Oberhausen. . Unter den Aslysuchenden in Oberhausen leben viele Minderjährige, die ohne ihre Eltern geflohen sind. Der Pflegekinderdienst der Caritas hat einige von ihnen zum Malen eingeladen
Als Nadine Schürmann die beiden Glastüren weit öffnet, strömt der intensive Geruch von Farbe ins Freie. Vier türhohe Stellwände stehen in dem Raum hinter Schürmann, sie sind mit schrillen Neonfarben und dickem Pinselstrich bemalt. Zwei Muster fallen gleich ins Auge: eine leuchtende Deutschlandfahne, gespickt von pinken Herzchen, und die Flagge von Syrien – rot, weiß schwarz, zwei grüne Sterne.
Die Künstler dieser Bilder sind Kinder und Jugendliche aus Syrien. Sie sind als Flüchtlinge auf einem besonders schweren Weg in diese Stadt gekommen: Ohne ihre Eltern ist ihnen die Flucht vor Krieg, Leid und Hunger gelungen. Auf den Stellwänden haben sie ihre Heimat und ihr neues Zuhause farbenfroh zusammengerückt.
Malkurs in die Begegnungsstätte der Flüchtlingsinitiative
In Oberhausen lebten nach letzten Angaben der Stadt mehr als 140 minderjährige unbegleitete Flüchtlinge (Stand 10. März). Sechs dieser Jugendlichen wohnen bei Pflegefamilien oder Verwandten und werden begleitet von Nadine Schürmann und ihren Kollegen beim Pflegekinderdienst der Caritas. Dieser organisiert auch Freizeitangebote für die Kinder, wie Guido Ernek von der Caritas erklärt: „Über Kreatives und Sport wollen wir ihnen Angebote schaffen, damit sie Oberhausen auch außerhalb von Schule kennenlernen können.“
An diesem Mittag wird viel gekichert. Fünf Jugendliche und Geschwister sind zu dem Malkurs in die Begegnungsstätte der Flüchtlingsinitiative „Ich bin da“ an der Marina gekommen. Künstlerin Dora Celentano hat mit ihnen über die Stadt und jenen Ort gesprochen, an dem jeder Oberhausener erkennt, dass er zu Hause ist: den Gasometer. Gemeinsam entwickeln die Jugendlichen Ideen zu Orten, zu denen sie eine persönliche Beziehung haben. Das Miteinander soll durch die Gruppenarbeit gestärkt werden, Deutsch wird geübt.
Neonfarbene Silhouetten
Sonnen, Vögel und viele Häuser zeigen die Bilder, mal gelb, mal pink, mal mit Flagge. „Guck, Deutschland“. Es fallen auch Bilder mit einem Flugzeug oder einem Boot auf dem Meer auf. Bei solchen Arbeiten sucht Schürmann dann das Gespräch mit den Kindern.
Die Stellwände tragen wiederum neonfarbene Silhouetten. Mit dem Beamer seien die Silhouetten als Schattenspiel auf die Leinwände aufgetragen worden, erklären derweil zwei 17-Jährige. Und wer ist wer? Die Kinder kichern und die Jugendlichen lächeln verschmitzt, wenn sie auf das eine oder andere Gesicht zeigen.
Mit der Übersetzung bei dem eintägigen Workshop hilft der 25-jährige Ghaith ehrenamtlich. Der Syrer gehört selbst zu den Kreativen, er fotografiert gern. In seiner Schulzeit habe es viel zu wenig Kunstunterricht gegeben, sagt er. „Deshalb finde ich dieses Angebot auch gut.“