Oberhausen. Quali-Net O. und Stoag unternehmen eine ungewöhnliche Gesundheitskontrolle in der Straßenbahnline 112. Während der Messung kamen Fahrgast und Arzt miteinander ins Gespräch. Der Vorteil des abgefahrenen Aktion: Die Fahrgäste sitzen entspannt auf den Plätzen.
Einer vorne, einer in der Mitte und einer hinten in der Straßenbahn: Wie Fahrkartenkontrolleure postierten sich gestern Mittag drei Fachärzte in der Bahnlinie 112. Freundlich sprachen sie die Fahrgäste an, doch ihr Interesse galt nicht dem gültigen Fahrschein.
„Haben Sie sich schon einmal den Blutdruck messen lassen und möchten Sie, dass ich das jetzt einmal bei Ihnen mache?“ Manschette und Stethoskop reichen als „Werkzeug“ dazu aus. Während der Messung kamen Fahrgast und Arzt miteinander ins Gespräch.
Blutdruck-Pass und Ratschlag
Gut zu tun hatten der Allgemeinmediziner Dr. Mansoor Balilevand, der Rheumatologe Dr. Ertan Saracbasi-Zender und Dr. Martina Neuber, Fachärztin für Innere Medizin, auf der Fahrstrecke vom Sterkrader Neumarkt zur Mülheimer Endhaltestelle am Kaiserplatz, denn kaum jemand lehnte ihre Dienstleistung ab. Fahrzeit: Eine Stunde und 20 Minuten. Wer mochte, bekam einen Blutdruck-Pass mit dem gemessenen Wert und bei Bedarf einen Ratschlag.
Kultur, Lesungen oder Musik hat die Stoag in Oberhausen ja schon häufiger auf die Strecke geschickt, ein Blutdruck-Messteam erst zum zweiten Mal. „Eine abgefahrene Gesundheitsaktion“, sagt Stoag-Sprecherin Sabine Müller. „Vor zwei Jahren haben wir sie schon einmal sehr erfolgreich durchgeführt. Anlass ist der Welt-Hypertonietag am 17. Mai. Doch der kam wegen des Sonntags und des langen Wochenendes nach dem Feiertag nicht in Frage. Deshalb ziehen wir den Termin einfach vor.“
Bluthochdruck bleibt unbemerkt
„120 zu 80 ist der goldene Wert“, sagt Dr. Balilevand, 140 zu 90 liegt noch im Toleranzbereich, höhere Werte sind reparaturbedürftig.“ Das bedeute, dass eine Tablette helfen sollte, den Druck zu senken, um Gefäßschäden oder gar einem Schlaganfall vorzubeugen. Etwas bewirken könnten natürlich auch Bewegung, spazieren, radeln oder schwimmen sowie eine fettarme Ernährung.
Das Fatale am Bluthochdruck sei, dass die meisten Betroffenen davon nichts merkten, erklärt Dr. Neuber. „Wenn Sie den Patienten dann einstellen, geht es ihm oft zunächst schlechter als zuvor, denn der Körper gewöhnt sich schnell an den zu hohen Blutdruck.“
Ärger oder Aufregung könnten den Blutdruck steigern
Warum gerade die Straßenbahn ein guter öffentlicher Ort ist, um die Messaktion durchzuführen, erklärt Dr. Ertan Saracbasi-Zender: „Die Leute sitzen recht entspannt und stressfrei da.“
Sind sie allerdings gerannt, um die Bahn zu erreichen, sollte die Messung nicht durchgeführt werden. Ärger oder Aufregung könnten den Blutdruck steigern – in der Praxis manchmal wegen des Weißkitteleffekts.
Die Selbstkontrolle funktioniere auch, doch Dr. Neuber warnt: „Nicht jedes Messgerät ist für jeden Patienten geeignet.“