Sprockhövel. Im Herbst entscheidet sich, wer neuer Bürgermeister in Sprockhövel wird. Was muss der Kandidat oder die Kandidatin mitbringen?

Im September wird entschieden, wer der neue Bürgermeister oder die neue Bürgermeisterin Sprockhövels wird. Für das Amt kandidieren Volker Hoven, den SPD, der FDP und den WfS unterstützen, und Sabine Noll, die von CDU und Bündnis 90 / Die Grünen ins Rennen geschickt wird. Beide haben Erfahrung in der Kommunalpolitik. Hoven ist aktuell Beigeordneter und Kämmerer in Sprockhövel, Noll ist Kämmerin in Monheim.

Leichte Tendenz zu Kandidatin Noll

Hört man sich in der Stadt um, sind den meisten Passanten die Kandidaten unbekannt. Einige von denen, die sich informiert haben, tendieren offenbar eher zu Noll. Die Gründe sind vielfältig. „Ein Blick von außen auf die Stadt ist vielleicht gar nicht schlecht“, vermutet unter anderem Arno Nikolaiczek (66). Auch für Andrea Friedrich (54) ist es kein Nachteil, dass die Kandidatin nicht aus Sprockhövel kommt: „In der Stadt, wo sie momentan tätig ist, läuft es ja wohl ganz gut.“ Außerdem findet die 54-Jährige – und mit dieser Meinung steht sie nicht alleine da – die professionalisierte Werbung, die Hoven in eigener Sache macht, reichlich übertrieben. „Da ist mir das persönliche Gespräch auf der Straße lieber.“ Viele finden auch einfach, dass es mal Zeit für eine Frau im Rathaus sei.

Klare Wünsche an das Stadtoberhaupt

Wenngleich den Bürgern die Ziele der Kandidaten nicht bekannt sind, formulieren sie klare Wünsche an den zukünftigen Bürgermeister. „Das Ferienprogramm ist eine Totalkatastrophe“, findet Carmen Belasus (50). Aus ihrer Heimatstadt in Süddeutschland sei sie anderes gewöhnt. „Ich wünsche mir, dass es im Programm mehr Vielfalt gibt, ausreichend Plätze und Marketing mit Herz.“ Auch die Stärkung des Einzelhandels ist Belasus wichtig. Sie tut, was sie kann: Kauft nicht im Internet, sondern vor Ort. Aber auch die Kommunalpolitik müsse ihren Beitrag leisten, findet sie. „Mich macht die Lage der Geschäfte sehr, sehr traurig“, klagt auch Susanne Romberg-Bosch (58). Erika Zähe (80) kann das nur bestätigen.

Zum Einkaufen nach Hattingen

Zum Einkaufen fährt sie lieber mit dem Bus nach Hattingen als zu Fuß bis rauf zu den Supermärkten am Kreisverkehr zu laufen. „Mit dem Bus bin ich genauso schnell fertig mit dem Einkauf. Ich kenne viele aus Niedersprockhövel, die das so machen“, meint die 80-Jährige. Überhaupt sollte die Infrastruktur besser gestaltet werden, gerade für Senioren. Haltestellen seien nur selten mit Sitzgelegenheiten ausgestattet, die Sache mit der Poststelle sei ein Trauerspiel. Auch ein anständiger Wochenmarkt fehlt vielen. Freitags findet am Busbahnhof ein Wochenmarkt organisiert von Harry Kaiser von der Stadtbäckerei Kaiser in Schwelm statt. Die Stadt selbst bietet, seit sie 2012 den Markt in Haßlinghausen eingestellt hat, gar keinen mehr an. „So ein Markt ist doch auch ein Treffpunkt vor Ort“, meint Susanne Romberg-Bosch. Früher seien es zehn bis zwölf Stände vor dem Bürgerbüro gewesen, heute gerade mal zwei.

Bürgerbüro hat zu selten geöffnet

Apropos Bürgerbüro; das ist noch so eine Sache, die die Niedersprockhöveler umtreibt: „Alles wird nach Haßlinghausen verlegt“, klagt Nikolaiczek. Zwar gibt es das Bürgerbüro, das habe aber selten geöffnet. „Wie sollen die ganzen alten Menschen denn hochkommen bis zum Rathaus?“, fragt er. Und ein letzter Punkt: Die Sauberkeit. Deshalb wünscht sich Marlies Dewald (78) eine große Hundewiese. „So viele Hunde hat es noch nie gegeben. Und immer wenn ich auf der eigentlich wunderschönen Trasse spazieren gehe, muss ich aufpassen, wo ich hintrete, weil die Hunde ihr Geschäft dort hinterlassen.“ Auch Heidi Fessel (75) findet, dass an der ein oder anderen Ecke häufiger der Müll beseitigt werden sollte.

Grundsätzlich wünschen sich die Passanten, dass der neue Bürgermeister zu dem steht, was er sagt. Und, dass er oder sie die Interessen der Bürger vertritt.

INFO

Die SPD in Sprockhövel zieht in den kommenden Monaten mit einem roten Sofa durch Sprockhövel. Am Samstag stand es erstmals in Niedersprockhövel, demnächst wird es auch in Haßlinghausen aufgestellt.

Sinn ist es, die Bürger zum Gespräch einzuladen über Themen, die ihnen unter den Nägeln brennen und für die sich der nächste Bürgermeister einsetzen soll.