Heisingen. . Kormoran und Graureiher gehören an der Ruhr längst zum vertrauten Bild. Nun wurde im Heisinger Vogelschutzgebiet ein Neuzugang entdeckt. Nicht ausgeschlossen, dass dies künftig häufiger der Fall ist

Kormorane haben an der Ruhr längst eine Heimat gefunden. Gleiches gilt für den Graureiher, der schon seit Jahren im Vogelschutzgebiet in Heisingen, nahe der alten Eisenbahnbrücke, brütet. Dass sich nun auch einer seiner Verwandten, der Silberreiher, dort sehen lässt, ist neu, hat aber trifftige Gründe, wie beispielsweise Naturschützer Reinhard Plath vom NABU Ruhr weiß.

Als Vorsitzender des NABU-Regionalverbandes für Essen und Mülheim haben Plath und seine Mitstreiter lokale Vogelschutzgebiete natürlich stets im Fokus. Plath vermutet, dass der Silberreiher über die Rheinschiene den Weg aus den Niederungen Hollands nach Heisingen fand. „Dort gibt es genügend Flachland und auch Sümpfe, die ihm passende Nahrung wie Mäuse und Frösche bieten“, so der Naturschützer.

Nun ist der Silberreiher bekanntlich Afrikaner, liebt also eher warme Temperaturen. Doch weil sich das Klima in unseren Breitengraden mehr und mehr verändert und ex­treme Winter eher selten geworden sind, hat der elegante Vogel durchaus die Chance, sich über kurz oder lang auch hier anzusiedeln. Und so kommt der Besuch des Silberreihers in Heisingen für Vogelkundler Thomas Brüseke, Fachmann für Ornithologie in Reihen des NABU Ruhr, dem Beginn einer Entwicklung gleich, die der Graureiher bereits hinter sich hat. „Früher oder später wird sich der an sich sehr scheue Silberreiher auch emotional an den Menschen gewöhnen.“

Andere Vögel haben dies längst getan. An der Ruhr, so auch in Heisingen, finden sich neben dem Graureiher auch etliche Kormorane. So viele, dass sie vor Jahren sogar einmal auf der Abschussliste der Kreisjägerschaft Essen standen, nachdem die Population Überhand zu nehmen drohte. „Normalerweise zählt der Kormoran zum nichtjagdbaren Wild“, erklärt Vorsitzender Hans-Bernhard Mann, Vorsitzender der Essener Kreisjägerschaft. „Doch zum Zwecke der Regulierung erhielten wir damals eine Sondergenehmigung.“

Kormorane vor die Flinte genommen

Die Kormorane aufs Korn zu nehmen, fand nicht überall Freunde. Am wenigsten in den Reihen der Naturschützer. Thomas Brüseke dazu: „Die Kormorane haben sich hier erst stark vermehrt, nachdem das Fischvorkommen gezielt erhöht wurde. Wenn das Angebot da ist, ist es völlig natürlich, dass die Vögel sich daran bedienen.“ Grundsätzlich habe Brüseke nichts gegen das Angeln an der Ruhr einzuwenden, doch der Naturschutz solle zumindest bestimmen dürfen, an welchen Stellen die Leute an die Gewässer gelassen werden. „Die Natur ist schließlich für alle da“, sagt Brüseke. „Es sollte daher im Idealfall immer ein Miteinander, nicht ein Gegeneinander sein.“

Schon deshalb sollte man Eingriffe in einzelne Populationen tunlichst unterlassen und die Regulierung dieser eher der Natur überlassen. Brüseke: „Wo viele Kormorane brüten, da fällt auch viel Kot an, der sich auf den Bäumen ablagert. Mitunter brechen diese zusammen, wodurch die Zahl der Vögel von selbst wieder zurückgeht.“ Und dass der erhöhte Einsatz von Barschen und Zandern zu einem starken Zuwachs von Kormoranen geführt hat, ist selbst bei Anglern unbestritten. „Von daher hat man die Sache in gewisser Weise selbst in der Hand“, erklärt Brüseke. Fakt ist: Der Silberreiher ist an der Ruhr und auch im Heisinger Vogelschutzgebiet ein gern gesehener Gast. Brüten wird der schöne Fischjäger dort allerdings wohl vorerst nicht. Doch zum Überwintern dürfte dem Silberreiher das Terrain sicherlich gefallen.

Der Bestand an Silberreihern ist in Deutschland seit etwa 20 Jahren steigend. Im September und Oktober liegt der Schwerpunkt in Brandenburg, Sachsen und Bayern. Im Winter können die Vögel auch in Nord- und Westdeutschland beobachtet werden: am Niederrhein zwischen Duisburg und dem niederländischen Grenzgebiet.

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