Oberhausen. . Jürgen Leemhuis ist als Uhrmachermeister für Uhren Schmiemann tätig. Doch zehn Tage im Monat verbringt er bei seiner Familie auf Mallorca.
Jürgen Leemhuis weiß, wann es Zeit ist zu gehen. Das Ticken der Uhr ist der Pulsschlag seines Lebens. Den Rädern im Innern seiner technischen Wunderwerke gleich, bleibt er in Bewegung. Diesmal hat ihn sein Weg für eine Weile nach Oberhausen geführt. Für seinen Alltag auf Mallorca bedeutet das eine gut zweiwöchige Auszeit pro Monat.
Konzentriert sitzt der 46-Jährige an seinem Arbeitsplatz. Das Material unter seiner Lupe ist nicht einmal millimetergroß. Fingerfertigkeit und ein gutes Auge machen ihn zu einem der weltweit begehrtesten Handwerker: Leemhuis gehört zu den vier Uhrmacher-Meistern von Uhren Schmiemann.
In Bad Bentheim geboren, war von frühester Kindheit an kein technisches Gerät vor ihm sicher. „Wenn bei uns etwas kaputt ging, hieß es immer: Gib’ das dem Jürgen, der kriegt das wieder hin!“ Und so war es. Jürgen reparierte Radios, Waschmaschinen und – alte Uhren.
Als er sich nach der Realschule bei der Berufsberatung nach Handwerksberufen erkundigte, versuchten die Mitarbeiter, ihm das Handwerk des Uhrmachers auszureden. Denn damals, 1985, stand selbst für renommierte Hersteller die Zeit still. Die „Quarzkrise“ ließ in den Firmen die Alarmglocken klingeln, viele bangten um ihre Existenz. „Quarzuhren mit Billiguhrwerken aus Asien drängten auf den Markt, die mechanischen galten plötzlich als zu teuer und unmodern“, erinnert sich Leemhuis noch gut.
Doch seit Leemhuis erkannt hatte, wie ein Rad ins nächste greift, zog ihn das Zeigerwerk seines Herzens in diese eine Richtung. In einem Familienbetrieb in Nordholm erhielt er einen Ausbildungsplatz – und sollte der einzige Schüler seiner Abgangsklasse werden, der sofort eine Lehrstelle fand.
Für Rolex zertifiziert
Nach der Meisterschule in Arnsberg und Düsseldorf verschaffte ihm ein Auktionshaus in Mönchengladbach die Bandbreite, die er suchte. Drei Jahre lang war er bald darauf für den deutschen Rolex-Hauptsitz in Köln tätig. 1999, im Urlaub auf Mallorca, warf er einen Blick in sein altes, inzwischen ausgewandertes Auktionshaus. „Die suchten dort einen Uhrmacher.“ Ein halbes Jahr wollte Leemhuis bleiben. Aus Monaten wurde 15 Jahre. In einer Tapas-Bar lernte er seine spätere Frau kennen. Für die Schiffsoffizierin vom spanischen Festland und den Uhrmachermeister aus Deutschland wurde die Insel zum Heimathafen.
Ihre beiden Kinder Marco (9) und Sophia (5) gehen dort zur Schule, in den Kindergarten. Leemhuis arbeitete gerade für einen spanischen Uhrenladen, als sich stürmische Zeiten ankündigten. Sein alter Lehrlingskollege Hartmut Bardenhorst kam zu Besuch. Der ist heute als Geschäftsführer für Uhren Schmiemann in Oberhausen tätig und machte Urlaub auf Mallorca. „Er besuchte mich, wir schwelgten in Erinnerungen und schon hatte ich mein nächstes Jobangebot.“
Leemhuis reiste nach Oberhausen und sah sich den Laden an. „Die Kollegen waren nett und sind hochprofessionell, das ist wichtig in unserer Branche, denn wir arbeiten auf engstem Raum.“ Die Werkstatt bei Schmiemann ist so klein allerdings nicht. Professionell aber allemal. Sie ist unter anderem zertifiziert für die Reparatur von Rolex, Breitling, Omega, um nur einige zu nennen. Eine Herausforderung, die Leemhuis gerne annahm. Überstunden und Urlaubstage teilt er sich auf, so kann er zehn Tage im Monat bei seiner Familie auf Mallorca verbringen. Zwei Jahre will er noch in Oberhausen bleiben, dann sehen, wohin ihn sein Berufspendel verschlägt...