Sprockhövel. Karl und Ilka Sandmann sind leidenschaftliche Naturfotografen. Das Insektensterben ist ihnen aufgefallen, er engagiert sich im Nabu.
Nach zehn Jahren ist Karl Sandmann im vergangenen Frühjahr endlich ein rotsterniges Blaukehlchen ins Netz gegangen. Eigentlich hat er es nicht gefangen, es ist ihm vielmehr vor die Linse gehuscht, und der Hobbyfotograf konnte endlich ein Bild von dem seltenen Vogel machen. Die Leidenschaft für Fotografie weckte das Interesse an der heimischen Tierwelt. „Alle Tiere und Arten, die ich fotografiere, bestimme ich auch“, erklärt der 74-Jährige. So entstand auch sein Engagement für den NABU und die Biostation EN. In Ost-Holstein, wo er den seltenen Singvogel sichtete, fotografiert er viel, aber auch im heimischen Ruhrgebiet.
Schon der Großvater fotografierte in den 1920-er Jahren
Das Interesse für die Fotografie wurde ihm praktisch in die Wiege gelegt: Schon sein Großvater fotografierte in den 1920-er Jahren. Als Jugendlicher legte sich Sandmann seine erste Yashica-SLR-Ausrüstung zu, und eignete sich Wissen über die Foto-AG und VHS-Kurse an. Als er später seine Frau, Ilka, kennenlernte, teilten sie dasselbe Hobby. „Ich habe dann vor allem Schwarz-Weiß-Fotos von der Familie angefertigt. Das Badezimmer hatte ich dafür zur Dunkelkammer umfunktioniert“, erinnert sich der Sprockhöveler.
Seit 2000 ist dieser Aufwand der Analogfotografie nicht mehr nötig. Die Arbeit in der Dunkelkammer ersetzte das Ehepaar durch die Bildbearbeitung am PC, als sie sich die erste digitale Spiegelreflex kauften. Mittlerweile besitzen sie zwei Kameras, „viel wichtiger sind aber die Objektive“, betonen sie.
Blitzschneller Reagieren bei Libellen
Für Vogel- und Großlibellenfotos nutzt Sandmann ein 400-mm-Superteleobjektiv, das auch bei schnellen Bewegungen und wenig Lichteinfall scharfe Bilder ermöglicht. „Vor allem die männlichen Königslibellen setzen sich eigentlich nie hin. Da muss man blitzschnell reagieren, will man die schießen.“ Oft warte er stundenlang auf den Wegen von Naturschutzgebieten, um Tiere vor die Linse zu kriegen.
Seine Ehefrau Ilka sei da anders: „Sie hat das Auge für die Perspektive. Wenn ich Libellen fotografieren will, sehe ich auch nur Libellen. Meiner Frau fällt aber auch die Ringelnatter im Unterholz auf.“ Über die Jahre hat sich bei dem Ehepaar eingespielt, dass sie mit dem Fernglas nach neuen Motiven sucht und Karl die Fotos schießt.
Hochwertige Kameraausrüstung nicht mehr ständig dabei
Kamera, Objektiv und Einbeinstativ wiegen zusammen acht Kilo; ein Gewicht, das der 74-Jährige nicht mehr locker über die Schulter wirft. Deshalb schießt er „Belegfotos“ für den NABU mit einer seiner Bridge-Kamera; die seien wie Kompaktkameras und deshalb viel leichter in Gewicht und Handhabung. Die hochwertige Kameraausrüstung nimmt er seit einigen Jahren nicht mehr ständig mit. Wenn er aber von seltenem Vogelzug hört, der in der Nähe rastet, wie etwa der Silberreiher, Trauerente oder der Ohrentaucher, dann packt er sofort seine Ausrüstung zusammen und zieht los. „Da muss man schnell sein. Vögel auf Durchreise halten sich nicht lange an einem Ort auf.“
Beobachter des Insektensterbens
Das Insektensterben, das zurzeit in aller Munde ist, konnte Sandmann über den Sucher seiner Kamera hautnah verfolgen. „Wenn ich früher 200 Arten gezählt habe, sind es heute im gleichen Zeitraum 50 und dazu auch noch viel weniger einer Art“, erklärt er besorgt.
INFO
Die Naturfotos hat das Ehepaar auch veröffentlicht. „Wir wollen für die Schönheit der Natur begeistern“, so der Sprockhöveler.
Neben der eigenen Website www.sandmann.naturfoto.de werden die Bilder im Eingangsbereich der Biologischen Station EN sowie bei Präsentationen des NABU Kreisverband EN gezeigt.