Oberhausen. . Das Zentrum für Integration und Bildung in Oberhausen hat einen Leseclub ins Leben gerufen. 13 Kinder treffen sich zum Schmökern, Recherchieren und Spielen

Zielstrebig steuert die sechsjährige Amira auf das Bücherregal zu. Zwischen den zahlreichen Bilderbüchern, Tastbüchern und Büchern mit Musik wird sie schließlich fündig: Mit dem Buch unterm Arm macht sie es sich auf einem der drei großen Sitzsäcke gemütlich. „Elmar der Elefant“ heißt es auf dem Buchumschlag. „Das Buch ist der Renner bei den Kindern“, sagt Serap Tanis, Koordinatorin des Zentrums für Integration und Bildung (ZIB). Dort treffen sich von montags bis mittwochs von 14 Uhr bis 16.30 Uhr, Kinder, um im neuen Leseclub zu lesen, zu spielen und Zeit zu verbringen.

Auf die Idee, einen Leseclub in Oberhausen zu eröffnen, kam Serap Tanis bei einer städtischen Bildungskonferenz. Dort erfuhr sie von zwei anderen Leseclubs der Stadt. „Ich wusste direkt: Das ist für unsere Einrichtung ideal.“ Ermöglicht wurde der Club wenig später durch das Förderprogramm „Bildung macht stark. Bündnisse für Bildung“ des Bundesbildungsministeriums und der Stiftung Lesen. Partner ist die Sankt Martin Grundschule.

Ausstattung im Wert von 3000 Euro

Im ZIB haben die Kinder einen eigenen Raum für sich. Und der kann sich sehen lassen: Zwei Bücherregale, mehrere Sitzsäcke, ein Sofa und ein Tisch mit Stühlen finden darin Platz. Insgesamt hat die Ausstattung einen Wert von 3000 Euro. „Die Bücher sind für uns natürlich das Wichtigste“, sagt Tanis. Und darauf sind die Kinder mächtig stolz. „Sie spüren, dass es neue Bücher sind.“ Derzeit lesen 13 Kinder im Club. Er ist offen für alle Jungen und Mädchen in der Umgebung. Tanis sieht hier mehrere Vorteile: „Es gibt es die Möglichkeit, in einem geschlossenen und geschützten Raum das Lesen zu üben.“ Anders als es manchmal in der Schule vorkäme, werde niemand ausgelacht. „Außerdem können sich die Kinder durchs Lesen einen reichhaltigen Wortschatz aneignen.“ Nicht nur im Sprachgebrauch macht sich das neue Hobby bemerkbar. „Der Club ist für zurückhaltende Kinder super. Sie bekommen durch das Vorlesen so viel mehr Selbstbewusstsein“, sagt Nilifer Tokucu, Hauptverantwortliche für den Leseclub.

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Im Bücherregal finden sich auch mehrsprachige Bücher. So auch die Geschichte von Elmar dem Elefanten, die auf Deutsch und Arabisch geschrieben ist. „Durch das mehrsprachige Team kann also auch auf Arabisch vorgelesen werden“, sagt Tanis.

Abwechslung im Leseclub

Schnell wird klar: Hier ist besonders die Abwechslung wichtig. „Man denkt immer Lesen bedeutet nur Lesen im Buch“, sagt Serap Tanis. Dabei gäbe es noch viele andere Möglichkeiten. „Wir recherchieren mit den Kindern im Internet. Wir schreiben selbst Texte und lesen sie gemeinsam.“ Zusätzlich steht eine Vielzahl an Spielen und Zeitschriften zur Verfügung. „Das sind Dinge, für die Zuhause meist das Geld fehlt.“

Damit die Texte auch wirklich richtig gelesen werden, überlegt sich das Team immer neue Aufgaben zu den Büchern. „Manchmal stellen wir Fragen oder basteln Memories zu den Hauptfiguren“, erklärt Tokucu. Im Moment üben alle ein Bühnenstück ein. „Eines der Bücher haben die Kinder so toll vorgelesen, dass wir uns spontan entschieden haben, ein Theaterstück daraus zu machen.“ Besonders schön findet Tokucu, dass sich die Kinder auch Zuhause mit dem Stück beschäftigen. „Sie machen sich Gedanken über die Kostüme und lernen die Texte auswendig. Sie binden sogar ihre Eltern mit ein.“ Manchmal, sagt Tanis, erscheinen die Kinder dann sogar mit Begleitung zum Leseclub. „Wir wollen alle erreichen.“

Mittlerweile haben sich noch einige Clubmitglieder auf die Sitzsäcke rund um Amira verteilt und hören ihr gespannt zu. „Die haben sich gefunden“, beobachtet Tanis das Geschehen fröhlich. Trotzdem betont sie: „Hier gehört jeder zur Gruppe. Wir sind kein geschlossener Club. Wir sind offen.“