Oberhausen. . Seit 20 Jahren hilft der Verein „Fort-Schritt im Revier“ im Osten von Oberhausen behinderten Kindern. Das Training soll Beweglichkeit verbessern.

Einige Eltern nehmen jede Woche 100 Kilometer und mehr Fahrstrecke auf sich, um ihrem behinderten Kind die dreistündigen Übungen im Zentrum für Konduktive Therapie an der Falkensteinstraße zu ermöglichen. Jüngst feierte der Trägerverein des Zentrums „Fort-Schritt im Revier“, sein 20-jähriges Bestehen.

Die vier in Ungarn ausgebildeten hauptamtlichen Therapeutinnen des Vereins demonstrierten den Besuchern dabei, wie sie es schaffen, die Beweglichkeit der Kinder zu verbessern. Denn die sind seit ihrer Geburt an Zerebraler Parese erkrankt, einer Lähmung der unteren Extremitäten, die mit anderen Behinderungen einhergehen kann.

Bericht im Fernsehen gab Anstoß

„Dafür gab es früher nur die herkömmliche Krankengymnastik“, sagt Udo Fischer, der Erste Vorsitzende und Geschäftsführer des Vereins. Bei seinem Sohn, inzwischen 28 Jahre alt, habe sie in den ersten sechs Lebensjahren auch gute Fortschritte erbracht, dann aber nicht mehr. Zufällig sahen Fischer und seine Frau Ute im Fernsehen damals einen Bericht über die in Ungarn entwickelte Konduktive Therapie. Und sie beschlossen, sie auch im Ruhrgebiet anzubieten. 1995 wurde der Verein gegründet. 1996 bezog er das Haus an der Falkensteinstraße 20.

„Zur Zeit haben wir 45 Kinder in Therapie“, berichtete Fischer. Das Konduktive Zentrum wird aber auch von Patienten nach Schlaganfall, mit Parkinson und Multipler Sklerose (MS) besucht. Sie alle müssen die Therapie aber selbst bezahlen. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen sie nicht. Dafür kooperiert das Zentrum eng mit der Sozialpädiatrie am Evangelischen Krankenhaus Oberhausen (EKO). „Die Konduktive Therapie ist ein wunderbares Verfahren, um Kinder auf die Füße zu kriegen“, sagt dessen Leiter Dr. Joachim Opp. Es handele sich um ein anspruchsvolles Trainingsprogramm, das die Kinder fit für den Alltag mache. Dabei würden Ansätze verschiedener Therapieformen zusammengeführt, daher der Name „konduktiv“ (zusammenführend).

Kinder üben Bewegungsabläufe ein

Die Kinder werden von den Therapeutinnen mit einem eingängigen Gesang begleitet. Darin sind feste Handlungen eingebettet, die zur festen Gewohnheit werden. Wie in einem Ritual werden Bewegungsabläufe eingeübt, um die Entwicklungsverzögerungen aufzufangen. Denn die Betroffenen kommen verspätet oder gar nicht zum Krabbeln und zum Sitzen.

„Ohne diese Therapie wäre meine Tochter (22) heute weniger weit. Immerhin kann sie am Rollator gehen“, berichtet Heike Schulz aus Gladbeck über ihre Erfahrungen. Nach wenigen Wochen habe das Kind alleine auf dem Boden sitzen können. Heute kämpft ihre Mutter darum, dass das Sozialamt die Kosten der aktuellen Therapie als Eingliederungshilfe übernimmt. „Eine zermürbende Sache.“

„Es geht stetig vorwärts“, meint Andrea Wilke aus Rheurdt, die mit Tochter Pauline (7) erst in Block-Therapie an der Falkensteinstraße war, seit anderthalb Jahren aber regelmäßig dort ist.