Oberhausen. . Das blaue Band des Rhein-Herne-Kanals trennt Oberhausen in Nord und Süd – zugleich ist die Wasserstraße eine Lebensader für die ganze Stadt.
- Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt patroulliert regelmäßig auf dem Rhein-Herne-Kanal
- An Bord der „Lirich“ ist Schiffsführer Klaus Krah aus Meiderich seit vielen Jahren der Chef
- Verkehrsregelung auf dem Kanal, Schubfahrten und Inspektionsdienst zählen zu seinen Aufgaben
Wer mit dem Motorschiff „Lirich“ des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Duisburg-Meiderich zu einer Oberhausen-Tour über den Rhein-Herne-Kanal startet, erlebt die Stadt von ihrer maritimen Seite. Schiffsführer Klaus Krah (57) ist hier seit eineinhalb Jahrzehnten der Chef an Bord. Na denn: Leinen los!
Sanft tuckert die „Lirich“ vom Oberwasser der gleichnamigen Schleuse in Richtung Osten. Der blaue Himmel spiegelt sich im Kanalwasser. Sind wir hier wirklich mitten im Ruhrgebiet? Kaum zu glauben! Ferien-Radler strampeln im Sonnenschein am Uferweg entlang. Kanuten und Ruderer bahnen sich auf dem Kanal ihren Weg.
Der Rhein-Herne-Kanal verbindet auf einer Länge von 45,6 Kilometern nicht nur zehn Städte des Ruhrgebietes, sondern er ist auch eine pulsierende Oberhausener Lebensader. Auf der rechten Uferseite taucht die Müllverbrennungsanlage auf, deren hoher Schornstein sich im Wasser spiegelt; dann folgt der kleine Hafen am Gelände der Hamm-Chemie, wo nach dem Explosionsunglück im Frühjahr längst wieder der gewohnte Geschäftsbetrieb herrscht.
Zwei weitere Mitarbeiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (WSA) begleiten uns: Thorsten Müller ist Wasserbaumeister und kennt sich in allen Fragen unter- und oberhalb des Kanalwasserspiegels allerbestens aus. Jannis Rombeck studiert an der Hochschule Bochum und will seinen Abschluss als Bauingenieur machen, um später im Außendienst des WSA arbeiten zu können.
Wer mit den beiden ins Gespräch kommt, taucht schnell ein in eine faktenreiche Kanalwelt: Insgesamt 140 Kilometer Wasserstraßen betreut das WSA von Duisburg-Meiderich aus: der Rhein-Herne-Kanal zählt dazu, aber auch der Wesel-Datteln-Kanal und der Dortmund-Ems-Kanal. Zudem kümmern sich die WSA-Fachleute um den schiffbaren Teil der Ruhr. Ein spannendes Einsatzgebiet ist das. „Ja, ich habe einen abwechslungsreichen Beruf“, bestätigt Klaus Krah, dessen Motorschiff „Lirich“ für die Verkehrsregelung auf dem Kanal, für Schubfahrten und Inspektionsdienst zuständig ist.
Einkaufswagen in der Fahrrinne
Das Echolot läuft, während wir uns weiter den Weg Richtung Osten bahnen. Die Tiefe der Fahrrinne beträgt vier Meter, doch immer wieder müssen die WSA-Teams Hindernisse bergen. Krah zeigt ein eindrucksvolles Foto: Eine Batterie von Einkaufswagen, aus dem Kanal an die Oberfläche geholt.
Riesengroß der zum Greifen nahe Gasometer; atemberaubend die sich kreuzenden Brückenkonstruktionen an seinem Fuß. Dann die Marina: Oberhausen als Yachthafen-City mit Aqua-Park und Metronom-Theater im Hintergrund. Weiter geht’s unter der Osterfelder Brücke hindurch bis in Höhe des Grüngeländes von Haus Ripshorst, wo sich am nördlichen Ufer eine schöne Reihe junger Eschenbäume sanft im Sommerwind wiegt.
>>> Vier Schiffe zählen zur Flotte
Das Motorschiff „Lirich“ wurde im Jahr 1999 auf der Werft Heinrich Grube in Hamburg gebaut. Es ist 14,9 Meter lang und 4,14 Meter breit und erreicht eine Geschwindigkeit von 13 km/h.
Das Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) in Duisburg-Meiderich hat nicht nur die „Lirich“ im Einsatz, auch das Motorschiff „Meiderich“ sowie der Schwimmgreifer „Lurch“ und das Taucherschiff „Raffelberg“ zählen zur WSA-Flotte.
Rund 400 Menschen arbeiten für das Amt, dessen Zuständigkeitsbereich die am stärksten befahrenen Binnenschifffahrtskanäle Deutschlands einschließt.
Täglich fahren rund 100 Schiffe durch die Eingangsschleusen in Duisburg-Meiderich (Rhein-Herne-Kanal) und Voerde-Friedrichsfeld (Wesel-Datteln-Kanal). Sie transportieren 32 Millionen Tonnen Güter im Jahr.
Wollte man diese Menge per Lkw transportieren, so müssten in jeder Minute zwei voll beladene 40-Tonner-Lkw zusätzlich auf den Straßen des Ruhrgebiets fahren.
>>> Der Wasserstand in den Kanälen der Region muss konstant bleiben
Das WSA kümmert sich auch um die Wasserhaltung in den Kanälen; die Höhe des Wasserspiegel wird konstant gehalten und darf nur maximal zehn Zentimeter nach oben oder unten vom Soll abweichen, damit die Binnenschiffe sicher unterwegs sein können, wie Wasserbaumeister Thorsten Müller an Bord der „Lirich“ im Gespräch mit unserer Zeitung erläuterte. Die Kanäle werden aus der Lippe gespeist, in deren Verlauf es bei Hamm ein entsprechendes Speicher-Reservoir gibt. Ergänzend wird Wasser aus Rhein und Ruhr entnommen.
>>> Brücken-Risiko an der Konrad-Adenauer-Allee
Die Brücke der Konrad-Adenauer-Allee über den Rhein-Herne-Kanal in Nähe des Kaisergartens zeigt zahlreiche tiefe Kratzspuren an ihrer Unterseite. Sie hat lediglich eine Durchfahrthöhe von 4,50 Meter; allgemein üblich sind mittlerweile 5,25 Meter Durchfahrthöhe.
Immer wieder kommt es hier zu Kollisionen, weil Binnenschiffe mit ihren Aufbauten oder auch mit dem höhenverstellbaren Steuerstand mit der Unterseite der Brücke in Berührung kommen.
Seit 2010 warnt ein orangener Anstrich an der Unterseite der Brücke die Schiffsführer vor der geringen Durchfahrtshöhe; allerdings ist das kein offizieller Warnhinweis, wie die WSA-Fachleute unterstreichen: Der orangene Anstrich wurde im Zuge des Kulturkanal-Projektes 2010 angebracht, um die Wasserstraßen-Szenerie farbig zu beleben.
>>> Fünf Schleusen von Duisburg bis Herne
Auch die Schleusen zählen zur Zuständigkeit des WSA Duisburg-Meiderich. Im Verlauf des 1914 eröffneten Rhein-Herne-Kanals gibt es insgesamt fünf Schleusen: Duisburg-Meiderich, Oberhausen-Lirich, Gelsenkirchen, Wanne-Eickel, Herne-Ost.
Für alle, die den Rhein-Herne-Kanal in Oberhausen und darüber hinaus auf seiner gesamten Länge erkunden wollen, hier noch ein Ferientipp: Die entsprechende Radwanderkarte kann auf www.kulturkanal.net heruntergeladen werden.