Sprockhövel. Die Stadt Sprockhövel soll den Bau eines Seniorenheims in Haßlinghausen prüfen. Wohngruppen sollen an Demenz erkrankten Sprockhövelern helfen.
Pflegeplätze werden dringend benötigt. Laut Pflegebericht 2018 des Ennepe-Ruhr-Kreises fehlen jetzt schon mehr als 150 Plätze. Deshalb soll die Stadtverwaltung jetzt prüfen, ob ein Gebäude auf dem Gelände des alten Umspannwerkes in Haßlinghausen gebaut werden kann, um Druck aus der Situation zu nehmen.
Dramatischen Unterversorgung mit Pflegeplätzen
Angesichts der dramatischen Unterversorgung mit Plätzen im Bereich der stationären Pflege beschäftigte sich der Sozialausschuss mit dem Thema „Besondere Wohnformen im Alter“. Der Antrag der SPD: Ein Neubau an der Gustav-Altenhain-Straße.
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SPD-Fraktionsvorsitzender Wolfram Junge belegte mit Zahlen, dass dringend gehandelt werden muss. In Sprockhövel gibt es zurzeit 875 Pflegebedürftige, 278 Sprockhöveler sind in einer vollstationären Versorgung. In ihrer Heimatstadt gibt es aber nicht so viele Plätze. Im Matthias-Claudius-Haus in Niedersprockhövel und im Haus am Quell in Haßlinghausen gibt es jeweils etwas über 70 Plätze.
Demenzkranke sinnvoll fördern
Bei den Erkrankungen nimmt die Demenz einen breiten Raum ein. „Zehn Prozent der über 65-Jährigen leiden an Demenz“, sagte Junge. In der gesamten Bundesrepublik kämen pro Jahr 300.000 Neuerkrankungen hinzu. „Für Sprockhövel bedeutet das, dass es in den kommenden zehn Jahren 575 Demenz-Patienten geben wird. Die Kurve geht steil nach oben, es gibt einen enormen Handlungsdruck.“
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Er machte klar, warum es für diese Patienten nicht gut ist, in einem großen Heim untergebracht zu werden. Mediziner und Pflegewissenschaftler seien sich einig, dass viele dieser Menschen Restbestände eines eigenständigen Lebens aufrecht erhalten können, wenn sie in kleinen Gruppen untergebracht sind, eine gewohnte Umgebung haben und sie in bestimmte Arbeiten einbezogen werden. „Es ist oft so, dass demenzkranke Frauen zwar niemanden mehr erkennen können. Aber, wenn man ihnen eine Schüssel Kartoffeln hinstellt, fangen sie an sie zu schälen und sind sinnvoll beschäftigt“, führte Junge aus.
Wohngruppen in Haßlinghausen
Die Idee: Auf dem Gelände des alten Umspannwerks soll ein Gebäude für eine Wohngruppe mit zehn bis zwölf Wohneinheiten entstehen.
Die Bochumer Einrichtung, in der Junge als Geschäftsführer arbeitet, hat bereits ein einfaches Gebäude aus Holz errichtet mit kleinen Apartments, einem Gemeinschaftsraum, in dem alle zusammen Mahlzeiten vorbereiten und einem Außengelände, auf dem ein paar Hühner gehalten werden. Diese Wohn- und Beschäftigungsformen ermöglichten ein deutlich längeres Leben, in dem die Menschen ihre restlichen Fähigkeiten erhalten können.
Weitere Beschlüsse
Zwei weitere Beschlüsse fasste der Sozialausschuss: Auf Antrag der Grünen wird die Verwaltung beauftragt, an einem Konzept zur Bedarfsdeckung im Bereich der stationären und teilstationären Pflege zu arbeiten.
Außerdem wird dem Ausschuss für Stadtentwicklung empfohlen, dass alternative Wohnformen und Projekte bei der Entwicklung künftiger Bebauungspläne und Projekte Berücksichtigung finden.
So ein Gebäude zu errichten, sei keine große Herausforderung, und die Finanzierung lasse sich realisieren, selbst bei Sozialhilfeempfängern, sagt Junge. Auf den Einwand der Grünen, man brauche aber zuerst ein umfassendes Konzept von der Verwaltung, wurde Wolfram Junge deutlich: „Ich habe nichts gegen ein Konzept, aber wir haben die Zeit nicht, darauf zu warten. Wenn wir jetzt erst ein Konzept erstellen, haben wir in fünf Jahren noch nicht einen Ziegel auf den anderen gesetzt. Lassen Sie uns keine Zeit verlieren und sofort planen und bauen.“
Auch Tagespflegeplätze fehlen
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Man müsse in den beiden Sprockhöveler Heimen auch dafür sorgen, dass die Zahl der Tagespflegeplätze bis 2025 deutlich erhöht würden. „Das hilft den Angehörigen, wenn sie wenigstens einige Tage in der Woche einmal Luft holen und Besorgungen machen können.“
Alle Fraktionen stimmten zu, dass der Rat die Verwaltung beauftragt zu prüfen, ob dort ein entsprechendes Haus gebaut werden kann.