Sprockhövel. Der Buchladen in Sprockhövel versucht, sich mit persönlicher Beratung und Lesungen gegen Online-Anbieter zu behaupten. Handel hat dort Vorteile.

Eine Weihnachtsgeschichte, eine Geschichte über Pfützen, Erzählungen über Drachen und über Abschied. Die Autorinnen von „Wortwechsel“ zeigen bei ihrer jährlichen Lesung ihre Vielseitigkeit. Der Buchladen an der Hauptstraße in Niedersprockhövel bot ihnen dabei eine geeignete Kulisse. Besitzerin Helga Schulz veranstaltet immer wieder solche Lesungen – für sie eine Überlebensstrategie im Kampf gegen Online-Händler.

Lesungen und Events locken in den Buchladen

„Mehrmals im Jahr finden bei mir im Buchladen hauptsächlich Lesungen statt. Das wird nie eintönig, denn es stehen immer unterschiedliche Mottos und Autoren im Mittelpunkt. Außerdem gibt es dieses Mal eine Ausstellung und Musik dazu“, sagt Helga Schulz.

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„Irgendwas muss ich machen. Wenn ich nichts mache, kann ich den Laden gleich schließen.“ Harte Worte der engagierten Buchhändlerin. Doch so dramatisch ist die derzeitige Lage dann doch nicht: „Es könnte besser sein, aber auch schlimmer. Ich vermute, dass sich die Sache in Zukunft eher verschlechtern wird. Es betrifft ja alle Einzelhändler. Im Internet zu bestellen ist einfach zu bequem. Da können wir kleinen Läden nicht mithalten, ganz klar.“

Kunden vergleichen mit Amazon

Vor 13 Jahren hat die Buchhändlerin ihren Laden in Sprockhövel eröffnet. In dieser Zeit hat sie die Veränderungen ganz deutlich zu spüren bekommen. Sie erinnert sich an eine ganz bestimmte Situation. Als ein Kunde hörte, dass sie sein Buch leider nicht beschaffen könne, lautete die Antwort: „Aber bei Amazon gibt es das.“ Für Helga Schulz sei das ein wahres Trauerspiel.

Helga Schulz ist Buchhändlerin aus Leidenschaft.
Helga Schulz ist Buchhändlerin aus Leidenschaft. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Doch das ist noch lange kein Grund aufzugeben, da ist sie sich sicher. Denn der stationäre Handel bietet dem Online-Versand gegenüber einige Vorteile: „Ich versuche natürlich, an die Nachhaltigkeit zu erinnern und an das Gewissen der Menschen zu appellieren.“ Doch das sei nicht der entscheidende Punkt. „Die persönliche Beratung ist unser größter Benefit. Und die Freundlichkeit der Mitarbeiter.“ Außerdem weiß Schulz genau, was ihre Kunden wollen. Immer wieder hieße es so etwas wie: „Sie haben meiner Freundin letztens ein Buch empfohlen, was haben sie denn da noch?“

Stammkundschaft und Begeisterung für Bücher

So hat der Buchladen in den letzten Jahren eine feste Stammkundschaft aufbauen können. Helga Schulz grüßt ihre Kunden deshalb oftmals mit Namen. Frauenliteratur und Kriminalromane verkaufe sie am meisten. „Das ist nicht verwunderlich. Der breiten Masse gefällt das.“

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Auch die Händlerin selbst ist eine leidenschaftliche Leseratte. „Deshalb macht mir mein Beruf auch solchen Spaß. Lesen ist einfach schön. Das möchte ich den Leuten da draußen vermitteln. Der Geruch von Büchern, wenn ich morgens das erste Mal zur Tür rein komme, ist einfach wundervoll.“