Beim neunten Oberhausener Lesetag drehte sich alles um das Motto „Lesen mit Musik“.Zahlreiche Aktionen in der ganzen Stadt brachten Jung und Alt zum Lesen
Es ist ganz still im Raum. Das Licht ist gedimmt, nur ein Scheinwerfer leuchtet auf Tobias Brecklinghaus, der über ein Buch gebeugt an einem Tisch sitzt und vorliest. Die Kinder hören gebannt ihrem Vorlesenden zu. „Und jetzt mal mit einem spanischen Akzent!“, wird aus dem Publikum gerufen. Gesagt, getan. Dann ist es allerdings dahin mit der Stille und die Schülerinnen und Schüler der Klassen 3a und 3b der Brüder-Grimm-Schule können ihr Lachen nicht mehr zurückhalten.
Für sie verwandelte sich das Tonstudio der „Tresohr Studios“ gestern in einen Vorlesesaal. „Wenn wir die Kinder so zum Lesen animiert haben, freuen wir uns natürlich“, sagt Carsten Wrede, Geschäftsführer der Tresohr Studios. Mit Tobias Brecklinghaus als Vorleser, der bereits als Sprecher aus verschiedenen Hörspielen und Serien bekannt ist, einer Führung durch die Tonstudios und einer Live-Aufnahme der Lesung wird auf jeden Fall für Begeisterung bei den Kindern gesorgt.
Doch nicht nur in den Tresohr Studios dreht sich am Freitag alles ums (Vor-)Lesen. Beim diesjährigen Lesetag beteiligen sich wieder zahlreiche Organisationen in Oberhausen und lassen sich hübsche Aktionen einfallen. Wir machen uns auf eine Reise durch die Lesestadt.
In einem Klassenraum der Concordiaschule sitzen zehn Schüler gespannt in einem Stuhlkreis. Der Vorleser klappt das Buch zu und fragt, was denn das Schönste an der Geschichte gewesen sei. „Mir hat es gut gefallen, dass es unterschiedliche Stimmen gab“, sagt Philipp. Einem Mädchen brennt eine ganz andere Frage unter den Nägeln: „Wohnst du in einer Villa?“ Schließlich ist es Daniel Schranz, der da das Buch „Ich und du und der Drache Fu“ in der Hand hält. Der Oberbürgermeister lässt es sich nicht nehmen, an diesem Tag selbst Vorleser zu sein. „Das ist etwas, was ich auch gerne mache. In den letzten Jahren habe ich selber viel vorgelesen“, erklärt der Familienvater. Aber in der Concordiaschule und der Kindertageseinrichtung City West warten noch andere Aktionen auf die Leseratten. „Wir haben auch zwei- und mehrsprachige Angebote. Da sind wir sehr stolz drauf“, betont Schulleiterin Claudia Amann.
Sozialdezernentin erzählt Märchen
Auch im Zentrum für Integration und Bildung (ZIB) kommen Menschen zusammen, die mehr als eine Sprache sprechen – einige von ihnen sind Flüchtlinge. Sozialdezernentin Elke Münich macht es sich mit vier anderen Vorleserinnen auf dem Sofa gemütlich, um auf Arabisch, Russisch, Albanisch, Englisch und Deutsch die Geschichte der Bremer Stadtmusikanten zu erzählen – und danach den neuen Leseclub zu eröffnen. Serap Tanis, Koordinatorin der ZIB-Bildungsinitiative, weiß um die Bedeutung des Lesetags: „Lesen ist die Grundlage für alles heutzutage. Und es schenkt Kindern Selbstvertrauen.“
Bunte Gardekostüme und Beine, die in die Luft geworfen werden: In der Kinderbibliothek sind die Kinder- und Juniorgarde der Großen Osterfelder Karnevalsgesellschaft zu Gast. Und auch Vorleserin Silvia Dintner begleitet ihre Geschichten musikalisch – mit der Blockflöte.