. Bis 2035 wird sich die Zahl der über 80-Jährigen in Sprockhövel nahezu verdoppelt haben. Pflegebericht sieht bei Pflegeangeboten eine Unterversorgung.
Im Ennepe-Ruhr-Kreis zählt Sprockhövel zu den kleineren Städten, doch die Probleme, die sich aus dem demografischen Wandel ergeben, sind hier besonders groß. Bis 2035 wird sich die Anzahl der Bürger, die über 80 Jahre alt sind und in der Regel auf Pflegeangebote angewiesen sind, auf nahezu 3000 Personen verdoppelt haben. Das wurde bei der Vorstellung des aktuellen Pflegeberichts des Ennepe-Ruhr-Kreises deutlich, der jetzt den Mitgliedern des Sozialausschusses vorgestellt wurde.
Bericht nutzt Daten von 2015
Aber was heißt aktuell? Yasemin Torun von der SPD zeigte sich höchst unzufrieden mit dem Bericht, den Elke Zeller, Mitarbeiterin der Kreisverwaltung und dort zuständig für die kommunale Pflegeplanung vortrug. „Wir haben es vor zwei Jahren schon einmal kritisiert, dass uns der Kreis mit einer höchst brisanten Thematik konfrontiert und dabei eine Datenbasis zugrunde legt, die von 2015 ist.“ Zeller bestätigte, dass der Pflegebericht 2018 eine Fortschreibung des Pflegeberichts von 2016 ist und die von der Landesstatistik zur Verfügung gestellten Zahlen von vor drei Jahren benutzt. Ilse Crefeld, stellvertretende Fachbereichsleiterinder Stadt, sagte zu, mit dem Verwaltungsvorstand nach einem Weg zu suchen, um von der Landesverwaltung möglichst neue Zahlen zum Thema Pflege in Sprockhövel zu bekommen.
Abseits von der Frage aktueller Daten kann der Bericht aber doch für sich in Anspruch nehmen, klare Trends abzubilden. Legt man die Zahl von 25.205 Einwohnern zugrunde, sind davon 5974 Menschen älter als 65 Jahre und 1547 älter als 80 Jahre. Elke Zeller informierte, auf Grundlage der Pflegestatistik des Kreises sei davon auszugehen, dass 875 Sprockhöveler pflegebedürftig sind.
403 Person davon sind Pflegegeldempfänger, die durch Angehörige gepflegt werden, 194 sind so genannte Pflegesachleistungsempfänger, die die Unterstützung eines ambulanten Pflegedienstes in Anspruch nehmen. In Sprockhövel gibt es zwei vollstationäre Einrichtungen – das Haus am Quell und das Matthias-Claudius-Haus –, die im August 2018 zusammen 143 Plätze angeboten haben. Tatsächlich nehmen laut den Zahlen des Kreises jedoch 278 Bürger eine vollstationäre Versorgung in Anspruch – ein Teil dieser Sprockhöveler Senioren muss folgerichtig in Einrichtungen der umliegenden Städte ziehen. „Eine deutliche Unterdeckung von stationären Pflegeplätzen“, stellte Peter Rust, Vorsitzender des Seniorenbeirates, fest.
Zeller macht für dieses Engpass auch die seit August gesetzlich vorgeschriebene Einzelzimmerquote in den vollstationären Einrichtungen verantwortlich, überall werden die Häuser jetzt umgebaut. Ilse Crefeld berichtete, die Verwaltung habe jüngst Kontakt mit Investoren gehabt, die in Sprockhövel größere Pflegeeinrichtungen bauen wollen, „doch es fehlen Grundstücke und wir wissen nicht, wie die Politik zu solchen Einrichtungen steht.“