Sprockövel. Anwohner der Bochumer Straße in Sprockhövel fordern weiterhin Einrichtung eines Kreisverkehrs. Experten sehen aber keine Realisierungschancen.

Es gibt Menschen in Sprockhövel, die die Belastungen durch Lärm und fehlende Sicherheit an der Kreuzung Bochumer Straße nicht mehr hinnehmen wollen. Die Anwohner Heinz Wilhelm Berkermann, Karl-Heinz Przondziono, Holger Grote, Margrit Heer und Jürgen Wilkes fühlen sich nach mehreren Kontaktaufnahmen mit Politik, Verwaltung und Straßen NRW mit ihren Mahnungen nicht ernst genommen.

Anwohner fühlen sich nicht ernst genommen

Es sind Bürger mit gehobenem Bildungsstand, einer Menge angelesenem Wissen und der Überzeugung, dass gesunder Menschenverstand und Erkenntnisse durch tägliches Beobachten eindeutig mehr Gewicht haben müssen bei der Entscheidungsfindung als eine konkrete Gesetzeslage: Sie fühlen sich beim Thema Verkehrssituation Kreuzung Bochumer Straße schlicht missachtet. Zwar hatten sie für einen Ortstermin den Landtagsabgeordnete Bodo Middeldorf im März dieses Jahres mit Bürgern und Sachverständigen zusammengebracht, ihrem Ziel seien die Protestierenden jedoch damit nicht näher gekommen. „Es muss ein Kreisverkehr her, der helfen würde, gleich mehrere Probleme für die Bürger, die dort fahren oder laufen und die dort wohnen, zu lösen“, ist Margrit Heller überzeugt.

Reduzierung der Geschwindigkeit notwendig

Vor dem Einfahren in die Kreisel müsse die Geschwindigkeit reduziert werden, es entstünde durch stetig fließenden Verkehr weniger Lärm, die Umwelt würde weniger belastet, die Unfallhäufigkeit sinken. Also: Tempo runter für den motorisierten Verkehr auf der South-Kirky-Straße aus den Richtungen Hattingen und Haßlinghausen auf 50 km/h, „das müsste durch Blitzer und Verkehrskontrollen sichergestellt werden“, meint Jürgen Wilkes. Auch die Ampelanlage müsse dringend erneuert werden, mit besser aufeinander abgestimmten Ampelphasen für Autofahrer und Fußgänger.

Straßen NRW beauftragt renommiertes Ingenieurbüro

Dem Ortstermin im März mit Politik und Straßen NRW, wo die Zusage der Prüfung einer Kreisverkehrslösung gemacht wurde, folgte erstmal – gar nichts. So zumindest deuteten die Anwohner die Funkstille von mehreren Monaten. „So war es aber nicht“, wendet Ludger Siebert, Leiter der Regionalniederlassung Südwestfalen von Straßen NRW, ein. Im August berichtete Siebert von einem Gutachten, das die Stadt Sprockhövel beim Ingenieurbüro Brilon, Bondzio und Weiser in Auftrag gegeben hatte. „Das ist nicht irgendwer“, klärt Siebert im Gespräch mit der WAZ auf, „in Fachkreisen sind das die ,Päpste des Kreisverkehrs’, die nach eingehender Prüfung von Verkehrssituationen vor Ort eher für als gegen die Einrichtung solcher Lösungen votieren.“

Zu viele Fahrzeuge für einen Kreisel

Aber das Büro kommt zum Schluss, dass besagte Kreuzung keinen Kreisverkehr vertrage. „Verkehrsuntersuchungen haben ergeben, dass dass ein Kreisverkehr keine Lösung wäre für besagten Knotenpunkt“, berichtet Siebert. Zu viele Fahrzeuge passieren diesen neuralgischen Punkt, so dass der Verkehr nicht ordnungsgemäß abgewickelt werden könne, „es wären Stauungen zu erwarten.“ Das hätten Zählungen nicht nur zu Spitzenzeiten nachmittags, sondern über den Tag und die Woche verteilt, ergeben. Auch ein Turbokreisverkehr, wie er an der Grenze zwischen Haßlinghausen und Wuppertal eingerichtet ist, wäre keine Lösung, das Ingenieurbüro sieht auch hier keine Verbesserung der Verkehrsabläufe.

Passiver Lärmschutz für Häuser der Anwohner

Für Anwohner von Straßen, die vor 1974 gebaut wurden, ist auch kein umfassender Lärmschutz entlang der Straße vorgesehen. Da Siebert den Anwohner jedoch ihr Empfinden nicht absprechen möchte, empfiehlt er zur Lärmsanierung der einzelnen Häuser Anträge bei Straßen NRW zu stellen. „Da können dann Zuschüsse gewährt werden zur Dämmung von Fenstern und Türen.“

Gesamtkonzept soll alle Veränderungen berücksichtigen

Siebert setzt sich derzeit dafür ein, die Kreuzung auf der Prioritätenliste des Kommunalverbandes Ruhrgebiet „weiter nach oben“ zu bekommen; dann werde ein von den Anwohnern gefordertes Gesamtkonzept für den Verkehr in Niedersprockhövel, das zusätzlicher Gewerbeansiedlung Auf dem Spähn, neuer Busbahnhof sowie den Neubaugebieten Riepelsiepen und Eickerstraße und den Auswirkungen der Umgehungsstraße auf den Verkehr berücksichtigt, erstellt. „Eine neue Ampelanlage muss dann auf jeden Fall her“, so Siebert.

INFO

Ludger Siebert von Straßen NRW geht davon aus, dass der Knotenpunkt durch einen Ausbau des Kreuzungsbereichs und einer komplett überarbeiteten Ampelanlage verbessert werden kann.

Dafür soll die Ampelanlage eine verkehrsabhängige Steuerung bekommen, um die Trennung der unfallträchtigen Abbiegeströme zu gewährleisten.