Oberhausen. St.-Josef-Hospital hat als einzige Klinik in Oberhausen eine Spezialabteilung. In der so genannten Stroke Unit gibt es acht Überwachungsplätze.

96 Menschen starben 2013 in Oberhausen an einem Schlaganfall – 16 mehr als ein Jahr zuvor. Laut einer Studie des Landesstatistikamtes waren vor allem 85-Jährige und ältere betroffen (insgesamt 41). Dabei wird gerade in Oberhausen viel getan, um genau dies zu verhindern.

Vor knapp fünf Jahren nahm die Stroke Unit am St.-Josef-Hospital (Mülheimer Straße 83, Katholisches Klinikum Oberhausen) ihre Arbeit auf. Es ist die einzige Abteilung in der Stadt, die sich auf die Versorgung von akut Schlaganfall-Betroffenen spezialisiert hat. Acht Überwachungsplätze gibt es dort. Mit der Feuerwehr erarbeitete das Ärzteteam um Chefarzt Dr. Christoph Zimmermann ein Regelwerk, das den Rettungskräften dabei hilft, die richtigen Maßnahmen zu treffen.

„Wenn jemand am Telefon sagt, der Partner könnte einen Schlaganfall erlitten haben, fährt immer auch ein Notarzt mit raus“, gibt Zimmermann nur ein Beispiel. Außerdem werde umgehend die Stroke Unit informiert. Alles andere erfolgt im Minutentakt.

Eintreffen in der allgemeinen Notfall-Ambulanz. Sofortige Blutentnahme. „Nach zwei bis drei Minuten haben wir bereits alle erforderlichen Ergebnisse“, erläutert Oberärztin Dr. Barbara Fauser. Dann geht es ab in die Computertomographie. Denn nur dort kann geklärt werden: Hat eine Blutung den Schlaganfall ausgelöst oder verstopft ein Gerinnsel eine Ader? „Bei einem Gerinnsel können wir unter Umständen Medikamente zur maximalen Blutverdünnung einsetzen, die den Verschluss auflösen“, führt Fauser aus. Allerdings dürfe dieses Medikament nicht eingesetzt werden, wenn ein Patient bereits Blutverdünner nimmt oder an Magengeschwüren leidet. Bis alle Voruntersuchungen durchgeführt sind, vergehen in der Regel 60 Minuten. „Wir liegen bei 40“, sagt Fauser stolz. Die Oberärztin weiß: „Es zählt jede Minute, denn abgestorbene Hirnzellen können wir nicht wiederbeleben.“

Gerinnsel per Katheder entfernen

Sitzt bereits eine ganze Ader zu, kann das Gerinnsel in vielen Fällen sogar per Katheder wieder entfernt werden. „Dafür bringen wir unsere Patienten unter ständiger Überwachung meist zur Uniklinik Essen“, erläutert Zimmermann. Denn die seien auf diese Methode spezialisiert. „Wir hatten hier mal eine Patientin, die halbseitig gelähmt war und nicht mehr sprechen konnte“, berichtet Fauser. In der Halsschlagader der Frau hätte sich ein sieben Zentimeter langes Blutgerinnsel festgesetzt. „Als sie aus Essen zurückkam, hatte sie nichts mehr.“

Die ersten 4,5 Stunden nach einem Schlaganfall seien entscheidend, weiß Fauser, „weil dann noch viel rückgängig gemacht werden kann“. Vor allem in den ersten 72 Stunden erfolge häufig ein zweiter Anfall. Immerhin: „Die Zahl der Patienten, die innerhalb der ersten Stunde nach einem akuten Anfall zu uns gekommen sind, hat sich in den letzten zwei Jahren von 7 auf 16 Prozent mehr als verdoppelt“, freut sich Zimmermann. Die meisten Patienten der Stroke Unit seien zwischen 65 und 85 Jahren alt.

Dass die Zahl der Todesfälle durch einen Schlaganfall in Oberhausen gestiegen ist, liege wohl vor allem am immer höheren Lebensalter der Betroffenen. So nehmen etwa Herzrhythmusstörungen im Alter zu. „Vor allem das Vorhofflimmern, das zwar nicht akut lebensbedrohlich ist, aber langfristig das Risiko für einen Schlaganfall deutlich erhöht“, betont Zimmermann. Zu den größten Risikofaktoren gehörten außerdem Bluthochdruck, Gefäßverkalkung, Diabetes, erhöhte Cholesterinwerte und das Rauchen.