Oberhausen. . Das Jugendhaus ist abgerissen, der Sportplatz aufgegeben. Doch die Arbeit am John-Lennon-Platz in Oberhausen stockt. Bürger erobern sich Areal zurück.
Genau 25 Jahre ist es her, dass ein bisschen britisches Flair in das Oberhausener Marienviertel eingezogen ist: Am 6. Februar 1991 haben die Mitglieder der Bezirksvertretung Alt-Oberhausen beschlossen, einen Platz in ihrem Quartier nach dem 1980 erschossenen Beatles-Musiker und Friedensaktivisten John Lennon zu benennen.
Heute liegt die früher so belebte Sport- und Jugendstätte brach. Anwohner warten seit über eineinhalb Jahren auf eine Nachricht, wann es mit dem Areal weitergeht – derweil haben Bürger die Fläche wieder für sich erobert.
Ein Katalog der Anforderungen
Eineinhalb Jahre ist es her, dass die Stadt mit ihren Bürgern über die Zukunft des John-Lennon-Platzes diskutiert hatte. Zuvor war der langjährige Sportplatz aufgegeben und das Haus der Jugend abgerissen worden. Werkstätten organisierte die Stadt, mit Bürgern erstellten Planer einen regelrechten Anforderungskatalog zur Platzentwicklung: Nur ein Drittel der Gesamtfläche sollte bebaut werden, der Rest zur Hälfte begrünt und als Gehölzstreifen genutzt werden.
Damit sollte die Stadt auf Investorensuche gehen. Bisher sei dazu nichts Neues zu vermelden, heißt es aus dem Rathaus. Klar ist, dass die Kita am John-Lennon-Platz ausgebaut wird. Gerüchte, wonach das weitläufige Areal mit über 13.700 Quadratmetern Fläche als Standort für ein Flüchtlingsheim im Gespräch sei, weist ein Stadtsprecher zurück. Laut Ratsfrau Andrea-Cora Walther ist aber die Anregung aufgenommen worden, die Umsetzbarkeit von sozialem Wohnungsbau auch für Flüchtlinge an diesem Platz zu prüfen.
Fußball, Boule und Federball
Während die Entwicklung des Areals auf sich warten lässt, haben Bürger es für sich wiederentdeckt: Auf dem 2013 aufgegebenen Bolzplatz, zuletzt Spielstätte der DJK Adler Oberhausen, wurden auf Wunsch der Bürger wieder Fußballtore aufgestellt. Heute treffen sich dort Kinder und Erwachsene zum Kicken, es wird Boule, Frisbee oder Federball gespielt, unter der Leitung eines Kreativen wird urbaner Gartenbau betrieben. „Auch wenn da ein großes Fragezeichen für den Bürger steht, wie es mit dem Platz weitergeht, wird er weiter genutzt“, sagt Guido Horn, der einst gegen den Abriss des Jugendhauses demonstrierte.
Detlef Wagner, Inhaber des am Platz ansässigen Bioladens Keimblatt, hatte zuletzt eine Anwohnerinitiative angestoßen, Rasen auf der früheren Sportstätte auszusäen. „Mit dem Grün hat sich das Klima sehr verbessert“, sagt er. Sein Wunsch: Auch wenn die Bebauung noch nicht umgesetzt werden könne, möge doch schon die Grünfläche angelegt werden.
Politische Folgen der Jugendhaus-Debatte
Sie haben gekämpft und getrauert: 2012 wurde bekannt, dass die Stadt das Haus der Jugend am John-Lennon-Platz aufgeben will. Anwohner protestierten, setzten ihre Hoffnung in den Denkmalschutz und Gutachten – aber vergeblich. 2013 startete der Abriss. Anwohner beflaggten Bäume mit Trauerbändern.
Der Kampf ums Jugendhaus brachte eine Initiative und später den Bürgerverein „Wir sind Oberhausen“ hervor. Einige Akteure gründeten kurz vor der Kommunalwahl 2014 das Bündnis Oberhausener Bürger (BOB), das aus dem Stand in den Stadtrat einzog. Von BOB spaltete sich später die Bürgerliste ab.