Sprockhövel. Michael Ibing ist Vorsitzender des Stadtmarketingvereins Sprockhövel. Sein Job und der seiner Mitstreiter ist ehrenamtlich und verlangt viel ab.

Das Verhältnis von Stadtverwaltung und Stadtmarketing- und Verkehrsverein Sprockhövel galt einige Zeit als belastet. Heute versichert die Stadtspitze bei jeder Gelegenheit die große Bedeutung des Vereins, die Zusammenarbeit klappt gut – die gelungene Kooperation bei der Tourismusbroschüre zuletzt beweist es. Und dennoch machen sich wenige eine Vorstellung davon, was der Job beim Stadtmarketing, der doch in den meisten Städten von hauptamtlichen Profis geleistet wird, von den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern abverlangt.

Doppelspitzenlösung überzeugte Ibing

„Eigentlich ist das alles, überhaupt nicht zu stemmen“, sagt der erste Vorsitzende Michael Ibing. Der 59-Jährige ist seinerzeit durch seine vielleicht etwas unüberlegte Äußerung, sein Vorruhestand räume ihm künftig etwas mehr Zeit frei, zur Chef-Funktion gekommen. Erst die Einrichtung der Doppelspitze mit Lutz Heuser überzeugte ihn aber, „der ist durch seinen Beruf in der Werbebranche und seine Umtriebigkeit besonders qualifiziert“, sagt Ibing. Doch seit Heusers Rücktritt letztes Jahr steht Ibing allein.

Radfahren auf der Trasse

Michael Ibing kommt gebürtig aus Gevelsberg, lebt aber schon lange in Sprockhövel, hat hier Familie und fühlt sich „völlig heimisch“ in Niedersprockhövel. Hätte er einem auswärtigen Besucher die Eigenheiten der Stadt in werbender Absicht nahezubringen, er würde mit ihm auf der Trasse radfahren. „Sie ist unser großes Plus, Sprockhövel erschließt sich auf diesem Wege mit all seinen Schönheiten.“ Im Anschluss würde er mit dem Gast „in eines unserer wirklich guten Restaurants“ essen gehen, das runde den Eindruck ab.

Verbesserungen in Haßlinghausen dringend erwünscht

Doch auch für die Defizite der Stadt hat der kaufmännische Angestellte ein Auge. „Haßlinghausen ist dran“, betont er. Das integrierte Handlungskonzept setze zurecht einen Schwerpunkt auf die Mittelstraße und die Situation der gebeutelten Einzelhändler, „und da meine ich nicht nur die Angleichung der schlimmen Niveauunterschiede bei den Gehwegen.“ Die Umgehungsstraße in Niedersprockhövel wertet der parteilose Stadtmarketingchef als große Verheißung für die dortigen Einzelhändler.

Stimme des Stadtmarketing werde gehört

„Unsere Stimme wird gehört, wenn es etwa um das Thema Busbahnhofverlegung geht“, so Ibing. Für die Idee, auch den Sparkassenvorplatz unabhängig von der Zukunft der Nutzung der Kaiser’s-Filiale neu zu gestalten, lobt Ibing die Verwaltung. Da sei insgesamt zurzeit viel in der Pipeline, um die Chancen Sprockhövels für mehr Lebensqualität seiner Bürger und für Touristen gleichermaßen zu verbessern.

Musikzug ist sein anders Tätigkeitsfeld

Der andere Michael Ibing: Hier leitet der 59-Jährige den Musikzug der Feuerwehr als Dirigent.
Der andere Michael Ibing: Hier leitet der 59-Jährige den Musikzug der Feuerwehr als Dirigent. © Fischer | Walter Fischer

Michael Ibing hat aber noch einen weiteren Tätigkeitsbereich, so dass er ohne Untertreibung als bunter Hund Sprockhövels bezeichnet werden kann. Selbst wer mit Stadtmarketing und dessen vielen Aktivitäten nichts am Hut hat, besucht vielleicht ab und an eines der beliebten Feuerwehrkonzerte des Musikzuges, bei denen Ibing die Stabführung hat. Seit 1977 gehört er der Freiwilligen Feuerwehr an, ohne jemals an einem Löscheinsatz beteiligt gewesen zu sein. „Ich stehe als Musiker auf der nach Sprockhövels Feuerwehrchef benannten Zittlau-Liste“, scherzt er. Ibing stammt aus einer Musikerfamilie, er spielt Trompete, steht ausdrücklich gegenüber allen Musikrichtungen offen. „Marketing und Musik haben da durchaus Übereinstimmungen, in beiden Bereichen ist Kreativität gefragt, ich kann dort an wichtiger Stelle Impulse geben“, findet er.

Erweiterung des Radwegenetzes notwendig

Der Stadtmarketing- und Verkehrsverein Sprockhövel hat einiges vor. Im Bereich der hauptamtlichen Mitarbeiterstelle soll eine Verjüngung her, sagt Ibing. Das Radwegenetz soll erweitert werden; einmal in Richtung Hiddinghausen soll es ausgebaut werden, ebenso ins Zentrum, auch von der Anschlussstelle Schee bis nach Herzkamp. Der seit einiger Zeit immer wieder ins Spiel gebrachte Kletterwald sei seine Idee gewesen, sagt Ibing. Die Zusammenarbeit mit der Verwaltung laufe jetzt im Jubiläumsjahr Sprockhövels besonders gut. „Die Aktivitäten gehen natürlich von den vielen Vereinen aus, wir bieten eher Unterstützung an“, sagt der Marketingchef. Sein Verein bereite die zentrale Feier im IG-Metall-Bildungszentrum vor, beim Stadtfest und Nach(t)schlag 2020 sei angesichts der 50 Jahre besonderes Engagement der Ibing-Heuser-Truppe gefragt.

INFO

Ein wichtiges Projekt mit großem Wert für alle Sprockhöveler ist der zentrale Veranstaltungskalender, den der Stadtmarketing- und Verkehrsverein etablieren möchte. „Da wird sich zeigen, wie gut unser Netzwerk ist“, betont Ibing.

Feiern und Veranstaltungen aller Vereine sollten da berücksichtigt werden, auch die etwa von IGM-Kulturkneipe und Café Metamorphose, die bislang zentral nicht erfasst sind. Und damit sich das Stadtmarketing da nicht überhebt, soll die Stadt helfen, indem etwa so eine Infobörse auf dem städtischen Server läuft.