Oberhausen. . Junge Arbeitslose säen, pflegen und werkeln in den Gärten der Ruhrwerkstatt Oberhausen. Die Tomaten und Bohnen gehen an die Tafel.
Bis vor wenigen Monaten hatte Ann-Kathrin Hardt keine Ahnung vom Gärtnern. Heute schlendert sie vorbei an angelegten Hochbeeten mit Salatpflanzen, Möhren, Tomaten und anderem Gemüse und erklärt, wie man Grünkohl pikiert. Pikieren? „Ja, so heißt es, wenn man das junge Gemüse umpflanzt“, erklärt sie. Die 24-Jährige ist eine von 19 jungen Leuten ohne Job, die noch bis Ende November in den Tafelgärten der Ruhrwerkstatt arbeiten – ein Projekt für Langzeitarbeitslose unter 25 Jahren, gefördert durch das Jobcenter Oberhausen.
Die Ernte ist in vollem Gang. Und so stand auch gestern zum Sommerfest, wie so oft, ein Wagen der Oberhausener Tafel auf dem Gelände am Max-Planck-Ring, um kistenweise Zucchini, Salat, Tomaten und Bohnen abzuholen. Denn, der Name lässt es vermuten: Die Ernte geht regelmäßig an diese Einrichtung.
Schaukel aus Birkenstämmen
Seit zwei Jahren gibt es die Tafelgärten in Oberhausen. Die Idee, die dahinter steckt: Junge Langzeitarbeitslose, die weder eine Perspektive auf eine baldige Ausbildung noch auf einen Job haben, sollen lernen, Verantwortung zu übernehmen und feste Strukturen in ihr Leben zu bekommen. Montags bis freitags arbeiten sie von 8 bis 14 Uhr in dem Garten. „Die Teilnehmer sollen auch lernen, dass ihre Arbeit etwas bewirkt“, sagt Renate Weiß von der Ruhrwerkstatt. „Hey, diese Tomate ist lecker knackig rot, weil ich sie ordentlich gepflegt habe.“ Das schafft Selbstvertrauen.
Maßnahme kostet rund 60.000 Euro
Für die Förderung durch das Oberhausener Jobcenter muss die Ruhrwerkstatt jedes Jahr aufs Neue einen Antrag stellen – der also auch jedes Jahr erneut bewilligt werden muss. Etwa 60.000 Euro kostet es, die 19 Jugendlichen acht Monate in den Gärten zu beschäftigen – inklusive der Personal- und Sachkosten.
Geld, das in den Augen von Jobcenter-Sprecher Josef Vogt gut angelegt ist: „Der Erfolg des Projektes lässt sich nicht wie bei anderen Maßnahmen daran messen, wie viele Jugendliche im Anschluss vermittelt werden“, erklärt er. „Hier geht es darum, die Teilnehmer zu festigen, ihnen Selbstbewusstsein zu geben.“
Auch Dennis Kaune, Christopher Gerats und Gino Romano Dentini gehen gestärkt aus den ersten Monaten der Maßnahme. Die drei haben eine Hollywoodschaukel gebaut. „Aus Materialien, die wir eh hier hatten“, erklärt Christopher Gerats: Birkenstämme und alte Paletten. Dennis Kaune und er haben das Gestell gebaut, Gino Romano Dentini die Sitzfläche. „Ist gut geworden, die Schaukel hält locker vier Personen“, sagt der 24-jährige Christopher Gerats stolz.
Der Erfolg freut auch Ute Bramkamp von der Ruhrwerkstatt. Die Gartenbautechnikerin leitet die Gruppe an. „Die Teilnehmer bringen sich aber auch jeder für sich mit ein“, sagt sie. Und genau so haben es sich die Verantwortlichen vorgestellt: „Uns geht es nicht darum, die Leute hier sechs Stunden zu beschäftigen“, erklärt Bramkamp. „Sie sollen erkennen, dass sie was können, dass ihre Arbeit etwas bewirkt und dass sie Verantwortung für ihr Tun übernehmen.“