Lirich. Die Schleuse und der Westfriedhof sind Anziehungspunkte in dem Oberhausener Stadtteil Lirich. Integration von Flüchtlingen als Aufgabe.

Ein Ortsteil geprägt durch Zuwanderung, mit einigen Problemen, aber auch vielen Chancen: Lirich, das begrenzt durch Rhein-Herne-Kanal, Autobahnen und Eisenbahnstrecken im Oberhausener Südwesten gelegen ist, hat durchaus einige Pfunde, mit denen gewuchert werden kann.

Die Nachbarschaften seien intakt, zudem gebe es „das beste Eis der Stadt“ bei San Marco an der Wilmsstraße, heißt es reihum von den Vertretern des Ortsteils, welche die Redaktion zum Gespräch eingeladen hat. Mit der Schleuse und dem Westfriedhof gibt es weiterhin zwei Naherholungsziele im Ortsteil. Als Herausforderung wird die Unterbringung und Integration von Flüchtlingen gesehen, die an der Duisburger und der Ruhrorter Straße unterkommen.

„Das Gute an Lirich ist, dass es einen gewissen dörflichen Charakter hat“, findet Dorothea Keil, Gemeindereferentin in St. Katharina. Die Nachbarn untereinander kennen sich oft, man komme ins Gespräch. Zugezogene, so wie Keil, bekommen dies mitunter zu spüren. „Sie wohnen ja noch nicht lange hier“, diese Aussage bekomme die Gemeindereferentin in schöner Regelmäßigkeit zu hören – meist jedoch mit einem Augenzwinkern versehen.

Sehenswertes „altes Lirich“

Generell gebe es einige schöne Ecken in Lirich. Für Keil gehört der Westfriedhof unbedingt dazu. „Durch seinen Parkcharakter ist es schon fast ein Naherholungsgebiet.“ Die Schleuse mit dem Treiben der Binnenschiffer sei ein weiterer Anziehungspunkt, sagt Bernd Pöhlmann von der Interessengemeinschaft Lirich. „Auch das alte Lirich, rund um Katharinen-, Wunder- und Wilmsstraße, ist sehenswert.“

Pöhlmann merkt an, dass in den vergangenen Jahren viele Gaststätten im Ortsteil ihre Türen für immer geschlossen haben. „Wir haben nun in Lirich einige Vereine, die nicht mehr genau wissen, wohin sie sollen.“ Auch Kritik an der Verkehrssituation an der Duisburger Straße äußert er. „Das ganze Drumherum mit den Arbeiten hat zu lange gedauert, das hätte die Stadt besser regeln können.“

Gute Nachbarschaften sieht Reiner Lorenz, Liricher und Mitarbeiter des Stadtteilbüros „Projekt-Team City“. „Anders als in Neubaugebieten redet man miteinander, unterstützt seine Nachbarn.“ Insgesamt gebe es eine gute Durchmischung, ältere, aber auch jüngere Anwohner leben in Lirich zusammen.

Heike Beier vom Stadtteilprojekt „Wohnpark Bebelstraße“ plädiert dafür, frühzeitig für Begegnungen zwischen den Lirichern und den Flüchtlingen zu sorgen, die bald im Ortsteil in Unterkünften leben werden. „Wenn man für ein Kennenlernen sorgt, können Spannungen schon im Vorhinein verhindert werden.“

Siedlung Gustavstraße: „unbedingt erhaltenswert“

Weiterhin enormen Sanierungsbedarf hat die Siedlung Gustavstraße – die freistehenden Häuser, die für die Arbeiter der Zinkfabrik Altenberg ab den 1890er Jahren im Bereich Gustav- und Wernerstraße errichtet wurden, sind in die Jahre gekommen. „Die Siedlung ist unbedingt erhaltenswert“, sagt Heike Beier. Unterstützung erhält sie von Dorothea Keil. „Ich hatte kürzlich Besuch aus dem Sauerland. So eine Siedlung gibt es dort nicht, waren die Sauerländer von dem Anblick begeistert.“

Reiner Lorenz weist auf die schwierige Finanzlage der Stadt Oberhausen hin – 1978 ging die Siedlung zusammen mit dem Altenberger Betriebsgelände an die Stadt Oberhausen über. „Nur durch die Mietzahlungen der Anwohner ist eine Sanierung nicht finanzierbar.“ Darum sei es dringend erforderlich Drittmittel einzuholen, immerhin steht die Siedlung unter Denkmalschutz. „Die Bewohner der Siedlung sind sehr aktiv. Die, die ich persönlich kenne, leben sehr gerne dort“, ergänzt Heike Beier.