Sprockhövel. . Ein Sexualdelikt in Sprockhövel einen Tag vor Silvester wurde von der Polizei nicht veröffentlicht. Der Grund dafür liegt beim Schutz des Opfers.
Die täglichen Neuigkeiten aus der Nachbarschaft, aus dem Ort oder der Region gibt es im Lokalteil der Zeitung, in den so genannten sozialen Medien – oder beim Hundeausführen auf der Straße. Am Montag am Gedulderweg: Zuerst sind es zwei, dann vier, zum Schluss fünf Frauen, die ihre Vierbeiner am späten Vormittag ausführen. Das Thema ist der Überfall in dieser Straße auf eine Frau am vorletzten Tag des vergangenen Jahres.
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Ihre Namen möchten die Damen nicht in der Zeitung lesen, es ist Verunsicherung zu spüren. „Ich habe es nur von der Nachbarin gehört“, sagt eine Seniorin. „Da soll ja eine Frau mit einem Messer bedroht worden sein.“ Als langjährige Leserin dieser Zeitung habe sie sich gefragt, wieso es dazu keine Meldung gegeben habe.
Angst vor dem Abendspaziergang
Im Dezember, das wissen die Hundehalterinnen alle noch genau, soll es mehrere Zwischenfälle gegeben haben: Der Raubüberfall abends auf der alten Bahntrasse zwischen Weihnachten und Neujahr, als einer Frau der Rucksack von der Schulter gerissen worden war, wurde insbesondere in den sozialen Medien von einer Frau berichtet, die abends auf dem Gedulderweg unterwegs war, sich von einem Mann verfolgt fühlte und es danach der Polizei meldete.
Im Zentrum der Aufmerksamkeit jedoch steht in Niederstüter der Übergriff auf besagte Frau. Eine der Seniorinnen kennt sie. Die Frau sei von einem Spieleabend nach Hause unterwegs gewesen, als sie von einem Unbekannten angegriffen wurde. „Ich traue mich abends nach dieser Geschichte nicht mehr raus!“
Polizei: Opferschutz hat Vorrang
„Es war ein Sexualdelikt“, bestätigt Sonja Wever von der Kreispolizei. Warum wurde dieser Fall nicht an die Presse zur Informierung der Öffentlichkeit gegeben? „Straftaten mit sexuellem Hintergrund veröffentlichen wir grundsätzlich nicht, da hat für uns der Opferschutz Vorrang“, betont die Polizeisprecherin. Dem Opfer sei es nicht zuzumuten, in der Zeitung oder im Rundfunk erneut mit dem durchlittenen Geschehen konfrontiert zu werden.
Auf die Frage, ob bei Ausklammerung der Öffentlichkeit nicht wertvolle Hinweise bei der Fahndungsarbeit unter den Tisch fallen könnten, schränkt die Sprecherin ein: „Wenn das Opfer am Gedulderweg den Täter hätte beschreiben können, hätten wir den Einzelfall geprüft und vielleicht doch die Medien informiert“, so Sonja Wever.