Sprockhövel. Beschwerden über rasende Biker nehmen nicht ab. Harley-Fan Klaus Fröhlich wirbt auf beiden Seiten für mehr Rücksichtnahme und Verständnis.
Die Wortmeldung der Herzkamperin Gerlinde Honke-Feuerstack in dieser Zeitung zu den Begleiterscheinungen der beginnenden Motorradsaison unter blauem Himmel hat ein breites Echo in der Leserschaft gefunden. Viele berichten von Erfahrungen der Belästigung durch Motoradfahrer, die ihre Maschinen rücksichtslos auch in Wohngebieten aufdrehen. Besonders in Zeiten von Corona, wo alle brav das Haus hüten sollen, tritt das Lärmproblem überdeutlich zutage.
Narrenfreiheit auf den Straßen
"Das vergangene Wochenende war wieder der Auftakt zum Wahnsinn", schreibt etwa Beate Thielert. Es könne nicht sein, "dass die Politik uns verdonnert zu Hause zu bleiben, und alles was Lärm macht, hat Narrenfreiheit auf den Straßen", schimpft die Leserin. Auch außerhalb von Herzkamp gibt es Orte in Sprockhövel, wo Menschen leiden. "Wer denkt an die Bewohner zwischen Kreisverkehr Schmiedestraße und Schwelmer Straße?", fragt Caroline Luise Pape. Die Raserei in diesem Abschnitt und die Lautstärke seien unerträglich. "Zig Motorräder fahren auch jetzt laut knatternd und mit heulendem Motor in diesem Streckenabschnitt", schreibt Pape auf Facebook.
Schwarze Schafe gibt es überall
Man könnte meinen, da stünden sich zwei Interessengruppen unversöhnlich gegenüber. Doch so ist es nicht, es muss differenziert werden. Klaus Fröhlich, der seit 1995 im großen Stil Treffen von Harley-Davidson-Fahrern an der Henrichshütte in Hattingen organisiert und selbst leidenschaftlicher Harley-Biker ist, stellt klar: "Es ist doch so wie in vielen Lebensbereichen, ob etwa beim Fußball, bei Autos oder beim Motorradfahren - es gibt überall schwarze Schafe, die keine Rücksicht nehmen und den ganzen Laden in Verruf bringen."
Lebensgefühl Motorradfahren
Fröhlich, ein Mann mit "Benzin im Blut", wirbt zunächst einmal um Verständnis für ein Lebensgefühl, das der 65-Jährige für die Fans von amerikanischen Harley-Davidson-Motorrädern in Worte fasst: "Da ist dieser einzigartige Sound der Maschine beim Fahren. Wir genießen die schönen Landschaften wie hier in Sprockhövel und Hattingen, gerne auch in Gruppen." Fröhlich sind dabei die neuralgischen Punkte wie etwa die ortsauswärts führende Elfringhauser Straße in Herzkamp oder bestimmte Punkte im Wodantal bekannt - und auch die Ursache für die Anfeindungen von Bikern durch die Anwohner. "Ich sage es deutlich: Ich habe kein Verständnis für Motorradfahrer, die gleich nach der Kreuzung ihre Maschinen noch auf Höhe der Wohnbebauung hochziehen und Lärm weit über die Schmerzgrenze hinaus zu produzieren." Konkret auf der Elfringhauser Straße fahre er selbst moderat bis zum Waldgebiet, um dann das Tempo zu erhöhen.
Ausgleich von Interessen nötig
Klaus Fröhlich möchte als leidenschaftlicher Motorradfahrer verstanden werden, dem Rücksichtnahme und Ausgleich legitimer Interessen - Ruhebedürfnis der Anwohner und Freiheitsgefühl der Biker - am Herzen liegen. "Mit Verboten kommen wir nicht weiter. Das in Herzkamp aufgestellte Hinweisschild der Bürger, das an die Biker appelliert und an das Ruhebedürfnis der Sprockhöveler erinnert, finde ich wirklich gut, das müssen wir respektieren." Andererseits gehöre aber auch zur Wahrheit, dass Anwohner von Bundesstraßen immer mit einem gewissen Lärmpegel leben müssen, findet der Hattinger Fröhlich.
Antrag der SPD-Kreistagsfraktion
Die SPD-Kreistagsfraktion hat zu Beginn des Monats einen Antrag gestellt, der Ennepe-Ruhr-Kreis möge Mitglied der Initiative "Silent-Rider e.V." werden und eine Bundesratsinitiative der Landesregierung zur "wirksamen Minderung und Kontrolle von Motorradlärm" werden.
Die SPD bittet weiterhin den Landrat, regelmäßig in den ländlichen lärmbelasteten Bereichen regelmäßig Fahrzeug- und Geschwindigkeitskontrollen durchzuführen.