauen.
Beruflich lief während der ganz heißen Corona-Phase für die Künstlerin Bettina Bülow-Böll eigentlich alles wie immer. Sie war wirtschaftlich nicht plötzlich am Boden wie so viele andere Künstler. Und doch war alles anders. „Man wurde plötzlich so zurückgeworfen, war auf sich gestellt. Ich war verunsichert und wirklich beklommen“, schildert sie die vergangenen Monate. Aber trotz der Gelähmtheit, die sie empfand, schuf sie die Baumfrauen.
Bilder von Frauen auf Bäumen in der Natur gaben Bettina Bülow-Böll Halt
Inspiriert haben sie Bilder von Frauen aus den 1920er und 1930er-Jahren. Begonnen hatte sie das Projekt schon Anfang dieses Jahres. Die jetzt 58-Jährige hatte einen Schwarz-Weiß-Sammelbildband über Frauen entdeckt, die auf Bäumen zu sehen sind. „Diese Bilder bekamen eine immer größere Bedeutung, je mehr man durch Corona auf sich selbst gestellt war. Man büßte Stabilität ein. Da haben mir die Frauen auf den Bäumen in der Natur Halt gegeben“, sagt die Künstlerin. Sehr naturverbunden ist die 58-Jährige, lebt mitten in der Natur und genießt es, so viel Verbindung zu unterschiedlichen Bäumen zu haben. Sie liebt Bäume, die den Menschen zu allen Jahreszeiten immer eine andere Perspektive bieten, immer eine andere Sicht auf die Welt und Umwelt. „Corona hat einige Zeit alle Energie und Impulse genommen. Die Bilder der Baumfrauen aber haben mich aufgefangen.“
Es ist eigentlich nichts Mystisches, aber trotzdem sehr emotional. Es sind einfach junge Frauen, die einen ganz bestimmten Baum lieben, auf den sie geklettert sind und sich für einige Zeit zwischen seinen dicken Ästen und dem Blätterdach wohl fühlen. Ja, wirklich glücklich sind.
Den Baumfrauen hat Bettina Bülow-Böll noch mehr Leben durch Farbe eingehaucht
Diesen Baumfrauen hat Bettina Bülow-Böll noch mehr Leben durch Farbe eingehaucht. „Die Fotos haben eine sehr nostalgische Charmebene, die ganz abseits von Malerei ist. Das jetzt wieder in Malerei umzusetzen, war meine Grundidee, die mich gereizt hat.“Durch ihre über Grenzen hinweg anerkannte Kunst hat sie auch enge Kontakte zu Italien. „Was da während Corona auf uns zukam und was der Menschheit noch alles bevorsteht, das hat mich wirklich erschüttert“, sagt sie. „Überforderte Ärzte, Schwestern und Pfleger – ich hab mich gefragt, was geht hier eigentlich vor? Ich habe Freunde in Bologna, die leben in einer Dachwohnung und sind drei Monate aus Angst vor dem Virus nicht aus dem Haus gegangen. Das hat mich emotional sehr betroffen.“
Sie selbst hat während der gesamten Monate des Corona-Lock-Downs Arbeit gehabt
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Bettina Bülow-Böll hat während der gesamten Monate des Corona-Lock-Downs, in denen das öffentliche Leben stillstand, immer Arbeit gehabt, weil sie seit vielen Jahren ein zweites Standbein hat. „Ich arbeite seit Jahren für die Künstlerin Christel Lechner, die die Figuren Alltagsmenschen ins Leben gerufen hat. Dadurch lief bei mir trotz der Pandemie - von außen gesehen – alles wie immer.“Sie wisse aber natürlich, so die 58-Jährige, dass es viele Kunstschaffende gebe, denen es durch die weltweite Virus-Krise wirtschaftlich wirklich enorm schlecht gehe. „Darunter sind auch Musiker, die ich kenne.“
Bettina Bülow-Böll hofft – wie alle – auf ein Ende der Coronakrise. Vorerst ist noch mit ihren Baumfrauen beschäftigt. Die geben ihr Halt und Zuversicht.