Oberhausen. Ehrenamtliche Helfer sollen Asylsuchende im Alltag unterstützen. Erste Interessenten haben sich nach einem Info-Abend bereits gefunden.
Die stark rückläufigen Flüchtlingszahlen schaffen endlich Luft für eine dringend notwendige Neuausrichtung der Flüchtlingsbetreuung. Das haben die Mitglieder der Flüchtlingsinitiative Oberhausen-Ost bei ihrem jüngsten Treffen festgestellt. Rund 60 Interessierte waren jüngst zusammengekommen, um eine (Zwischen-)Bilanz ihrer bisherigen ehrenamtlichen Arbeit zu ziehen.
Die Mehrzahl der in der Stadt aufgenommenen Asylsuchenden lebt mittlerweile in einer eigenen Wohnung. Für die damit verbundenen Umstände werden weitere ehrenamtliche Begleiter, so genannte Paten, gesucht.
„Das können Behörden gar nicht leisten“
„Diese Familien im Alltag zu begleiten, das können Behörden gar nicht leisten“, betonte Ines Koehne, eine der Aktiven bei der FI Ost. Sie koordiniert den Einsatz der Paten. „Das muss aus der Bürgerschaft heraus geleistet werden.“ Die Bereitschaft zu helfen, signalisierten am Ende des Treffens schon einmal spontan zwölf Teilnehmer.
Zuvor wurden die Rahmenbedingungen für ein solches Engagement diskutiert. Die Paten müssen zum Beispiel ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorlegen. Und die „Chemie“ zwischen ihnen und den Familien aus Syrien, Afghanistan oder Aserbaidschan muss natürlich stimmen.
Der Kontakt zu den Familien oder Einzelpersonen käme über die zuständige Sozialarbeiterin zustande, hieß es weiter. „Die Nachfrage nach Paten ist bei den Flüchtlingen groß“, hieß es. Denn es habe herumgesprochen, wie nützlich es sei, wenn Einheimische ihren Sachverstand zur Verfügung stellen. „Sich günstig bei Ebay einen Kleiderschrank bestellen, das können sie halt nicht, weil sie die Sprache nicht verstehen“, sagte ein erfahrener Flüchtlingsbetreuer.
Hilfestellungen im Alltag
Jeder Pate, betonte Ines Koehne, könne sich nach seinen Neigungen einbringen. Es handele sich ja um eine freiwillige, ehrenamtliche Hilfe. „Man kann gar nicht auf die Anliegen aller Familienmitglieder eingehen“, berichtete eine Frau, die bereits hilft. Mal mit zum Arzt gehen, mal helfen, den Fahrplan der Straßenbahn zu verstehen: Damit fange es meist an.
Die Hilfestellungen sind sehr praktisch und fangen bei vermeintlich einfachen Dingen an. Sehr nützlich für den Frieden mit Nachbarn in der neuen Wohnung sei es etwa, sich mit der Mülltrennung vertraut zu machen. Niemand müsse Aufgaben übernehmen, die er nicht übernehmen möchte oder kann, sagte Koehne. In schwierigen Fällen, etwa bei der Betreuung traumatisierter Menschen, übernehmen Fachleute.
Aktuell sei ganz besonders Unterstützung gefragt, Flüchtlinge davor zu bewahren, Betrügern auf den Leim zu gehen, die zum Beispiel für die bloße Besichtigung einer Wohnung kassieren würden.
Viele Aufgaben allein nicht zu bewältigen
Wenn auch die Belegung der beiden Flüchtlingsunterkünfte Vennepoth- und Stötznerschule stark rückläufig ist, so gibt es auch weiterhin Bedarf, sich um die verbliebenen Bewohner zu kümmern. Wie Pfarrer Helmut Müller berichtete, waren es in der Vennepothschule mal 170 Bewohner. Zur Zeit hielten sich dort noch 60 Personen auf, in der Stötznerschule weitere 100. Und dafür werden zum Beispiel noch dringend Helferinnen für die ehrenamtliche Arbeit mit Frauen gesucht. Der Deutschunterricht werde außerdem dadurch erschwert, klagte ein Mann, dass die Analphabeten unter den Flüchtlingen ganz andere Hinwendung bekommen müssten. Das sei aber kaum zu leisten.