Sprockhövel. . Jäger Heribert Matejek schätzt den Wildschwein-Bestand in Sprockhövel auf acht bis zehn Rotten. Die Tiere sorgen für Verwüstungen und Unfälle.
Der Anruf kann Familie Matejek zu jeder Tageszeit erreichen. „Die Polizei fragt dann an, ob ich schnell zu einer Unfallstelle kommen kann, an der ein Auto mit einem Wildtier zusammengestoßen ist“, berichtet Heribert Matejek.
Im ländlichen Sprockhövel komme so etwas immer wieder vor, und Matejek schnappt sich sein Gewehr und sputet sich, zum Ort des Geschehens zu kommen. „Oft ist es ein Reh oder ein Wildschwein, das bei der Kollision lediglich schwer verletzt, aber nicht getötet wurde, und wo ich helfen soll.“ Leiden soll das Tier schließlich nicht – Heribert Matejek vollzieht mit seiner Waffe einen Gnadenakt.
Verpflichtung zur Hege der Tiere
Überwindung kostet es den 62-Jährigen nicht, tierisches Leben zu nehmen. Er hat, das wird im Gespräch deutlich, ein natürliches Verhältnis zur Beziehung von Mensch und Tier. „Zu meiner Aufgabe als Jäger gehört es ja nun mal nicht allein zu schießen, die Verpflichtung zur Hege der Tiere in meinem Zuständigkeitsbereich und zur Beobachtung der Bestände überwiegt hier doch sehr“, sagt er.
Dabei ist Heribert Matejek nicht etwa Mitglied in einem Hegering oder der Kreisjägerschaft. „Die Vereinsbindung würde für mich vielfältige Verpflichtungen mit sich bringen“, sagt er. Die wolle er nicht, und so hat er eine andere Konstruktion gewählt, die ihm auch ohne Zugehörigkeit zum Hegering die Jagd ermöglicht. Am Niedersprockhöveler Sirrenberg, in Sichtweite von seinem Haus an der Hiddinghauser Straße, lebt ein Pächter, der sein Jagdrevier gerne in die Obhut Matejeks gibt, nicht alle Pächter haben den zeitlichen Freiraum, sich genügend um ihre Flächen und Wildtierbestände zu kümmern.
Viele Wildschweine in Sprockhövel
Matejek, der vor einigen Jahren krankheitsbedingt früher aus dem Erwerbsleben ausschied, kann das. Vor 20 Jahren erwarb der Vater einer Tochter, die selbst mit einem passionierten Jäger verheiratet ist, den Jagdschein. Der Tisch ist in Sprockhövel reichlich gedeckt; Heribert Matejek berichtet von Hasen, Füchsen, Dachsen und Rehen, deren Bestände beobachtet und dann während der Jagdsaison auch geschossen werden.
Und von Wildschweinen: Die gibt es viel in Sprockhövel, allein rund um den Sirrenberg schätzt Matejek ihre Zahl auf rund acht bis zehn Rotten. Die Gründe sind vielfältig: „Es gibt ein Überangebot an Futter durch den wachsenden Maisanbau“, sagt der Waidmann. Auch Eicheln und Bucheckern im Wald bedecken die Böden, doch nach der pflanzlichen Kost verlangen die Wildschweine tierisches Eiweiß. „Das ist das Problem, sie kommen dann nachts aus dem Dickicht auf die Wiesen und Äcker und wühlen nach Würmern, Käfern, Schnecken und anderen Kleintieren“, sagt Matejek. Bei Tageslicht wird dann die Verwüstung offenbar, die sie angerichtet haben. „Die Bauern haben dadurch großen Schaden“, so der Jäger.
Er schießt nur, was er isst
Daher gibt es – abgesehen von der Phase im Frühjahr, wenn die Sauen mit den noch hilfsbedürftigen Frischlingen unterwegs sind – keine Schonzeit für die Schwarzkittel, wie die Jäger die Wildform der Schweine gerne nennen. Die Lichtverhältnisse sind in diesen Tagen zum Jagen schlecht, nur wenige Stunden bleiben da, um den gefräßigen wie zerstörerischen Tieren vom Hochstand aus nachzustellen. Nachtsichtgeräte scheiden bei der Suche aus, ebenso die Treibjagd, dafür gebe es zu viele Straßen in Sprockhövel und die Autobahn, auf die die Tiere in Panik laufen könnten.
Heribert Matejek hat einen Grundsatz, an den er sich hält: „Ich schieße nur, was ich esse“, und diese Aussage wird von seiner Frau noch unterstrichen. „Seit der Pächter am Sirrenberg ein Kühlhaus gebaut hat, müssen wir nicht mehr alles sofort verarbeiten“, sagt sie. Gesund ist das Schweinefleisch – und bio pur.
>>> INFO: Schlechtes Image, beschädigte Hochstände
Jäger haben in weiten Teilen der Bevölkerung ein schlechtes Image. Das habe sich im Lauf der vergangenen Jahre sogar noch verschlimmert, hat Heribert Matejek festgestellt.
Das Ehepaar Matejek berichtet von hetzerischen Kommentaren in den sozialen Medien, man werde sogar als „Bambi-Killer“ beschimpft. Immer wieder, sagt Heribert Matejek, würden auch Hochstände beschädigt.