Velbert. . Für Familie Günther in Nierenhof sind die Wildschweine zu einer echten Plage geworden. Jetzt graben sie sogar schon die Wiese am Haus um.

Geredet wird davon schon seit längerem, und überall in Langenberg will irgendjemand sie auch mit eigenen Augen gesehen haben. Doch dass die Wildschweine tatsächlich wieder in der Senderstadt heimisch geworden sind, ist für Familie Günther in Nierenhof inzwischen unwiderlegbar bewiesen – und zu einem echten Ärgernis geworden: Mehrfach wurde den Nebenerwerbs-Landwirten an der Kohlenstraße von einer Wildschwein-Rotte die ganze Wiese regelrecht umgepflügt.

„Sie waren ja schon seit längerem da, in der Wiese und im Wald auf der anderen Straßenseite haben wir sie im Spätsommer das erste Mal gesehen“, berichtet Barbara Günther. Inzwischen aber ist das Schwarzwild der Familie deutlich näher auf den Leib gerückt.

Wildschweine suchen im Boden Engerlinge und Würmer

„Die richten immer mehr Schaden an – jetzt kommen sie sogar bis ans Haus“, sagt die Nierenhoferin – und präsentiert dem Fotografen auch die unübersehbaren Spuren, die eine ganze Wildschwein-Rotte auf dem Gelände des kleinen Hofs an der Kohlenstraße 51 hinterlassen hat: Eine ganze Wiese haben die Sauen umgepflügt – „als sei da ein Panzer durchgefahren.“

In zwei Nächten hintereinander haben die Schwarzkittel den Günthers in der zurückliegenden Woche bereits Besuche abgestattet – und zweimal die Wiese umgewühlt. „Sie machen das wohl, um Engerlinge und Würmer aus dem Erdreich zu fressen“, haben die Günthers vom zuständigen Jagdaufseher erfahren. Der rückte zweimal an, um den Schaden an der Wiese zu beseitigen, die aufgeworfenen Löcher wieder zu schließen und die herausgerissenen Grassoden wieder einigermaßen in ihre alte Lage zurückzubringen.

Jagdpächter muss für Wildschaden durch Schweine einstehen

Eine Arbeit, die der Jagdaufseher auch im Interesse des Revierinhabers übernimmt. Sind bei Schäden, die durch Wildschweine angerichtet werden, die Pächter doch grundsätzlich für den so genannten Wildschaden ersatzpflichtig. Ein Regress, der schnell auch mal in Tausende von Euro gehen kann, wenn beipielsweise eine ganze Rotte der Allesfresser in einen Maisschlag einfällt, um sich an den saftigen Maiskolben gütlich zu tun.

Aus „Wechselwild“ ist „Standwild“ geworden

Keine zehn Jahre ist es her, da galt im benachbarten Ennepe-Ruhr-Kreis die Faustregel: „Nördlich der A1/A46 gibt es kein Schwarzwild“.

Heute kann davon keine Rede mehr sein. Nicht nur in Hattingen und Sprockhövel wurden bereits etliche Sauen erlegt. Für Förster und Jäger steht fest: Das ehemals nur vereinzelt durchziehende „Wechselwild“ ist längst zum dauern anwesenden „Standwild“ geworden.

In Langenberg meldete die WAZ schon 2011 unter dem Titel „Sie rücken näher“, dass die „Landwirte eine Invasion von Wildschweinen“ fürchteten.

Ein sicheres Zeichen gab’s dann 2013 im Wodantal: Zwei Wiesen pflügte eine Rotte dort um – über 10 000 Quadratmeter.

Ein Keiler immerhin sei vor einiger Zeit in dem Revier auch schon erlegt worden, berichtet Barbara Günther. Was jedoch wie ein Tropfen auf einen heißen Stein anmutet, wenn nun ganze Rotten direkt am Hof auftauchen. Denn: Auf die Wiesen ist die Familie angewiesen. Züchtet man doch Limousin-Rinder, die man im kleinen Umfang vermarktet. Und da kann man auf das saftige Futter, das die Wiesen liefer, schwerlich verzichten.

Eines aber ist für die Günthers kaum erklärlich: „Auch wenn eine ganze Rotte Wildschweine nachts die Wiese am Haus umpflügt, hört man nichts.“ Nicht einmal der Hund habe angeschlagen. Aber den als Wächter nachts draußen zu lassen, kommt für die Günthers nicht in Frage: Dazu wissen sie zu gut, was die Hauer des wehrhaften Schwarzwildes anrichten können.